„Das Allerschlimmste”Retter warnt im TV: Viele machen fatalen Fehler nach Autounfall

Copyright: Sat.1/ Gerrit Büttgenbach
Die Notfallsanitäter Michael (l.) und David (r.) werden bei ihren Einsätzen von einem TV-Team begleitet.
Stuttgart – Es ist ein Horror-Szenario, vor dem sich viele Autofahrer fürchten: Zeuge eines schweren Verkehrsunfalls zu sein und der Allererste am Ort des Geschehens zu sein. Überall Trümmer, zerstörte Autos, verletzte Menschen. Das erste Gefühl bei vielen: Überforderung. Was soll ich tun? Wem soll ich zuerst helfen? Was, wenn jemand in meinen Armen stirbt?
„Lebensretter hautnah": Großaufgebot von Rettungskräften im Einsatz
Verkehrsunfälle und Unglücke gehören zum Alltag von den Stuttgarter Notfallsanitätern David Geserik (24) und Michael Paul (39). Zusammen mit ihren Kollegen bewältigen sie deutschlandweit viele Hunderte Einsätze am Tag.
In der Reality-Doku „Lebensretter hautnah“ begleitet das Sat.1-Team die beiden Sanitäter bei ihren Einsätzen. Und gleich zu Beginn der Sendung am Montagabend (18. Januar, 20.15 Uhr) werden die Zuschauer Zeugen dessen, wovor sich eben so viele fürchten. Ein dramatischer Unfall auf einer Landstraße mit mehreren beteiligten Autofahrern.
Als die beiden an der Unfallstelle ankommen, ist die Situation zunächst extrem unübersichtlich. Die erste Maßnahme für die beiden Retter: Eigenschutz. „Bei so einem Verkehrsunfall ziehen wir grundsätzlich unsere Helme auf“, erklärt Michael Paul, der seit 19 Jahren als Notfallsanitäter arbeitet.

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Das Team von „Lebensretter hautnah” begleitete die Notfallsanitäter David Geserik (r.) und Michael Paul bei ihrer Arbeit.
Die Straße ist bei der Ankunft bereits komplett gesperrt, überall ist Blaulicht zu sehen. Ein Großaufgebot von Polizei, Feuerwehr und Rettungskräften versucht, die Lage unter Kontrolle zu bringen.
„Lebensretter hautnah”: Überall Trümmer nach schwerem Unfall auf Landstraße
„Das Unfallbild, das sich darstellt, nehmen wir nur fokussiert wahr“, erklärt Sanitäter Paul. „Wie ist der Unfall passiert? Was für eine Unfallkinetik hat hier geherrscht?“
Überall auf der Landstraße liegen Trümmer verteilt, die enormen Schäden lassen das Schlimmste befürchten. „Der erste Eindruck war imposant: die zerstörten Autos, die Plastikteile, die überall rumlagen“, erklärt Pauls jüngerer Kollege David Geserik, der fünf Jahre lang als Notfallsanitäter arbeitet. Doch wie schwer sind die Verletzungen? Wieviel Menschen sind beteiligt? Besteht Lebensgefahr?
„Lebensretter hautnah”: Zwei Menschen nach Unfall schwer verletzt
Zwei Pkw sind mit hoher Geschwindigkeit ineinander gerast, beide Fahrer sind verletzt. „Ein Patient lag seitlich neben seinem Auto, das Auto war komplett zerdellt, die halbe Vorderachse hat gefehlt. Der Patient ist wohl selbstständig ausgestiegen und hat sich dann direkt neben das Auto gelegt, weil ihn dort die Kräfte verlassen haben“, erläutert Michael Paul die Situation vor Ort.
Der 50-Jährige hat schwere Verletzungen, muss umgehend in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Auch innere Blutungen sind nicht auszuschließen, sie zeigen sich oft erst zeitverzögert.
Der zweite Fahrer, ein 22-jähriger Mann, muss aus seinem Auto befreit werden. Er steht unter Schock. Dadurch kann es auch noch eine Stunde nach dem Unfall zu einem Organversagen kommen. Er muss ebenfalls schnell in eine Klinik. Über 35 Einsatzkräfte arbeiten an dem Tag Hand in Hand, um die Unfallopfer zu bergen.
„Lebensretter hautnah”: Retter warnt davor, fatalen Fehler zu machen und keinen Notruf abzusetzen
Die Profis bringen die Lage schnell unter Kontrolle. Doch in der Regel sind nicht sie es, die als erstes an einer Unfallstelle ankommen. Sondern eben andere Verkehrsteilnehmer. Diese Situation aber überfordert viele, wie die Notfallsanitäter wissen.
„Das Wichtigste ist erst einmal, auf den Eigenschutz zu achten und die Unfallstelle abzusichern“, erklärt Paul. Dann sollte man sich erst einmal einen Überblick verschaffen. „Ist es eine gefährliche Situation? Brennt das Fahrzeug? Laufen Betriebsflüssigkeiten aus?“ Es sei wichtig, nicht blindlings an die Verunfallten heranzutreten.
„Lebensretter hautnah”: „Nichtstun ist das Allerschlimmste”
Doch ebenfalls wichtig: sofort einen Notruf absetzen. David Geserik erklärt, welchen fatalen Fehler viele machen: „Nichtstun ist das Allerschlimmste“, so der Rettungssanitäter. Da darf man auch keine Angst haben, anschließend Erste Hilfe zu leisten, bis der Rettungsdienst eintrifft. „Die Leitstelle gibt einem auch Erste-Hilfe-Tipps“, beruhigt Notfallsanitäter Paul. „Da kann man sich auch drauf verlassen, dass man am Telefon Hilfe bekommt.“
In Stuttgart haben Augenzeugen zum Glück schnell und richtig gehandelt. Beide Fahrer konnten gerettet werden. Die Einsatzkräfte waren innerhalb von Minuten vor Ort und konnten Schlimmeres verhindern. (mg)