Bei „Grill den Henssler“ (VOX) müffelte diesmal nicht nur der iranische Käse Kashk. Den Promi-Gästen und Moderatorin Laura Wontorra stank etwas anderes ganz gewaltig: Steffen Hensslers seltsame Marotte.
„Grill den Henssler“Laura Wontorra verlässt fluchtartig das Studio – Hollywood-Star übernimmt
Laura Wontorra, der Moderatorin von „Grill den Henssler“ (VOX), ist das alles auch nicht mehr geheuer. „Bist du altersmilde?“, fragte sie den Gastgeber und „Koch-König“ Steffen Henssler irgendwann.
Es stimmt schon: Der Mann, vor Kurzem 50 geworden, ist im Vergleich zu früheren verbalen Explosionen am Grill richtig ruhig geworden. Aber altersmilde? Nein, eher abergläubisch.
„Grill den Henssler“: Steffen Henssler setzt alles auf seine Kochjacke
Denn Henssler trug wieder Schwarz. Die Staffel begann er mit der pinken Joppe. Seit er sie (zur zweiten Show) ablegte und durch eine schwarze Kochjacke ersetzte, sprengte der TV-Koch stets die 100-Punkte-Grenze. 103, dann 104. „Jetzt wären 105 dran.“ Man(n) muss halt (aber)glauben können. Und die Promi-Riege tapfer sein.
Denn die Joppe darf natürlich nicht mehr gewaschen werden, das wissen Fußballfans spätestens seit Udo Latteks blauem Glückspullover damals in den späten 1980er-Jahren.
Nette Nebeninfo: Ausgerechnet Werder Bremen, der Club, den Laura Wontorra unterstützt, schlug damals Latteks Kölner und sorgte so für frische (K)Luft auf der Trainerbank. Aber bei „Grill den Henssler“ leiden jetzt erst mal alle. Denn Steffen Henssler hat einen Lauf.
Neunmal ungeschlagen, sechs Siege in Serie. Der Koch-King brutzelt königlicher denn je die ihm aufgetischte Konkurrenz. Aber Hollywood-Hühne Ralf Moeller, Moderatorin Melissa Khalaj und Schauspieler Wayne Carpendale wollten, angeleitet von Koch-Coach-Novize Alexander Wulf, den Henssler'schen Siegeszug stoppen.
Alle waren neu dabei, bis auf Moeller. Der Schwarzenegger-Buddy hat einmal schon gewonnen, damals als – wer wird’s je vergessen? – Detlef Steves als Ersatz für den verletzten Henssler Salz mit Zucker verwechselte und einen 18-Punkte-Vorsprung beim Dessert vergeigte.
Henssler also mit einer Geheimwaffe, die den Promis und vor allem Moderatorin Wontorra, die sich häufiger in Hensslers Nähe aufhielt, deutlich stank. Die Promiseite setzte mit einer Quasselstrippe par excellence dagegen: In den letzten Staffeln gab es keinen Coach, der so engagiert anleitete.
Alexander Wulf, einziger Koch mit russischen Wurzeln, mit einem Michelin-Stern, gab pausenlos Anordnungen. Der 40-Jährige dürfte in der zweieinhalbstündigen Show den Wortschwall von 10.000 Wörtern problemlos geschafft haben.
„Grill den Henssler“: Ralf Moeller im Mittelpunkt der Show
Damit griff er natürlich unbewusst eine Kernkompetenz von Laura Wontorra an, der sonstigen Quasselstrippe vom Dienst. Die wurde diesmal aber auch durch einen zweiten Mann für obsolet erklärt. Ralf Moeller, der Hüne aus Hollywood-Filmen wie „Gladiator“, übernahm nämlich einfach die Rolle des Plauderers.
Während er versuchte, „Spitzkohl mit Beluga-Linsen und Mandel-Hummus als veganes Gericht“ so zu zelebrieren, wie er es in Alexander Wulfs Restaurant „Troyka“ gesehen hatte, unterhielt er den ganzen Saal mit Anekdoten und Smalltalk – ohne Laura.
Als Moeller zum Besten gab, dass er mal – in seiner ersten Rolle – der Schauspiellegende Götz George eine scheuern musste (und dafür noch 400 D-Mark Gage bekam), strich Wontorra die Segel: „Ralf, deine Bühne, hau rein.“
„Grill den Henssler“: Melissa Khalaj kocht Gericht aus ihrer iranischen Heimat
Interessant auch, was Vorspeisen-Zaubererin Melissa Khalaj verriet: Sie outete sich als Teilnehmerin der Castingshow „Popstars“. 2007 war sie unter dem letzten aussichtsreichen Dutzend, aus dem später das Quartett „Room 2012“ hervorging. Das vorzeitige Ausscheiden war kein Nachteil: „Room 2012“ gilt als eine der erfolglosesten Casting-Gruppen der deutschen TV-Historie, und für Khalaj war der Weg frei zu neuen Chancen.
Apropos: Ihre Chance am Grill nutzte sie mit „Persisches Kräuteromelett und Auberginencreme mit Kashk“ eindrucksvoll. Das Gericht stammt aus ihrer iranischen Heimat. Und obwohl sie es erstens als Kind hasste und zweitens noch nie selbst kochte, trotzte sie Henssler ein 25:23 ab.
„Mama wird stolz sein“, meinte sie und hämmerte den Grillstempel direkt auf Hensslers Konterfei: „Endlich gibt’s dem Steffen was auf die Fresse!“ Und der iranische Joghurt Kashk stank leise dazu, fast so schön wie Hensslers Joppe: „Wie ordentlich den Hammel abgeleckt.“
„Grill den Henssler“: Siegt Steffen Henssler dank der Kochjacke?
Aber für die Promis ging’s dahin. Den Improgang (mit diesmal nur einer Zutat: spiral sliced Honey Ham) sicherte sich Henssler mit 24:21, Moeller und dessen Versuch des Wulf'schen Signature Dishes mit dem Spitzkohl versenkte er 26:20.
Als Wayne Carpendale zur Nachspeise mit „Beerenkompott mit Vanille-Crumble und Namelaka“ antrat, lag Henssler schon 82:66 vorne. Da war’s dann auch völlig egal, dass er zunächst nicht wusste, dass sich hinter Namelaka eine cremige japanische Spezialität aus weißer Schokolade verbirgt. Ganz im Gegensatz zu Alleswisser Christian Rach – natürlich!
Zum Erfolgsgeheimnis Hensslers wird – neben seiner unbestrittenen Kochkunst – immer mehr, dass er derzeit genug Konzentration auf die Küchencompetitions bündelt. Diese Zwischenspiele, drei an der Zahl, bringen im Bestfall satte neun Punkte aufs Konto, ohne dass es eines Kochkniffs bedarf. Leicht eingespielte Punkte also.
Diesmal war Henssler im Orangenbalancieren besser, er erkannte Lebensmittel im Mixer und schmeckte zielsicher, welche beiden Zutaten nicht in Säften beigefügt waren. Ein fetter Bonus!
Immerhin schaffte Carpendale gegen den Sieggewohnten in der Nachspeise ein tapferes 23:23-Unentschieden. Am Ende stand dann aber doch ein Erdrutschsieg von 105:89. 105! Genau, wie anfangs der Sendung im Scherz und auf Bezug auf die Glücksjacke prophezeit.
Das heißt: Steffen Henssler und seine Jacke dürfen nächste Woche weitermüffeln. Glück für Publikum und potenzielle Gäste: Nächste Woche ist (leider) schon die Staffel-Abschlussshow. (tsch)