Die knallharte Keira Knightley räumt in der britischen Spionageserie „Black Doves“ mit Vorurteilen auf.
Keira Knightley macht keine Gefangenen - in der besten Spionageserie des Jahres
Wie bringt sie das nur alles unter einen Hut? Helen Webb (Keira Knightley) hat einen vollen Kalender: Sie unterstützt ihren Politikergatten (Andrew Buchan) beruflich, organisiert das Familienleben mit zwei Kindern, hat Zeit für eine Affäre. Und dann ist da ja noch ihr eigentlicher Job, von dem niemand wissen darf. Helen ist Spionin und versorgt eine mysteriöse Organisation mit Geheimnissen und Insiderwissen: Mit „Black Doves“ zeigt Netflix ab 5. Dezember die vielleicht unterhaltsamste Spionageserie der Saison mit einer knallharten Keira Knightley in der Hauptrolle.
So rabiat hat man den „Fluch der Karibik“-Star jedenfalls selten gesehen: Helen Webb weiß, was sie will und wie es bekommt. Niemand kann ihr Vorschriften machen. Ist ist bewusst, dass das Geschäft mit Geheimnissen blutig und brutal ist. Wer mitmischt, ist automatisch in Zwängen gefangen. Gefangene werden selten gemacht, der Tod ist der treueste Begleiter. Und trotzdem kann man fürsorgliche Mutter, Ehefrau, Geliebte sein.
Sich prügeln und verletzlich sein
Keira Knightley ist in dieser Rolle großartig. Nicht, weil sie sich prügelt und alle Waffen abfeuert, die sie in die Hände bekommt. Sondern, weil sie mit großer Überzeugung mit Vorurteilen aufräumt. Knightley, die zu Beginn ihrer Karriere vor allem als „Objekt der Begierde für alle“ inszeniert wurde, der Essstörungen nachgesagt wurden, die öffentlich bloßgestellt wurde: „Black Doves“ wirkt wie eine Befreiung.
Nicht minder großartig ist Knightleys Co-Star Ben Wishaw, der als sensibler Killer Sam einen Hang zu Prosecco und Romantik hat und seiner alten Freundin in London zu Hilfe eilt: Helens Liebhaber wurde erschossen, und nun droht ihre Tarnung aufzufliegen. Das wäre erstens schlecht für das Geschäft und zweitens der körperlichen Unversehrtheit nicht zuträglich.
Verrücktes Killerpärchen und keine falsche Bescheidenheit
Die ganze Angelegenheit eskaliert allerdings ziemlich schnell, weil halb London auf die eine oder andere Art beteiligt ist: die Unterwelt, reguläre Geheimdienste, Supermächte, Downing Street. Und überhaupt: Warum soll man bescheiden sein, wenn es auch mit ganz großen geopolitischen Verwerfungen geht? Also kämpft jeder gegen jeden, und irgendwann muss Helen auch noch Plätzchen für Weihnachten backen.
Dass „Black Doves“ ein riesiges Kuddelmuddel ist, tut der Logik zwar nicht immer gut, ist aber spannend und sehr kurzweilig. Das Versagen (fast) aller handelnden Personen ist dabei Teil der Show von Joe Barton (Idee und Drehbuch), der sich viele Schlenker, noch mehr skurrile Figuren und schwarzen Humor gönnt. Allein für die Auftritte des Killerpärchens Williams (Ella Lily Hyland) und Eleanor (Gabrielle Creevy) lohnt sich das Einschalten. Am besten aber sind die Momente, in denen Keira Knightley ihre Stärke zeigt und Ben Wishaw seine Verletzlichkeit.
Das können sie übrigens weiter tun. Netflix hat bereits eine zweite Staffel bestellt. (tsch)