Überraschende Wende im Verleumdungsverfahren gegen den Musiker Gil Ofarim. Nach seinem Geständnis hat er seinen Instagram-Account offline gestellt. Aus der jüdischen Gemeinschaft hagelt es jede Menge Kritik.
„Er hat Lüge als PR-Strategie genutzt“Rückzug! Reaktion von Gil Ofarim lässt nicht lange auf sich warten
Nach einem Geständnis des wegen falscher Verdächtigung und Verleumdung angeklagten 41-Jährigen hat das Landgericht Leipzig am Dienstag (28. November 2023) das Verfahren gegen Gil Ofarim vorläufig eingestellt.
Der Musiker gestand, die Antisemitismusvorwürfe gegen einen Hotelmitarbeiter erfunden zu haben, und entschuldigte sich mit den Worten: „Es tut mir leid.“
Gil Ofarim: Scharfe Kritik aus der jüdischen Gemeinschaft
Der Zentralrat der Juden in Deutschland verurteilte das Verhalten Ofarims scharf: Ofarim „muss in jeder Hinsicht die Konsequenzen für seine Lüge tragen“. Er habe all denen, die tatsächlich von Antisemitismus betroffen sind, großen Schaden zugefügt. „Neben der Öffentlichkeit hat er auch die jüdische Gemeinschaft belogen.“
Es sei richtig, bei einem Antisemitismusvorwurf auf der Seite des Betroffenen zu stehen, ihm beizustehen und die Antisemitismuserfahrung zunächst nicht in Frage zu stellen, hieß es weiter.
Umgekehrt dürfe so ein Vorwurf niemals grundlos erhoben werden. „Und das ist hier leider passiert.“
Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) erklärte, der Prozess kenne nur Verlierer – „das Hotel, das sich übler Beschimpfungen ausgesetzt sah, die Stadt Leipzig, die sich international zu Unrecht in die antisemitische Ecke gestellt sah“. Der Imageschaden für die Stadt und für die Menschen in ganz Ostdeutschland sei immens. Die Lüge dürfe nicht überdecken, dass Antisemitismus ein ernstes Problem sei.
Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, kritisierte das Verhalten des Musikers ebenfalls. Fast zwei Jahre lang habe Ofarim einen „falschen Vorwurf aufrechterhalten und damit zugelassen, dass ein Mann grundlos beschuldigt wurde und darunter leiden musste“, sagte Klein dem Portal „T-Online“. Zugleich habe er mit seinem Verhalten Judenhass Vorschub geleistet.
Gil Ofarim reagiert und löscht Instagram-Account
Ähnlich sieht das Hanna Veiler, Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion in Deutschland (JSUD): „Gil Ofarim hat der jüdischen Gemeinschaft mit seiner Lüge wirklich einen Bärendienst erwiesen“, sagte sie dem Portal.
Der Antisemitismus, den der Musiker vorgegeben habe, erlebt zu haben, sei eine Erfahrung, die Jüdinnen und Juden tagtäglich machen. „Dadurch, dass Gil Ofarim diese Lüge als PR-Strategie genutzt hat, um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, ist es jetzt aber schwieriger für Jüdinnen und Juden, zu beweisen, dass ihre Antisemitismuserfahrungen real sind.“
Mittlerweile hat Ofarim reagiert, sein Instagram-Account ist nicht mehr aufzufinden. Sein Account @gilofram, dem über 166.000 Menschen folgten, ist deaktiviert. Ob dauerhaft oder nur zeitweilig, ist unklar. Zuletzt hagelte es auch in den Kommentarspalten jede Menge Kritik, Nutzerinnen und Nutzer bezeichneten Ofarim unter anderem als Heuchler. (dpa/mg)