Felix Lobrecht spricht in einem nun erschienen Interview offen über seine kürzlich diagnostizierte Krankheit.
Felix Lobrecht über seine Krankheit„Die Diagnose verändert den Blick auf mein ganzes Leben“
„Sonne und Beton“ heißt der Film, den Comedian Felix Lobrecht zusammen mit Regisseur David Wnendt nun in die deutschen Kinos bringt (ab 2. März 2023), eine Verfilmung seines 2017 erschienen gleichnamigen Bestseller-Romans. Der Inhalt: eine Jugend in Berlin-Neukölln, mit all ihrer Härte. Eine Jugend, wie auch Lobrecht selbst sie erlebt hat.
In einem nun erschienen Interview spricht er nicht nur über seine Vergangenheit und den Film, sondern auch über eine jüngst erhaltene Diagnose. Sie verändere den Blick auf sein ganzes Leben, erklärt er.
Felix Lobrecht über seine Krankheit und seinen Film „Sonne und Beton“
Gegenüber dem „Stern“ erzählt Felix Lobrecht, dass es ihm mit seinem Buch und dem Film darum gehe, endlich eine authentische Geschichte aus Neukölln zu erzählen. „Es gab zwar zwei Neukölln-Bücher, aber da habe ich in jedem Satz rausgelesen, dass der Autor mindestens aus Hannover kommt. Die Details stimmten nicht“, sagt der Comedian.Hier an unserer Umfrage teilnehmen:
Lobrecht ärgert aber nicht nur die wenig realistischen Darstellungen seiner Heimat, sondern auch die Berichterstattung über seine Person – vor allem, wenn die Überschrift dazu „Millionär aus dem Ghetto“ lautet. „Ich komme weder aus dem Ghetto, noch war ich zum Zeitpunkt des Interviews Millionär“, erklärt der Comedian. Das habe ihm wieder einmal gezeigt, „wie aus bildungsbürgerlichen Milieus auf uns geguckt wird“.
Felix Lobrecht: „Das fand ich respektlos“
Lobrecht: „Ich kenne das vom Gymnasium, von der Uni, den Poetry-Slam-Zeiten. Oft, wenn ich mich außerhalb meiner sogenannten Schicht bewege, begegnet man mir mit einer gewissen Arroganz.“ Er sei zum Zeitpunkt des Interviews erfolgreicher Künstler gewesen, sei aber dargestellt worden als der „Proll, der irgendwelche Mädels bezirzt“. „Das fand ich respektlos. Und, wie gesagt, prototypisch dafür, wie man von oben auf uns schaut.“
Gleichzeitig erklärt Lobrecht auch, wie er stattdessen gern gesehen werden würde: „Einfach als Felix Lobrecht. Als Comedian, als Podcaster. Auf jeden Fall als mehr als eine Halbwaise, die im sozialen Wohnungsbau aufgewachsen ist.“ Alles andere sei zu eindimensional. „Außerdem wird das dem Lebenswerk meines Vaters nicht gerecht, der immer darauf geachtet hat, dass es uns gut geht.“
Felix Lobrecht über ADHS-Diagnose: „Verändert den Blick auf mein Leben“
In einer der letzten Folgen des Podcasts „Gemischtes Hack“ mit Moderator Tommi Schmitt erklärte Lobrecht, er habe eine ADHS-Diagnose erhalten. „Die Diagnose verändert den Blick auf mein Leben. Ich kann an einigen Stellen einfach vieles besser verstehen“, erklärt der Künstler. Er verstehe besser, warum ihm manche Dinge so schwergefallen seien. „Dann dieser Bewegungsdrang, oft diese Probleme mit Anpassung und Autorität, teilweise Schwierigkeiten, mich zu konzentrieren – vor allem bei Dingen, die ich nicht mochte.“
Ein Lehrer, der sich nur ein bisschen für seine Schülerinnen und Schüler interessiert, hätte das erkennen können, so Lobrecht. „Andererseits: Was wäre passiert, wenn sie es gecheckt hätten? Ich war zu einer Zeit jung, da haben viele Ärzte mit Ritalin um sich geschmissen. Darauf hätte ich auch keinen Bock gehabt.“
Der Comedian erklärte auch im Podcast, dass sein Leben durch eine gewisse Rastlosigkeit geprägt war. Eine, die ihn nun auch im Berufsleben begleitet. „Sie hat bestimmt auch etwas mit ADHS zu tun“, so seine Einschätzung.
Lobrecht weiter: „Andererseits habe ich als Kind früh gelernt, dass Anerkennung immer an Leistung geknüpft ist. Das wird zu einem Muster, das sich durch dein Leben zieht: Wenn du das Gefühl hast, dass du immer was leisten musst, damit Menschen dich mögen oder Dinge funktionieren, bist du immer am Machen. Du fühlst dich sofort schlecht, wenn du nichts tust.“ (mg)