Wer gedacht hat, nach Steffen Henssler gegen Mario Barth könne es nicht schlimmer kommen, hat die Rechnung ohne Oliver Pocher gemacht. Denn einer hat die Faxen dicke.
„Noch nie so beschi..enen Rhabarber gegessen“Reiner Calmund zerlegt Oliver Pocher
„If you can't stand the heat, get out of the kitchen“, wollte man Oliver Pocher zurufen, als er sich absichtlich zum fünften Mal am heißen Topf die Finger verbrannte. Pocher machte aus dem Kochduell auf der Magdeburger Seebühne eine One-Man-Slapstick-Show. Und führte den Wettbewerbsgedanken des Formats ad absurdum.
Zur Erinnerung: „Grill den Henssler“(VOX) ist eine Kochshow, bei der drei Promis in vier Gängen gegen TV-Koch Steffen Henssler antreten. Das Promiteam Bruce Darnell, Chryssanthi Kavazi und Oliver Pocher weiß, welche Gerichte auf sie zukommen. Henssler muss improvisieren.
Alles kommt ganz anders in aktueller Folge „Grill den Henssler“
Unterstützt werden die Promis von einem versierten Coach. Bewertet wird das Ganze von einer Jury bestehend aus Reiner Calmund, Jana Ina Zarrella und Christian Rach. Wer gewinnt, darf pro Gang mehrere tausend Euro an einen guten Zweck seiner Wahl spenden. Kurz: Wettstreit, Leidenschaft und gute Küche! So war das gedacht. Es sollte alles ganz anders kommen.
Los ging's schon beim Einlauf. Promigast Bruce Darnell legte einen topmodelwürdigen Catwalk aufs Parkett. Und Pocher? Dem fiel nichts Besseres ein, als Darnells Auftritt zu parodieren. Das war nicht komisch, sondern schlicht gemein und setzte zugleich den Ton für diesen Abend. Letzte Hoffnung: Grillen!
Garnele, Grapefruit und Zitronenmelisse. So lautete die Aufgabe für den ersten Gang, den die drei Promis im Team unter Anleitung des Münchner Sternekochs Ali Güngörmüs zubereiteten. Henssler entschied sich für einen lauwarmen Salat. Die Angst vor Pocher war von Beginn an groß. Bei seinem letzten Special hatte sich der Komiker halbnackt Backpulver wie anderes weißes Pulver durch die Nase gezogen – und knockte sich damit selbst erstmal aus . Diesmal manschte er nur unbeholfen mit ein paar Eiern herum. Dass noch mehr folgen sollte, darauf konnten das Publikum und Moderatorin Laura Wontorra jedochen wetten. Bei der Bewertung konfrontierte Wontorra Jurorin Jana Ina Zarrella mit Pocher: „Jana Ina, dein lieber Nachbar ist heute da!“ Die verschluckt sich fast an ihrem Wasser. „Freu ich mich“, presste die Brasilianerin heraus. So ganz glauben wollte man das nicht.
Die Vorspeise übernahm GZSZ-Schauspielerin Chryssanthi Kavazi: Hähnchenteile an Pimientos und Aubergine. Und endlich wurde richtig gekocht. Die sympathische Kavazi entschied sich für den lauwarmen Auberginensalat ihrer Mutter, die ein griechisches Restaurant betreibt. Die Vorspeise war sicherlich das Highlight dieser Sendung oder vielmehr: Sie wäre es gewesen, wenn Pocher nicht immer wieder von der Seitenlinie Faxen gemacht hätte. Erst verteilte er Grillwürstchen ans Publikum. Dann stellte er sich breitbeinig vor Chryssa auf und verkündete: „Ich wollte nur sagen, wir nehmen alles: PayPal, Überweisung. Es gibt hier nix umsonst. Is klar.“ Ist klar Oli, bitte setz dich wieder hin.
Die Jury war von beiden Gerichten begeistert. Henssler hatte aber klar die Nase vorn. Unglaubliche 29 von 30 Punkten erkochte der Hamburger in dieser Vorspeise. Sein Kommentar: „Ich habe vorhin gesagt, das ist eines der Top-Drei-Gerichte, die ich jemals in dieser Sendung gekocht habe.“ Sogar der kritische Christian Rach gab ihm recht: „Ja, das ist richtig. Steffen hat ja auch schon oft daneben gehauen, aber das war heute wirklich perfekt.“
Das System Pocher: Immer auf die Schwächsten eintreten. Als Teamkameradin Chryssanthi beim Interims-Spielchen einen Punkt macht, stichelt Pocher: „Sehr gut, jetzt musst du nur noch Kochen lernen.“ Fies!
Nach der Vorspeise kommt der Hauptgang: „Soul Food“ stand auf der Speisekarte, Rippchen mit Süßkartoffeln und Popcorn. Das hatte sich der US-Amerikaner Bruce Darnell gewünscht.
Zum Eklat kam es, als die Butter für das Popcorn fehlt. Augenzwinkernd rief Darnell: „Wo ist der Butter? Hallo? Wo ist der Butter?“ Und sofort war Pocher da und veralberte Bruce wegen seines Akzents. Pocher weiter: „Mein ganze Deutsch hab ich von dir gelernt.“ Unweigerlich kam dem Zuschauer Harald Schmidt in den Sinn, der für Pocher und sein respektloses Verhalten vor einer halben Show-Ewigkeit sehr klare Worte fand. Und zur Erinnerung: Die Promis, die gerade nicht kochen, haben in der Küche nichts verloren.
Der Veganerwitz dieser Folge kam von Steffen Henssler. Henssler: „Was ist denn dein Lieblingsstück Fleisch beim Grillen?“ Wontorra: „Ich bin ja oft auch Vegetarisch unterwegs.“ – „Ja, dann geh rüber! Veganes Grillen ist super!“, ätzte der Hamburger weiter, streckte die Zunge heraus und zog eine Grimasse. „Ganz wichtig auf dem Weg zum veganen Grillen, nur mit dem Elektroauto, Freunde. Weil sonst ist das nicht gut!“, setzte Henssler noch einen drauf. Und dann? Machte er doch tatsächlich ein Pupsgeräusch mit dem Mund und giggelte geschlagene zehn Sekunden vor sich hin.
Trotz Buttersuche und Wontorra-Bashing, die Spare Ribs sahen auf beiden Tellern sehr appetitlich aus. Bruce hatte alles gegeben, aber Henssler war einmal mehr nicht zu schlagen! Dreimal zehn Punkte gab's für den Hamburger. Mehr geht nicht! Rach kommentierte das so: „Ich bin eigentlich sparsam mit diesen Bewertungen, aber wenn's gut ist, dann ist es einfach gut!“ Stimmt.
Japanische Pancakes mit Rhabarber und Erdbeersauce von Oliver Pocher
Zum Nachtisch gab es japanische Pancakes mit Rhabarber und Erdbeersauce. Pocher durfte ran! Endlich, endlich gehörte die Bühne ganz ihm! Und der Entertainer genoss sichtlich die Aufmerksamkeit. Wie in einem Dick-und-Doof-Film stolperte er zwischen den einzelnen Stationen hin und her, verbrannte sich mehrmals am selben heißen Topf die Pfoten, matschte in den Eiern rum und verschüttete den ganzen Rum beim Flambieren der Erdbeersauce. Kochen sieht wirklich anders aus. Dass es hier um Spenden für den guten Zweck ging: Vergessen.
„Ich hasse und liebe dich zugleich“, kommentierte Wontorra Pochers Faxen. Trotzdem versuchte sie es tapfer mit einem Gespräch: „Oli, als ich mich auf diese Sendung vorbereitet habe, habe ich in den Annalen gelesen...“ Für Pocher offenbar eine Steilvorlage: „Hihihi, sie hat anal gesagt.“ Mehr muss man zu Pochers Performance wirklich nicht mehr sagen.
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Die Quittung gabs bei der Jury-Wertung. Rainer Calmund kommentierte Pochers Gericht so: „Ich habe noch nie so beschi..enen Rhabarber gegessen. Ich weiß gar nicht, wie man den so hart kriegt.“ Henssler gewann auch diese vierte Runde. Der Endstand lautete 107 zu 86 Punkten für Henssler. Spenden für Pochers guten Zwecks gab es nicht.
Pocher hat diese Show dominiert. Das ist schade, weil das Kochen, der Wettbewerb und damit auch die Spannung komplett auf der Strecke blieben. So funktioniert das Format nicht. Henssler kocht grandios. Aber was nützt das schon, wenn die Küche im Kindergarten steht. (tsch)