„Grill den Henssler“Ex-Hospitant kocht Steffen Henssler in Grund und Boden

Stefan Eggert, Oliver Mommsen, Matthias Eggert, Nikeata Thompson, Laura
Wontorra, Steffen Henssler und Chris Tall posieren für ein Foto.

Sie hatten und bescherten gute Laune (v.l.): Matthias Eggert, Oliver Mommsen, Stefan Eggert, Nikeata Thompson, Laura Wontorra, Steffen Henssler, Chris Tall.

Ein fluchender Gastgeber. Ein schräg humoriger Juror. Ein blutender Kandidat. Fünfmal die Traumnote für begeisterndes Grillgut. Eine aufmüpfige Moderatorin. Und eine Sensation zur Nachspeise.

Irgendwann war über der Seebühne von Magdeburg sogar ein Feuerwerk zu hören. Das galt zwar weder Steffen Henssler, der postwendend reagierte („Zu früh, noch hab ich nicht gewonnen“), und auch nicht seiner Show. Aber beide hätten es verdient gehabt. Die laut Wikipedia 120. Ausgabe von „Grill den Henssler“ präsentierte das Show-Konzept, den Gastgeber und alle Mitspieler in Top-Form.

„Ich bin so aufgeregt“, sagte Gastgeber Steffen Henssler eingangs. Da freute er sich noch, dass er seinen endlich mal wieder unmaskierten Fans ins Auge blicken und er – dank beidseitiger Treppensteighilfen – es zum Auftakt auch wieder sprunghaft auf die Arbeitsplatte schaffte. Er präsentierte sich also gleich mal auf erhöhtem Niveau. Und da blieben er und seine Gäste dann für rund drei Stunden. Man könnte die Aufregung auch als Ahnung nehmen – denn am Ende wurde es auch ein echtes Drama. „Ein verdammt enges Höschen“, wie Henssler sagen würde.

„Grill den Henssler“: An Schmach erinnert - „Warum laden wir die dann noch mal ein?“

Moderatorin Laura Wontorra (Off-Specher: „Unsere frischeste Brise!“) präsentierte Hensslers Promi-Gegner.

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Comedian Chris Tall, zum vierten Mal („Ich liebe diese Show einfach“) dabei, Choreografin Nikeata Thompson (Wontorra: „Ein Kampfschwein im positiven Sinne“) und Schauspieler Oliver Mommsen („Ich habe bisher vor GdH immer gekniffen“), trashtalkten hoch motiviert: „Heute heißt die Show ‚Rasiert den Henssler!‘“, tönte Tall, und Mommsen kündigte an „Wir hau’n ihn in die Pfanne.“

Die Siegessicherheit rührte vielleicht von den Koch-Coaches. Die Bruzzel-Brüder Stefan und Matthias Eggert haben nämlich, Laura Wontorra erinnerte genüsslich daran, dem Maître Henssler bei ihrem letzten Gastspiel im Oktober 2021 alle Kochgänge abgeknöpft und ihm eine denkwürdige 73:102-Klatsche beschert. Henssler: „Das hatte ich verdrängt. Warum laden wir die dann noch mal ein?“

„Grill den Henssler“: Starkoch früh auf 180 - „Hack den Dill, du Natter!“

Es blieb launig, woran aber überraschenderweise auch Christian Rach gehörigen Anteil hatte. Der als „Juror Gnadenlos“ bekannte Ex-„Restauranttester“ (RTL) war schon zum Ende der letzten Staffel mit ironischen Pointen aufgefallen.

Und er hat in der Pause wohl geübt. Als er nach dem Impro-Gang (Wassermelone, Salsiccio, Lauch) zur Wertung schritt, von Jury-Kollege Reiner Calmund unkend mit „Achtung, jetzt kommt der Meckerkoch!“ angekündigt, hob er unheilschwanger an: „Ich versteh’s einfach nicht...“, murmelte er kopfschüttelnd. Steffen Henssler rutschte fast hörbar das Herz aus der pinken Kochjacke, bis Rach feixend fortfuhr: „wie man in so wenig Zeit zwei so geile Teller zaubern kann.“

Steffen Henssler, steht samt rosa Koch-Bekleidung in der Küche.

„Das Gericht geht mir unfassbar auf den Sack“, mosert Henssler über die Vorspeise.

Henssler war erleichtert und durfte es bleiben. Er gewann den Einstiegsgang knapp (24:23) und baute im Zwischenspiel gleich die Führung auf vier Punkte aus. Bei der von Nikeata Thompson präsentierten Vorspeise (Flusskrebse mit gefüllter Zucchini-Blüte und selbst geschlagener Dillbutter) verhagelte es dem „Koch-Superstar“ (Wontorra) dann die gute Laune am Grill. „Das Gericht geht mir unfassbar auf den Sack“, maulte Henssler, kritisierte die popeligen Flusskrebse und seinen langsamen Zivi Howan: „Hack den Dill, du Natter!“, fauchte er ihn an.

„Grill den Henssler“: Laura Wontorra legt sich mit Steffen Henssler an

Vielleicht war’s aber auch Frau Wontorra, denn die zeigte sich ungewohnt aufmüpfig. Erst triezte sie den Chef und Chris Tall ob deren Lieblingsvereins („Beides HSV-Fans: Geteiltes Leid ist halbes Leid“). Nachdem „ihr Chef“ dann ihre Einwände nicht ernst nahm, kommentierte sie schnippisch „Aber ich hab ja keine Ahnung“ und lief Henssler ins Küchenmesser: „Ich weiß, du musst es nicht immer wieder sagen, keiner weiß es besser als ich.“ Da war Laura Wontorra leicht eingeschnappt und revanchierte sich, indem sie die Jury-Kritik an Hensslers Tellerchen hämisch überhöhte.

Vor allem Rach hatte zu mäkeln. Bei Henssler habe es einen „Dillbaum in der Butter“ gegeben, Nikeata habe „völliges Versagen bei der Butter“ an den Tag gelegt. Henssler („Das war ja mal nichts“) sah die Punkte-Felle wegschwimmen. Gerettet wurde er von Mirja Boes und Reiner Calmund („Schluss, aus, neun Punkte für Rot!“), die Hensslers Gericht zum knappen 22:21-Sieger voteten. Da mussten Henssler und Rach lachen. Ersterer vor Erleichterung, Letzterer vor Entsetzen.

„Grill den Henssler“: Kampf bis aufs Blut: Chris Tall geht zu Boden

Vor der Hauptspeise stand es, aufgrund des Promi-Siegs im Zwischenspiel, nur noch 49:47 für Henssler. Entsprechend motiviert ging Chris Tall bei „Schweinekotelett in weißer BBQ-Sauce mit dreierlei Blumenkohl“ ans Werk. Der Gaudimax gab alles, unter anderem auch ein Stück seines Daumens. „Ich schneide mich hier jedes Mal“, haderte er und hoffte: „Vielleicht mag die Jury ihr Kotelett ja blutig.“

Grillsportlich wuchs der Comedian über sich hinaus – und hatte dennoch keine Chance. 22 Punkte gaben die Juroren „in der Güte ihrer Herzen“ für sein Gericht, das Calmund als „für einen Laien beachtlich“ lobte. Aber Henssler grillte zu großer Form auf. Boes („Ich hätte mich gerne in dem Gericht gewälzt, es war unfassbar lecker“) und Calmund („Gigantisch, das muss auf die Speisekarte in deinem Restaurant!“) gaben die Traumnote 10, Rach („Besser kann man ein Kotelett nicht grillen.“) immerhin 9.

Chris Tall ging gleich zweimal in die Knie. Erst scherzhaft und gebeutelt ob des Blutverlusts, dann aufrichtig, als er seinem Bezwinger auf Knien huldigte: „Steffen ist halt ein Großer.“ Nach dem letzten Zwischenspiel, das Henssler gemeinsam mit Zivi Howan und der Geheimwaffe, Dr. Jörg Biastoch, seines Zeichens Präsident des neuen Zweitligisten 1. FC Magdeburg, gewann, stand es 81:69. Ein Erdrutschsieg zeichnete sich ab.

„Grill den Henssler“: Traumnoten-Triple für Oliver Mommsen!

Und dann kam Oliver Mommsen. Der Mann, der im Bremer „Tatort“ ermittelt und der sich bisher vor der Einladung zum Kochduell drückte, forderte zum Dessert „Gegrillter Pfirsich mit Vanille-Baiser und Himbeereis“ heraus. Erst fluchte er beim misslungenen Eiertrennen noch wie ein Bierkutscher, dann wurde er immer cooler. Das hat er vom Besten gelernt – von Henssler nämlich. Zur Einstimmung in eine TV-Rolle als Foodblogger recherchierte und assistierte er einen Tag lang bei Henssler in dessen Restaurant.

Jetzt wendete sich der Schüler gegen seinen Lehrer. Und wie. Bei den Wertungen wurden Hensslers Augen immer ungläubiger. Mommsen kassierte das Traumnoten-Triple (Calmund: „Da hätte ich eigentlich 12 geben müssen.“) und deklassierte seinen „Mentor“ 30:20. Beinahe hätte es zur Final-Sensation auch noch gereicht: Mit Ach und Krach rettete Henssler aber trotz Dessert-Debakel einen 101:99-Sieg über die Grilllinie. (tsch)