„Köln 75“, „Ein Tag ohne Frauen“ und „The Critic“, ein Thriller-Drama mit „Herr der Ringe“-Star Ian McKellen in der Rolle eines fiesen Theaterkritikers: Das sind die Kino-Neustarts am 13. März.
Ian McKellen als böser TheaterkritikerDas sind die Kino-Highlights der Woche

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Ian McKellen verkörpert in „The Critic“ den gefürchteten Theaterkritiker Jimmy Erskine. (Bild: Universal)
Kritiker oder Kritikerinnen, die beinahe im Alleingang Schauspielkarrieren befördern oder beenden und maßgeblichen Anteil daran haben, ob ein künstlerisches Werk ein Hit oder ein Flop wird - das gibt es heute ja kaum noch. In einer Zeit, in der jeder ganz einfach seine „Kritik“ ins Netz stellen kann und die bloßen Klicks im Zweifel mehr zählen als eine fundierte Abhandlung in der Fachpresse, ist der Kritiker nach alter Prägung so gut wie ausgestorben. Aber im Kino gibt es ihn noch - mit großer Expertise, elitärem Naserümpfen und der ganzen Selbstverliebtheit, die eben auch dazugehört: Ian McKellen ist „The Critic“.

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Jimmy Erskine (Ian McKellen, links) und David Brooke (Mark Strong) haben sehr unterschiedliche Vorstellungen davon, wie die Zukunft des „Daily Chronicle“ aussehen sollte. (Bild: Universal/Nick Wall)
Was das Publikum in dieser Woche außerdem erwartet: „Köln 75“ erzählt davon, wie eine Teenagerin eines der berühmtesten Jazz-Konzerte aller Zeiten auf die Beine stellte, und die Dokumentation „Ein Tag ohne Frauen“ erinnert daran, wie vor 50 Jahren ein bemerkenswerter Streik das Leben in Island zum Stillstand brachte.
The Critic

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Ziemlich unter Stress, aber trotzdem mit einem breiten Lächeln im Gesicht - das Bild sagt schon viel aus über Vera Brandes (Mala Emde), die in „Köln 75“ eines der berühmtesten Jazz-Konzerte aller Zeiten organisiert. (Bild: Wolfgang Ennebach/Alamode Film)
Jimmy Erskine (McKellen) weiß genau, was eine gute Theateraufführung ausmacht. Und wenn irgendetwas fehlt, wird mit großer Kunstfertigkeit und ohne jede Gnade draufgehauen. So hat der Chefkritiker des Londoner „Daily Chronicle“ sich schon viele Feinde gemacht, aber als Experte ist er doch über jeden Zweifel erhaben. Er liebt die Macht, die ihm seine Position bringt, und er ist fest davon überzeugt: Ohne ihn und seinesgleichen wäre so eine Zeitung wie der „Daily Chronicle“ letztlich nichts wert.
Im Thriller-Drama „The Critic“ (Drehbuch: Patrick Marber, Regie: Anand Tucker), das auf einem Roman des britischen Autors Anthony Quinn basiert und in den 30er-Jahren angesiedelt ist, liefert sich Erskine scharfzüngige Gefechte mit jedem, der es wagt, ihn infrage zu stellen. Da ist beispielsweise die Schauspielerin Nina Land (Gemma Arterton), die sich von Erskine schon seit vielen Jahren ungerecht behandelt fühlt. Als sie ihn zur Rede stellt, lacht er sie nur aus.

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John Magaro verkörpert in „Köln 75“ den US-Pianisten Keith Jarrett. (Bild: Wolfgang Ennebach/Alamode Film)
Weit weniger lustig wird es dann jedoch in der Auseinandersetzung mit David Brooke (Mark Strong). Der Mann lässt sich von Erskines Gehässigkeiten nicht aus der Reserve locken, und vor allem hat er als neuer Besitzer des „Daily Chronicle“ eine ganz eigene Vorstellung davon, was den Wert oder Nicht-Wert einer Zeitung wie dieser ausmacht. Brooke möchte den“Daily Chronicle“ komplett umkrempeln und zur „erfolgreichsten Familien-Zeitung des Landes“ machen. Erskine solle sich künftig zügeln. Doch der denkt nicht daran, sich irgendetwas vorschreiben zu lassen. Es kommt zu einem erbitterten Machtkampf, und wie sich bald herausstellt, ist Jimmy Erskine mit seinem „ausschweifenden“ Lebensstil längst nicht so unantastbar wie er selbst lange glaubte.
Köln 75

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Die Männer sprachen hinterher von einem „langen Freitag“: 1975 schlossen sich 90 Prozent der isländischen Frauen für einen landesweiten Streiktag zusammen. (Bild: Rise and Shine Cinema)
„Das Wichtigste bei einem Solokonzert ist die erste Note, die ich spiele, oder die ersten vier Noten. Wenn sie genug Spannung haben, folgt der Rest des Konzerts daraus fast selbstverständlich“, wird Keith Jarrett vom Schweizer Kulturjournalisten Peter Rüedi zitiert. Jarrett gilt als ein Meister der Jazz-Improvisation. Aber „selbstverständlich“ war bei seinem legendären „Köln Concert“ im Januar 1975 nichts, und ohne die heldenhaften Anstrengungen einer damals blutjungen Veranstalterin wäre es gar nicht erst zur so wichtigen ersten Note gekommen. Jetzt erzählt Regisseur und Autor Ido Fluk die verrückte Geschichte hinter diesem Gig, der Musikgeschichte schreiben sollte, in einem Kinofilm nach.
Premiere feierte „Köln 75“ vor wenigen Wochen bei der Berlinale - ein durchaus aufsehenerregendes Projekt, für das der israelische Filmemacher Ido Fluk (“The Ticket“) einige große Namen gewinnen konnte. Unter anderem stehen Alexander Scheer, Ulrich Tukur, Jördis Triebel sowie Susanne Wolff auf der Besetzungsliste der deutsch-polnisch-belgischen Produktion. US-Schauspieler John Magaro verkörpert Keith Jarrett, und Mala Emde spielt die besagte Veranstalterin Vera Brandes.

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In ein „Ein Tag ohne Frauen“ erzählen viele Zeitzeuginnen, wie das damals ablief mit dem großen Frauenstreik in Island - die meisten erinnern sich mit sichtbarer Freude daran zurück. (Bild: Rise and Shine Cinema)
Vera Brandes begann schon als 15-jähriges Mädchen, Konzerte und kleine Touren zu organisieren. Als die Geschichte von „Köln 75“ einsetzt, ist sie gerade einmal 16. Eine junge Rebellin, deren Herz ganz für die Musik schlägt und die sich mal wieder etwas Großes in den Kopf gesetzt hat: ein Konzert des amerikanischen Pianisten Keith Jarrett im Kölner Opernhaus. Ein verwegener Plan mit vielen Risiken und Unwägbarkeiten. Bei der Vorbereitung geht so ungefähr alles schief, was schiefgehen kann. Aber am Ende findet da doch ein Konzert statt, das bei Jazz-Liebhabern auf der ganzen Welt bis heute nachklingt: Der Live-Mitschnitt „The Köln Concert“, der an jenem Abend entstand, wurde zur meistverkauften Jazz-Soloplatte aller Zeiten.
Ein Tag ohne Frauen
„Die Männer nannten es den langen Freitag“, erklärt eine Frau und grinst dann vielsagend in die Kamera. Was diesen Freitag für die Männer so „lang“ machte: dass keine Frauen da waren. Nicht in den Schulen, nicht in den Büros, nicht an den Supermarktkassen und schon gar nicht zu Hause in der Küche. Vor 50 Jahren wagten die Frauen in Island den großen Aufstand, der weltweit Schlagzeilen machte. Jetzt, kurz nach dem internationalen Weltfrauentag, blickt eine Kino-Dokumentation zurück auf diesen historischen „Tag ohne Frauen“.
Ein landesweiter Frauenstreik - viele isländische Männer hätten die bloße Vorstellung „lächerlich“ und „albern“ gefunden, erinnern sich mehrere Frauen an die Stimmung im Vorfeld. US-Regisseurin Pamela Hogan und Hrafnhildur Gunnarsdóttir, die selbst an dem Streik teilnahm, zeigen in ihrem Film, wie es dann trotzdem passierte. Wie die Idee entstand, wie die Aktion vorbereitet wurde und wie dieser „Tag ohne Frauen“ schließlich vonstattenging.
90 Prozent der Frauen sollen sich an dem Streik beteiligt haben, der das Leben in Island für einen ganzen Tag praktisch stillstehen ließ. Keine Betten machen, nicht kochen, nicht irgendwo zur Arbeit erscheinen. Stattdessen gingen sie singend und Fahnen schwenkend gemeinsam auf die Straße. Es war ein ordentlicher Denkzettel für die Männer, den Hogan und Gunnarsdóttir in einem ebenso bemerkenswerten wie vergnüglichen Film illustrieren. Zwischen Interview-Sequenzen und Archivbildern arbeiten sie immer wieder mit Animationen, die den augenzwinkernd-verspielten Unterton von „Ein Tag ohne Frauen“ unterstreichen. (tsch)