„Kölner Treff“„Tatort“-Star mit erschütternder Schilderung: Für seinen Mut bekommt er viel Applaus

Der Schauspieler und damalige Gefängnisarzt Joe Bausch, aufgenommen vor einer Mauer seiner Arbeitsstätte.

Joe Bausch (hier zu sehen am 12. November 2018 an seiner alten Arbeitsstelle als Gefängnisarzt in der JVA Werl) untermauert beim „Kölner Treff“, warum er seine Misshandlungserfahrungen aus der Kindheit in seinem Buch mit der Öffentlichkeit geteilt hat.

Joe Bausch hat im Laufe seiner Karriere einige Höhen und Tiefen erlebt und sah sich bereits als Kind mit sexuellem Missbrauch konfrontiert. Heute, mit 71 Jahren, betont der Schauspieler beim „Kölner Treff“, warum er es für wichtig hält, diese Erfahrungen mit der Öffentlichkeit zu teilen. Dafür bekommt er viel Applaus.

von Frederik Steinhage  (ste)

„Tatort“-Star Joe Bausch spricht in seiner Biografie ein sehr sensibles Thema an, lässt auch tief in sein eigenes Seelenleben blicken. Eine mutige Entscheidung, für die er im „Kölner Treff“ ebenfalls viel Applaus bekommt.

Der Schauspieler hatte in seiner Zeit als Gefängnisarzt regelmäßig mit Opfern von sexueller Gewalt in der Kindheit zu tun, welche unter anderem dadurch auf die schiefe Bahn gerieten. Dass Bausch selbst in seiner Kindheit Opfer von sexuellem Missbrauch durch den zehn Jahre älteren Ziehsohn seiner Eltern wurde, schrieb er in seinem Buch und schilderte seine Erfahrungen auch im Interview mit EXPRESS.de.

Solche Erfahrungen auf einer großen öffentlichen Bühne zu teilen, ist sicherlich alles andere als einfach. Insbesondere, wenn man, wie Joe Bausch im „Kölner Treff“ erläutert, dieses Thema nie mit den eigenen Eltern besprechen konnte. Der 71-Jährige betont im WDR, dass er es auch für die Gesellschaft für essenziell hält, dass solche Themen offen angesprochen werde.

Joe Bausch beim „Kölner Treff“: „Das hätte ich falsch gefunden“

Zu Beginn seiner Ausführungen berichtet der ehemalige Gefängnisarzt von dem komplizierten Kommunikationsverhältnis bezüglich des Missbrauches durch seinen Ziehbruder gegenüber seinen Eltern. „Über manche Dinge konnten wir nicht reden, weil zu Zeiten, wo man hätte darüber reden können, war ich zu jung und es war auch nicht so das Bedürfnis da, mit ihnen darüber zu sprechen“, erzählt der Tatort-Darsteller.

Angesprochen darauf, weshalb es diese prägende Erfahrung dennoch in sein Buch geschafft hat, führt Bausch verschiedene Gründe an. „Alleine dadurch, dass ich länger als fünf Minuten mit meiner Lektorin darüber gesprochen habe, da wusste ich, das muss rein, Punkt“, erläutert Bausch seine Handlung. Eine Aussage, für die er viel Applaus im Studio bekam.

Ebenfalls sei die Tatsache entscheidend gewesen, „dass ich da heute, mit 71 Jahren darüber nachdenke.“

Bausch begründet seine Entscheidung auch damit, dass es bis heute Dutzende Kinder gibt, die ähnliche Erfahrungen durchgemacht haben wie er. „Solange das so ist, muss es Menschen wie mich geben, die sagen: ‚Wollen wir das so lassen?‘“, betont der „Tatort“-Star.

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Zusätzlich spricht Joe Bausch von seinem Kampf für die Kinderrechte im Rahmen der „Tatort“-Tour und schlussfolgert für sich: „Meine eigenen Erfahrungen nicht zu veröffentlichen, hätte sich falsch angefühlt“.

Joe Bausch über Signal-Wirkung seiner Veröffentlichung: „Man kann Menschen sagen: ‚Du bist hier nicht allein‘“

Nach der Veröffentlichung seines Buches habe es zahlreiche Reaktionen gegeben von Menschen, die Ähnliches durchlebt haben, berichtet der 71-Jährige weiter. „Mann kann Menschen sagen: ‚Du bist hier nicht alleine‘“, sagt der „Tatort“-Darsteller über die Signal-Wirkung seines Buches.

Darüber zu schreiben, das sei für ihn auch eine Form der „narrativen Konfrontation“. „Darüber schreiben ist wie eine alte Narbe anzufassen und du bist erstaunt, welche Erinnerungen plötzlich wieder da sind“, erzählt der Autor.