Erkannt?Hier tobt sich ein deutscher Rockstar im chinesischen Kloster aus
Köln – Zwei Nummer-1-Alben hat er schon, das nächste erscheint mit „Brot und Spiele“ am Freitag. Jörg Roth (39) alias „Alea“ könnte sich auf seinem Erfolg ausruhen. Macht der Leadsänger von Deutschlands bekanntester Mittelalter-Rockband „Saltatio Mortis“ (lateinisch für „Toleranz“) aber nicht. Er tobt sich lieber aus – im Kloster!
Kein Widerspruch! Denn es war zwar seine sanfte Seite, die ihn zu den Shaolin-Mönchen brachte – aber auch der Wunsch, sich auszupowern. „Ich habe früher sehr viel Sport getrieben, fast exzessiv“, berichtet Alea im Interview. „Als sich das geändert hat, bekam ich Herzprobleme. Meine Herzgefäße sind jetzt geweitet.“
Seine Ärzte empfahlen ihm deshalb: „Sport treiben und so oft wie möglich zur Ruhe kommen.“ Seine Lösung: asiatischer Kampfsport. Tai-Chi und Kung-Fu. „Da komme ich ganz zu mir, konzentriere mich total auf mich und meinen Körper. Die Meditationen tun mir einfach gut.“
Als in seiner Tai-Chi-Gruppe in Kaiserslautern vor vier Jahren ein Lehrer gesucht wurde, sprang Alea ein – und machte so mit Shaolin-Mönchen Bekanntschaft, die ihn kurz darauf in ihr Kloster einluden. „Seitdem gehe ich regelmäßig in verschiedene Klöster, sowohl in China als auch bei uns. Ich verbringe dort so viel Zeit wie möglich, mehrere Monate pro Jahr lebe ich dort.“
Inzwischen sei er fester Teil der Gemeinschaft. Alea lacht. „Die Touristen dort wundern sich, wenn sie vor den Zeremonien rausgeschmissen werden, ich aber bleiben darf. Dann sagen die Mönche einfach: Der gehört zu uns.“ Er trägt dort ja schließlich auch deren Kutte. „Ich bin christlich erzogen worden, aber vieles im Buddhismus ergibt für mich mehr Sinn als im Christentum.“
Halb Buddhist und Mönch, halb Rocker? Für den Chartbreaker aus dem Kloster ist auch das kein Widerspruch.
„Die Mönche haben mir sogar gesagt, dass ich mit meiner Musik die Menschen zum Strahlen bringe – und damit mehr erreiche als sie durch ihre Meditation.“