115 Jahre wäre der unvergleichliche Heinz Erhardt in diesem Jahr alt geworden. Sein Manager Horst Klemmer (87) öffnet sein ganz persönliches Erinnerungsalbum und zeigt einen zu Herzen gehenden Brief.
Der große Heinz ErhardtZum Schluss konnte er nur noch fünf Worte sagen – letzter Brief geht ans Herz
Er sprach über „Die Made“ hinter einer Baumesrinde mit genau solcher Präzision und Inbrunst, wie er „Regenlieder“ sang, auf der Theaterbühne agierte und in vielen Filmen den Menschen vor allem in den Jahren nach dem Krieg das Lachen wiedergab: Heinz Erhardt (1909-1979).
Daran, dass der Mann mit der Hornbrille und dem verschmitzten Schmunzeln unsterblich ist, hat auch Manager Horst Klemmer einen Anteil. Der 87-Jährige erinnert sich sehr persönlich an seinen Schützling.
Heinz Erhardt: So tickte der große Humorist privat
Als einen „ganz einfachen, feinen Menschen“, beschreibt Klemmer im Gespräch mit EXPRESS.de Heinz Erhardt. Für ihn ist der Meister der Wortakrobatik, der „glänzend improvisieren“ konnte, „der Künstler, an dem ich am meisten hänge“.
Und Künstler hatte Klemmer, der 1985 die „Miss Germany Corporation“ gründete, viele unter Vertrag: von Dieter Thomas Heck bis Heinz Schenk. Und eben Erhardt. Ihm zum Gedenken hat er ein sehr persönliches Buch geschrieben: „Heinz Erhard – Hinter den Kulissen“ (Lappan Verlag, 18 Euro).
1962 nahm Horst Klemmer Erhardts Angebot an, exklusiv dessen Management zu verantworten (das hatte bis dato Gattin Gilda getan) zeitlebens blieben beide per Sie.
„Ich war ja mehr als 25 Jahre jünger“, erzählt Klemmer, der Heinz Erhard als „stets korrekt, extrem gewissenhaft, etwas überorganisiert“ beschreibt, privat habe er einen „eher stillen und in sich gekehrten Menschen“ erlebt. „Gestritten haben wir uns in all der Zeit übrigens nie!“
Heinz Erhardt schrieb nur mit grüner Tinte
In 19 Alben sammelte der Meister des Wortspiels Zeitungsartikel, Programmhefte und Fotos, Notizen dazu machte er mit grüner (!) Tinte. Damit unterschrieb er auch Verträge, in seine Schreibmaschine war grünes Farbband eingespannt.
Was Erhardt, den Entertainer Chris Howland einst treffend als „Philosoph der Freundlichkeit“ titulierte, nicht leiden konnte, war, wenn man ihn als „Witzeerzähler“ verkannte.
„Für sein Publikum gab er alles“, so Klemmer, „er brachte ihm größten Respekt entgegen, setzte sich sehr unter Druck, weil es für ihn eine Katastrophe war, die Gäste zu enttäuschen oder eine Veranstaltung gar absagen zu müssen.“
Heinz Erhardt: Seine größte Angst wurde Wirklichkeit
Wie sehr bewegen da Erhardts Worte an seinen „Impresario“ von 1979: „‚Wenn ich einmal nicht mehr gehen kann, dann machen Sie den Vorhang zu, stellen mir einen Sessel, einen Schreibtisch, eine Stehlampe hin. Hauptsache, ich kann sprechen.‘ Das hat der Mann ein Vierteljahr vor seinem Schlaganfall zu mir gesagt.“
Und dann, kurz bevor Wolfgang Rademann („Schwarzwaldklinik“, „Das Traumschiff“) eine TV-Serie mit Erhardt produzieren wollte, erlitt der große Humorist am 10. Dezember 1971 Erhardt einen Schlaganfall, von dem er sich nie erholte. „Als er krank war, habe ich ihn einmal im Monat besucht“, sagt Horst Klemmer im EXPRESS.de-Gespräch.
„Er stand in der Tür und winkte, hat sich gefreut. Er konnte nicht mehr reden, nur noch ‚Ja‘, ‚Nein‘, ‚Danke‘, ‚Sonne‘, und – ich bitte um Verzeihung – das Wort ‚Scheiße‘. An meinem Geburtstag kam um Punkt 9 Uhr ein Anruf. Das war Frau Erhardt, die übergab an ihren Mann. Der sagte: ‚Gratuliere, gratuliere‘, das hatte seine Frau mit ihm vorher zwei Stunden geübt!“