„Der Begdoktor“-Darsteller Hans Sigl ist überzeugter Feminist. Doch was bedeutet das für ihn persönlich - und welche Rolle spielt das in der Serie? Im Interview macht er deutlich: „Da ist noch ganz viel Nach- und Aufholbedarf.“
Hans Sigl ist überzeugter Feminist„War für mich immer völlig klar“

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Hans Sigl sagt, er sei „mit feministischen Gedanken“ aufgewachsen. (Bild: ZDF/Erika Hauri)
Hans Sigl ist überzeugt, dass Feminismus eine Selbstverständlichkeit sei: „Ich bin zeit meines Lebens mit feministischen Gedanken aufgewachsen, das Bewusstsein war für mich immer völlig klar“, sagte der österreichische Schauspieler im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Ich finde es schade bis hin zu bedauerlich, dass man diese Debatte überhaupt noch braucht in unserer Gesellschaft.“
Es sei „traurig, dass man den Weltfrauentag begehen muss, um darauf aufmerksam zu machen, was alles in Schieflage ist. Das fängt bei Equal Pay Day an und geht hin bis zu Femiziden.“ Sigl weiter: „Deshalb bezeichne ich mich als Feminist.“
Warum Sigl mit Männern seiner Generation hadert
Sigl stellt sich auch der Kritik, dass viele Männer seiner Altersgruppe das Thema Feminismus nicht ernst genug nähmen. „Da widerspreche ich Ihnen nicht“, erklärt er. „Das erlebe ich auch immer wieder, weil einige Männer meines Alters diese Bezeichnung vielleicht nicht als relevant ansehen und immer noch auf einem rückständigen Standpunkt harren. Das finde ich bedauernswert.“ Deshalb wolle er „umso mehr nach vorne gehen.“
Auch die ZDF-Serie „Der Bergdoktor“ wurde in diesem Zusammenhang diskutiert. In der NDR Talkshow hieß es, Martin Gruber habe im Laufe der Jahre zahlreiche „Frauen verschlissen“. Sigl sieht das anders. „Man kann natürlich darüber streiten, ob die Erzählweise des Bergdoktors einem unsteten Charakter zuspricht oder nicht.“ Aber: „Frauen werden nicht verschlissen, Punkt.“
Er betont, dass seine Figur keinesfalls als jemand dargestellt werde, der leichtfertig mit Gefühlen umgehe. Aber man müsse einer Figur aus dramaturgischen Gründen „Ups and Downs“ geben. „Davon lebt natürlich die Spannung von so einer Serie.“
Ein Vergleich mit Kevin Costner
Ob Martin Gruber selbst Feminist sei, wurde Sigl nie direkt gefragt. Doch er könne sich das „gut vorstellen“. Der Kern der Serie sei Empathie: „Da gibt es für Gruber keinen Unterschied, ob Frau oder Mann. Unser Bestreben war immer, starke Frauen zu erzählen - auch wenn mir das vom Wording auch nicht sonderlich gut gefällt.“
Er zieht einen Vergleich zur US-Serie „Yellowstone“ mit Kevin Costner (70): „Das funktioniert nach dem gleichen Prinzip - bei uns eben im Kleinen. Da ist ein Typ, der versucht, seine Familie zu beschützen. Das tut Martin Gruber seit 18 Jahren.“ Ein entscheidender Unterschied bleibt aber: „Bei uns werden Menschen geheilt und nicht ermordet - das Alleinstellungsmerkmal ist da weniger Brutalität und mehr Zuversicht.“ (tsch)