Johann KönigComedian über bizarre Auftritte in der Corona-Zeit: „Hat mich fertiggemacht“

Der Comedian Johann König am 21. Januar 2023 im Kölner Gloria-Theater,

Johann König im Januar 2023 beim Interview im Kölner Gloria. Am 22. April gastiert er hier mit seinem Programm „Wer Pläne macht, wird ausgelacht“.

Johann König, Comedian, bezeichnet sich selbst als Alleinunterhalter. Mit EXPRESS.de spricht er über seinen Hühnerstall, Familienstress und darüber, wie er durch die Pandemie gekommen ist.

von Horst Stellmacher  (sm)

Vor 25 Jahren fiel die Entscheidung: Johann König (50) verzichtete auf eine berufliche Zukunft als Lehrer und startete dafür in eine erfolgreiche Komiker-Karriere.

Seitdem berichtet er – trocken, lakonisch und immer witzig – aus seinem Familienleben und schreibt Bestseller – wie jetzt „Familie macht glücklich (das muss man sich IMMER WIEDER sagen)“ (Lübbe, 14 Euro). Im Gespräch mit EXPRESS.de gibt der Spaßmacher aus Köln-Nippes Auskunft über sich und das, was ihn bewegt.

Johann König: Familie ist ihm wichtig – seine Hühner aber auch

In Ihrem Buch erfahren wir viel über Ihre Familie – aber die kommt dabei nicht immer blendend weg. Hatte die da ein Mitspracherecht?

Johann König: Meine Frau und die Kinder haben es vorher gelesen. Hätten Sie Einspruch erhoben, dann hätte ich das, was sie nicht lesen wollten, gestrichen. Aber es hat nichts gestört. Meine Frau kennt das ja nicht anders. Wir sind seit über 20 Jahren zusammen – ohne ihr Verständnis für meinen Humor ginge es nicht. Der Humor ist das, was uns verbindet und uns das alles aushalten lässt.

Horst Stellmacher und Komiker Johann König am 24. Januar 2023 in Köln.

Heiteres Gespräch: EXPRESS-Reporter Horst Stellmacher und Johann König im Januar 2023 in Köln.

Sie erzählen auch davon, dass Sie sich Hühner angeschafft haben, die jetzt fast Teil Ihrer Familie geworden sind – alles erfunden oder alles wahr?

Johann König: Wahr! Fast! Wie alles, über das ich berichte. Früher habe ich viel mehr ausgedacht. Heute hat alles seinen Ursprung im echten Leben. Daraus entstehen Geschichten, in denen ich etwas übertreibe oder mal was dazu erfinde. Es gibt aber auch Erlebtes, das beim Erzählen so übertrieben wirkt, dass ich es runter dimme. Sonst sagen die Leute: „Jetzt übertreibt er aber!“

Wie sind Sie auf Hühner gekommen?

Johann König: Eine Folge des Lockdowns. Wir hatten keine Tiere mehr, Hund und Katze mussten wir aus Allergie-Gründen zu meiner Mutter und meinem Bruder geben. Dann haben wir erfahren, dass man sich für Haus und Garten Hühner leihen kann und wollten das mal probieren.

Scheint ja geklappt zu haben ...

Johann König: Ja. Der Hühnerverleiher kam mit Gehege, Futter und fünf Hühnern. Als er alles nach drei Wochen wieder abholte, gab es ein Riesen-Geheule. So haben wir uns einen Brutautomaten geliehen, Eier dazubekommen. Nach drei Wochen sind die Küken geschlüpft. Wir saßen vorm Automaten, haben beobachtet, wie sich die Schnäbel durch die Eierschale pickten und hatten Tränen der Rührung in den Augen.

Johann König spricht über seine Hühner

Machen Hühner viel Arbeit?

Johann König: Weniger Arbeit als Katze oder Hund, es sind Nutztiere, die draußen im Garten leben und nicht erzogen werden müssen. Wir haben sie sogar mit in den Urlaub genommen. Sie saßen hinten in Katzen-Körbchen im Auto. Für sie war’s problemlos – für uns nicht ganz: Nach sechs Stunden Fahrt haben wir nur noch durch den Mund atmen können, so hat es gestunken.

Die Hühner waren sicher Teil des Anti-Depressions-Programms in Corona-Zeiten. Doch wie war’s für Sie als Künstler?

Johann König: Die Zeit hat mich fertiggemacht. Wenn es überhaupt zu Auftritten kam, dann waren sie bizarr. So bin ich in Herne-Nord in einem Auto-Kino aufgetreten. Die Leute blieben Corona-konform in ihren Autos, sollten durch Hupen zu erkennen geben, dass es ihnen gefällt. Das ging der Nachbarn wegen nicht – zu laut. Also musste die Lichthupe her … Ging auch nicht, es war mitten im Sommer und noch taghell. Als es auch noch zu regnen begann, ließen die Leute die Scheiben oben, sodass ich auch ihr Lachen nicht hörte. So stand ich in Herne-Nord im Regen vor 100 Autos und sah nur Scheibenwischer. Schrecklich.

Sie können ein ungewöhnliches Jubiläum feiern: 25 Jahre Komiker. Wenn Sie mal vergleichen – könnten Sie mit dem Programm von damals heute bestehen?

Johann König: Das würde nicht klappen. Damals war ich Student, hatte keine Kinder und viel mehr Zeit, mir Geschichten auszudenken. Heute erzähle ich aus meinem Familienleben. Ich bin verheiratet, habe drei Kinder, die jeweils drei Sportvereine haben und von uns zu neun verschiedenen Sportvereinen gefahren werden müssen. Dann muss ein Kind zum Flöten – wir sind nur damit beschäftigt, sie irgendwo hinzufahren und zu füttern.

Ist mit Ihrem Komiker-Leben ein Jugendtraum in Erfüllung gegangen?

Johann König: Ich habe nie davon geträumt, Komiker zu werden. Ich war viel zu verklemmt und schüchtern. Ich war nie der Klassenclown, habe nie Schultheater gemacht, in einer Band gespielt oder Otto-Witze auf Hochzeiten vorgetragen. Ich habe mich nie im Unterricht gemeldet, bin deswegen sogar sitzengeblieben. Und plötzlich doch auf die Bühne!

Johann König: Erstlingswerk war ein Gedicht über zwei Hasen

Wie kam es dann dazu?

Johann König: Ich habe Sonderschulpädagogik und Sport studiert und nachts im Krankenhaus St. Franziskus in Ehrenfeld gearbeitet. Diese Nachtwachen waren meist sehr langweilig. Aus dieser Langeweile heraus habe ich für mich Gedichte geschrieben.

Und die haben Sie vorgetragen?

Johann König: Ich war oft im damaligen Kölner Kellercafé Zappzarapp, in dem noch unbekannte Künstler auftraten. Eines Tages überredete mich meine damalige Freundin: „Trau dich doch mal!“ Habe ich nach weiteren zwei Kölsch gemacht. Es war ein Gedicht über zwei Hasen. Die Gäste wussten gar nicht, ob sie lachen durften oder ob ich geisteskrank oder bekifft wäre. Sie haben sich fürs Lachen entschieden, so war ich am nächsten Abend mit einem neuen Gedicht wieder da, weil mir klar wurde, dass ich eine lustige Ader habe.

Damals, in den 90ern, hatten wir gefühlt lustigere Zeiten. Ist es heute schwerer, die Säle voll zu kriegen?

Johann König: Das erlebe ich glücklicherweise für meine gerade gestartete neue Tour nicht. Die Leute haben große Lust, abends wieder auszugehen, nicht Nachrichten zu gucken. Sie kaufen Karten wie jeck, sie wollen wieder lachen und sich ablenken.Nehmen Sie hier an der Comedy-Umfrage von EXPRESS.de teil:

Was ist eigentlich Ihre Berufsbezeichnung?

Johann König: Ich bezeichne mich als Alleinunterhalter. Ich habe keine Autoren, keinen Regisseur, keinen Coach, mache alles selbst.

Immer unterwegs. Ist das gut für eine Beziehung?

Johann König: Als Bühnenkünstler ist Reisen unerlässlich. Ich habe seit Beginn meiner Ehe rund 100 Auftritte im Jahr, das kennen meine Frau und ich nicht anders. Ich denke, dass es gut für eine Beziehung ist, immer mal wieder eine Distanz zu haben. Ich freue mich aufs Wegfahren, und ich freue mich aufs Wiederkommen.

Johann König: Vom Kinderkrankenpfleger auf die Comedy-Bühne

Johann König (geboren als Johannes Köhn am 21. Juni 1972 in Soest) machte eine Ausbildung zum Kinderkrankenpfleger, studierte an der Sporthochschule Köln und der Heilpädagogischen Fakultät. Abschluss: Sportlehrer für die Sekundarstufe I. Seit 1998 ist er regelmäßig auf der Bühne und im TV zu sehen. Er schrieb die Bestseller „Gestammelte Werke“, „Kinder sind was Wunderbares“ und jetzt „Familie macht glücklich“.

König ist verheiratet, hat zwei Töchter und einen Sohn, die Familie lebt in Köln-Nippes. Er gastiert mit „Wer Pläne macht, wird ausgelacht“ am 9. März 2023 in Düsseldorf (im Savoy) und am 22. April in Köln im Gloria, am 22. August dann in Bonn in der Oper und am 23. Oktober in Leverkusen im Forum. Seine Lese-Shows zum Buch gibt es am 27. September in Düsseldorf und am 2. November in Köln-Nippes.