Ehrliche WorteHugh Grant spricht über seinen Sex-Skandal von 1995

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Fast 25 Jahre ist es her, dass Hugh Grant mit einer schwarzen Schönheit in Hollywood auf dem Straßenstrich erwischt wurde.

Los Angeles – Es war einer der größten Skandale der britischen Politik-Geschichte. Der hochrangige Politiker Jeremy Thorpe versteckte seine Homosexualität hinter der Fassade des Familienvaters und hielt sich einen jungen Lover. Als der drohte, ihn zu outen, schmiedete Thorpe ein Mordkomplott.

Jetzt kommt die Story des hinterlistigen – und gleichzeitig charmanten – Abgeordneten als TV-Serie („A Very British Scandal“) heraus. Und wer könnte britischer, charmanter und verrucht genug sein, um die Rolle zu spielen als Hugh Grant.

Fast 25 Jahre ist es her, dass er mit einer schwarzen Schönheit namens Divine in Hollywood auf dem Straßenstrich erwischt wurde. Da darf man ja wohl mal die Frage stellen:

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Wie bewältigt man einen Skandal am besten?

Hugh Grant (zwinkert): Man muss den Schritt nach vorne wagen und ehrlich sein. Und nicht so wie Thorpe versuchen, das mit allen Mitteln zu vertuschen. Ich denke, er hätte es so wie ich machen sollen. Ich habe es direkt zugegeben und mich nicht versteckt.

Je mehr man versucht, die Sache mit allen möglichen Ausreden zu entschuldigen, desto schlimmer wird es.

Als Thorpe küssen Sie einen Mann. Wie war das?

Grundsätzlich hatte ich kein Problem damit. Wenn mein Serien-Lover bloß nicht diesen Dreitagebart gehabt hätte. Dadurch habe ich einen Ausschlag im Gesicht bekommen. Als ich abends meinem Sohn einen Gute-Nacht-Kuss geben wollte, fragte der „Papa, was ist passiert?“ Und ich so „Ich musste den ganzen Tag einen Mann küssen.“

Wirklich den ganzen Tag?

Nein, es war ja eine TV-Produktion, zu der ich mich erniedrigt habe – oh, welch Horror (lacht). Da ging es mit den Knutsch-Szenen schneller. Kaum war das Küssen im Kasten, hieß es „Und jetzt nimmst du ihn von hinten“. (kichert)

Am Anfang müssen Sie Thorpe im Alter von 30 spielen. Wie finden Sie es, sich mal wieder halb so alt auf dem Bildschirm zu sehen?

Zum Glück sahen die Leute damals mit 30 viel älter aus als heute. Sonst hätte mir das keiner abgenommen. Ich hatte auf jeden Fall einen fantastischen Maskenbilder, der mich verwandelt hat. Allerdings musste er meinen Haaransatz 5 Zentimeter zurücksetzen und das sah grässlich aus.

Gab es Reaktionen auf diesen Look?

Ich war für die nächsten sechs Monate unbumsbar.

Sie haben in diesem Jahr zum ersten Mal geheiratet. Ihre Ehefrau Anna Elisabet Eberstein ist Schwedin. Können Sie sich vorstellen, mal in Schweden zu leben?

Ich lebe seit jeher in London und werde hier auch weiter wohnen. Aber ich war schon immer ein Fan der Skandinavier. Ich fühle mich in Schweden sehr sicher. Ich bin dort mit meiner Frau immer Ende Juli für zwei Wochen. Ich finde diesen sogenannten schwedischen Sommer unheimlich faszinierend.

Wieso das?

Es ist einfach nur witzig, die Einheimischen zu beobachten, wie sie nach elf Monaten der Dunkelheit und des Elends blinzelnd aus ihren Häusern kommen. Dann springen sie ins eiskalte Wasser, erfrieren dabei halb, um dann wieder zurück in die Dunkelheit zu verschwinden. Ja, ich mag die Schweden wirklich sehr. Deshalb habe ich ja auch eine Schwedin geheiratet.

Hat sich bereits etwas von deren Kultur auf Sie abgefärbt?

Ich fürchte, ich mag ABBA. Die höre ich ständig. Aber ich hatte schon immer einen horrenden Musikgeschmack (grinst).

Sie führen seit Jahren einen Krieg gegen die Sensationspresse. Auf der anderen Seite decken gerade diese Medien oft auch politische Skandale auf.

Deshalb bin ich ja nicht grundsätzlich Anti-Medien. Journalismus hat die Aufgabe, Korruption, Heuchelei und Skandale zum Wohle der Öffentlichkeit aufzudecken. Wie in Thorpes Fall, wo ein Mord damit verhindert wurde. Doch wenn die Presse in die Privatsphäre einer Mutter, die grade ihr Kind verloren hat, eindringt, dann geht das gar nicht. Daher unterstütze ich die Medien auf der einen Seite und ich kritisiere sie auf der anderen.

Die Presse war bei Thorpe damals mehr daran interessiert, dass er schwul war als am Mordkomplott.

Zum Glück sind diese Zeiten vorbei. Es gibt inzwischen einige homosexuelle Politiker in Großbritannien, die das offen ausleben und sehr happy damit sind.

Was halten Sie grundsätzlich von Politikern?

Ich muss sagen, der Spruch „Politik ist wie Showbusiness, nur für hässliche Menschen“ stimmt. Der Instinkt der meisten Politiker ist, sich in ein möglichst gutes Licht rücken und möglichst viel Aufmerksamkeit mit der Eigen-PR zu bekommen. Die erste Frage, die sie stellen ist nicht „Passiert das zum Wohle meiner Wähler“ sondern „Was ist für mich drin?“.

Konnten Sie Thorpe dennoch einen Hauch Sympathie abgewinnen?

Ja auf jeden Fall. Ich bin überzeugt, er wollte hauptsächlich seine Familie vor dem Skandal schützen. Ich bin mir auch sicher, dass er seine Frau geliebt hat, obwohl er schwul war. Und auf jeden Fall vergötterte er seinen Sohn. In dieser Sicht lagen wir also auf derselben Wellenlänge.

Also kann etwas Politiker und Schauspieler verbinden. Apropos. Wollten Sie eigentlich immer Schauspieler werden?

Schauspielerei war der erste Job, den ich hatte, der nicht völlig Scheiße war. Mein erstes Geld habe ich nämlich damit verdient, Klos in einem Pub zu schrubben. Bis heute bin ich Meister der WC-Reinigung (lacht). Danach war ich Autoverkäufer bei Ford. Ich wurde allerdings schnell gefeuert, weil ich mit einem Neuwagen auf dem Parkplatz Schleudertraining gemacht und ihn geschrottet habe.

DierkmitHughGrant

Hugh Grant mit unserem Reporter Dierk Sindermann

Sind Sie ein sportlicher Typ?

Ich denke schon. Ich war lange golfsüchtig. Jetzt bin ich tennissüchtig. Meine Frau ist eine sehr gute Spielerin. Leider ist sie viel besser als ich, was mich wahnsinnig macht. Es ruiniert einem das Ego mit einer Frau zu spielen, die viel zu jung für einen ist (lacht). Ich kriege ständig Wutausbrüche.

Das klingt nicht nach Erholung.

Es ist das Gegenteil. Erholung ist eher, auf der Couch zu sitzen und eine nette Serie im Fernsehen zu sehen. Wie „The Crown.“ Wenn da nur nicht der Stress wäre, die Sendung zu finden.

Das kann doch jeder.

Nicht ich. Es gibt mittlerweile 15 verschiedene Fernbedienungen, die mich total verwirren. Ich muss mir von meinem Fünfjährigen erklären lassen, welche für Amazon, welche für BBC und welche für Netflix sind.

Sie waren der Held in unzähligen romantischen Komödien. Was ist Ihre persönliche Definition von Liebe?

Ich habe keine. Diese Frage ist viel zu schwer, um sie einfach beantworten zu können.