„High Potential“ bei DisneyHochbegabte Trash-Mama löst harte Krimi-Nüsse

Die alleinerziehende Morgan (Kaitlin Olson) hat drei Kinder und hält ihre Familie mit Niedriglohn-Jobs knapp über Wasser. Dabei ist die Hauptfigur der Krimikomödien-Serie „High Potential“ mit einem IQ von 160 eigentlich hochbegabt: besonders auf dem Feld kriminalistischer Ermittlungen!  (Bild: © 2024 Disney und seine verbundenen Unternehmen)

Die alleinerziehende Morgan (Kaitlin Olson) hat drei Kinder und hält ihre Familie mit Niedriglohn-Jobs knapp über Wasser. Dabei ist die Hauptfigur der Krimikomödien-Serie „High Potential“ mit einem IQ von 160 eigentlich hochbegabt: besonders auf dem Feld kriminalistischer Ermittlungen! (Bild: © 2024 Disney und seine verbundenen Unternehmen)

Wer die französische Serie „HIP: Ermittlerin mit Mords-IQ“ in der ARD Mediathek schätzt, kann sie nun mit einem amerikanischen Remake vergleichen. Die ziemlich exakte Kopie des Originals mit Audrey Fleurot zeigt Kaitlin Olsen als prekäre Mutter dreier Kinder mit Ermittler-Talent in Los Angeles.

Korrekter Polizist und unkonventionelles Ermittlungstalent: Detective Karadec (Daniel Sunjata) und die alleinerziehende Dreifach-Mama Morgan (Kaitlin Olson) bilden in der Serie „High Potential“ ein „Odd Couple“. (Bild: © 2024 Disney und seine verbundenen Unternehmen)

Korrekter Polizist und unkonventionelles Ermittlungstalent: Detective Karadec (Daniel Sunjata) und die alleinerziehende Dreifach-Mama Morgan (Kaitlin Olson) bilden in der Serie „High Potential“ ein „Odd Couple“. (Bild: © 2024 Disney und seine verbundenen Unternehmen)

Mit Adaptionen und Neuverfilmungen ist es so eine Sache. Der Nachahmer muss entscheiden: Wie eng bleibe ich am Original? Und was verändere ich wegen eines neuen Zeitgeists und gesellschaftlicher Entwicklungen - oder auch wegen kultureller Unterschiede? Als Regisseur Gus Van Sant 1998 Alfred Hitchcocks Schocker-Klassiker „Psycho“ von 1960 neu verfilmte, entschied er sich dafür, den Originalfilm eins zu eins, nur eben in Farbe und mit aktuellen Stars, einfach Szene für Szene nachzudrehen. Die Kritik fand dies eher seltsam. Etwas ähnlich Verrücktes wagt nun die Serie „High Potential“ (Donnerstag, 23. Januar, Disney+, 13 Folgen), denn sie ist die exakte Kopie der französischen Erfolgsserie „HIP: Ermittlerin mit Mords-IQ“ mit Audrey Fleurot, von der es hierzulande mittlerweile vier Staffeln in der ARD-Mediathek gibt.

Die Polizistin Selena (Judy Reyes, links) leitet die Abteilung „Major Crimes“ in Los Angeles, für die Morgan (Kaitlin Olson) von nun an arbeiten soll. Von der Reinigungskraft zum Consultant bei besonders schwierigen Fällen - so einen Aufstieg gibt es wohl nur im Fernsehen. (Bild: © 2024 Disney und seine verbundenen Unternehmen)

Die Polizistin Selena (Judy Reyes, links) leitet die Abteilung „Major Crimes“ in Los Angeles, für die Morgan (Kaitlin Olson) von nun an arbeiten soll. Von der Reinigungskraft zum Consultant bei besonders schwierigen Fällen - so einen Aufstieg gibt es wohl nur im Fernsehen. (Bild: © 2024 Disney und seine verbundenen Unternehmen)

In der US-Kopie spielt Kaitlin Olson die alleinerziehende White Trash-Mama dreier Kinder. Obwohl Morgan mit einem IQ von atemberaubenden 160 durchs Leben geht, fällt es ihr schwer, in festen Jobs oder Beziehungen zu bleiben. Es sind einfach zu viele Reize und Eindrücke in ihrem ständig ratternden Hirn, als dass sich das gut anfühlen würde.

Die alleinerziehende Mutter Morgan (Kaitlin Olson, rechts) arbeitet eigentlich als Putzfrau in einem Polizeirevier von Los Angeles. Aus Langeweile löst sie dort nachts einen Kriminalfall. Die Frau hat einen Super-IQ, aber auch Nerver-Potenzial. Trotzdem wird sie zur freien Polizei-Mitarbeiterin in der Disney-Serie „High Potential“ (Bild: © 2024 Disney und seine verbundenen Unternehmen)

Die alleinerziehende Mutter Morgan (Kaitlin Olson, rechts) arbeitet eigentlich als Putzfrau in einem Polizeirevier von Los Angeles. Aus Langeweile löst sie dort nachts einen Kriminalfall. Die Frau hat einen Super-IQ, aber auch Nerver-Potenzial. Trotzdem wird sie zur freien Polizei-Mitarbeiterin in der Disney-Serie „High Potential“ (Bild: © 2024 Disney und seine verbundenen Unternehmen)

Morgan arbeitet zurzeit nachts als Reinigungskraft in einem Polizeirevier in Los Angeles, wo sie mit lautem Kopfhörer-Sound tanzend durchs Präsidium staubwedelt, um der ständigen Langeweile durch ihre Überbegabung zu entkommen. Natürlich landet die überqualifizierte Putzfrau an einer jener typischen Ermittlungswände, auf der in Krimis sämtliche Personen und Details zu einem Fall mit Pfeilen, Rückschlüssen und Beziehungen zueinander aufgemalt sind. Morgan löst im Vorbeigehen eine harte kriminalistische Nuss und wird deshalb von den Profis des Reviers - unter anderem Chefin Selena (Judy Reyes) und der korrekte Ermittler Karadec (Daniel Sunjata) - als Beraterin für besonders knifflige Fälle eingestellt. In dieser Funktion löst der etwas anstrengende, aber auch liebenswürdige Paradiesvogel Morgan pro Folge eine knifflige Kriminuss - während sich die privaten Erzählstränge der Serie stets auch ein wenig weiterbewegen.

Audrey Fleurot oder Kaitlin Olsen?

Mutter Morgan (Kaitlin Olson, links) rechnet ihren Kindern und der Kassiererin im Supermarkt vor, warum der Computer sich beim Erstellen der Einkaufsrechnung geirrt haben muss. Prekär leben heißt eben nicht, dass man gleichzeitig dumm ist. Eine der sympathischen Grundideen der Serie „High Potential“, die ursprünglich aus Frankreich stammt. (Bild: © 2024 Disney und seine verbundenen Unternehmen)

Mutter Morgan (Kaitlin Olson, links) rechnet ihren Kindern und der Kassiererin im Supermarkt vor, warum der Computer sich beim Erstellen der Einkaufsrechnung geirrt haben muss. Prekär leben heißt eben nicht, dass man gleichzeitig dumm ist. Eine der sympathischen Grundideen der Serie „High Potential“, die ursprünglich aus Frankreich stammt. (Bild: © 2024 Disney und seine verbundenen Unternehmen)

Detective Karadec (Daniel Sunjata) muss schon mal als Not-Babsitter für Morgans Nachwuchs aushelfen. Das unterhaltsame Spannungsfeld zwischen dem korrekten „Beamten“ und der unkonventionellen Chaotin ist eines der Erfolgsrezepte der französischen Originalserie wie auch des US-Remakes.   (Bild: © 2024 Disney und seine verbundenen Unternehmen)

Detective Karadec (Daniel Sunjata) muss schon mal als Not-Babsitter für Morgans Nachwuchs aushelfen. Das unterhaltsame Spannungsfeld zwischen dem korrekten „Beamten“ und der unkonventionellen Chaotin ist eines der Erfolgsrezepte der französischen Originalserie wie auch des US-Remakes. (Bild: © 2024 Disney und seine verbundenen Unternehmen)

Wer das französische Original „High Potentiel Intellectuel (HPI)“ kennt, wird in den Fällen und Szenen der US-Adaption durch Autor Drew Goddard (“The Good Place“, „Der Marsianer - Rettet Mark Watney“) wie bei den beiden „Psycho“-Filmen deckungsgleiche Szenen und Figuren entdecken. Nur, dass die einen eben im nordfranzösischen Lille spielen und die anderen unter der Sonne Kaliforniens. Die clever gebauten Kriminalfälle sowie die besondere Psychologie der schrillen und doch auch sensiblen, an sich leidenden Hauptfigur verkörpern beide Schauspielerinnen - Fleurot und Olsen - überzeugend, wenn auch so überdreht, dass sie Charakter-Puristen etwas zu anstrengend sein könnten. Der Kriminalfall der Woche erinnert hingegen an das gute alte Procedural-TV, bei dem man schon mal die eine oder andere Folge verpassen konnte und beim Einstieg in den aktuellen Fall keine Verständnisprobleme haben musste. Nach dem Motto: einschalten, Fall lösen, fertig!

Reinigungskraft Morgan (Kaitlin Olson) langweilt sich schnell. Deshalb löst sie nacht auf ihrem Arbeitsplatz, einer Sondereinheit des LAPD für besonders schwere Verbrechen, schnell noch einen Fall, der an der Ermittlerwand noch übrig geblieben ist.  (Bild: © 2024 Disney und seine verbundenen Unternehmen)

Reinigungskraft Morgan (Kaitlin Olson) langweilt sich schnell. Deshalb löst sie nacht auf ihrem Arbeitsplatz, einer Sondereinheit des LAPD für besonders schwere Verbrechen, schnell noch einen Fall, der an der Ermittlerwand noch übrig geblieben ist. (Bild: © 2024 Disney und seine verbundenen Unternehmen)

In Frankreich ist die Kriminalkomödie mit „Ziemlich beste Freunde“-Star Audrey Fleurot einer der größten Unterhaltungs-Hits überhaupt: „HPI“ erreicht dort Marktanteile von 40 Prozent. Rund achteinhalb Millionen Franzosen schalten ein, wenn eine neue Folge der Krimikomödie läuft. In Deutschland hatte „HIP: Ermittlerin mit Mords-IQ“ seit dem Start der ersten Staffel im Dezember 2021 in der ARD-Mediathek über sämtliche Folgen hinweg bisher deutlich über 15 Millionen Abrufe.

Kein Wunder, dass Amerika ein solches Erfolgsrezept gerne zu sich holen möchte. In Deutschland hat man - sofern man ein Abo von Disney+ besitzt - die Wahl, ob man nun lieber einer französischen Erin Brockovic-Figur beim Ermitteln und deren Lebenschaos zusehen will oder der amerikanischen Variante seine Zeit schenken möchte. Leichtigkeit und gute Konsumierbarkeit sowie clever ausgedachte Fälle bieten beide Formate. (tsch)