„Maischberger“Nachdem Weidel und Wagenknecht über Hitler streiten, wird ein Gast deutlich

Alice Weidel (links) und Sahra Wagenknecht (Mitte) lieferten sich bei Sandra Maischberger einen teils hitzigen Schlagabtausch. (Bild: WDR / Oliver Ziebe)

Alice Weidel (links) und Sahra Wagenknecht (Mitte) lieferten sich bei Sandra Maischberger einen teils hitzigen Schlagabtausch.

Was eint BSW und AfD, was trennt sie? Das will Sandra Maischberger am Mittwochabend im Ersten von den beiden Kanzlerkandidatinnen der Parteien, Sahra Wagenknecht und Alice Weidel, erfahren. Beim Thema Hitler geht die Contenance verloren.

BSW und AfD haben zumindest eines gemeinsam: Beide Parteien haben Kanzlerkandidatinnen gewählt. Und beide Kandidatinnen haben eher keine Chance auf das Kanzleramt. Mit der AfD will keine andere Partei regieren, auch das BSW nicht. Beim BSW ist noch nicht einmal klar, ob es die Partei überhaupt in den Bundestag schafft.

Dabei sind sich beide Parteien in einem Punkt einig, stellt NTV- und RTL-Politikchef Nikolaus Blome am Mittwochabend bei Sandra Maischberger in der ARD klar: „AfD und BSW wollen die amerikanischen Raketen nicht. Da gibt es schon eine ganz klare Schnittmenge. Da ist schon ein ganz klarer Antiamerikanismus in beiden Lagern.“

Die beiden Kanzlerkandidatinnen von BSW und AfD, Wagenknecht und Weidel, sind am Mittwochabend zu Gast bei „Maischberger“. Die Moderatorin gibt beiden viel Zeit, ihre jeweilige Politik zu erklären. Zum Beispiel ihren Umgang mit dem US-Präsidenten Trump, der angekündigt hat, den Krieg in der Ukraine zu beenden.

Sahra Wagenknecht misstraut Donald Trump

Was eint BSW und AfD, was trennt sie? Das wollte Sandra Maischberger (rechts) von ihren Gästen Alice Weidel (links) und Sahra Wagenknecht wissen. (Bild: WDR / Oliver Ziebe)

Was eint BSW und AfD, was trennt sie? Das wollte Sandra Maischberger (rechts) von ihren Gästen Alice Weidel (links) und Sahra Wagenknecht wissen. (Bild: WDR / Oliver Ziebe)

Wagenknecht dazu: „Sollte er den Ukrainekrieg beenden, wäre das ein Verdienst.“ Grundsätzlich misstraue sie Trump jedoch. „Das Einzige, was vielleicht seine Präsidentschaft bringen könnte, ist, uns wachzurütteln, dass wir nicht mehr in dieser blinden Gefolgschaft immer das tun, was Washington will.“ Das BSW sei keine antiamerikanische Partei, sagt Wagenknecht. Sie, Wagenknecht, habe „unsere Interessen“ im Kopf. Trump vertrete vor allem die Interessen der US-Wirtschaft.

Alice Weidel blickt mit Hoffnung auf die nächsten vier Trump-Jahre: „Donald Trump hat als Einziger überhaupt den Frieden in der Ukraine zum Thema gemacht“, sagt sie. Trump sei ein Friedenspräsident, habe die Waffenruhe im Nahen Osten mitverhandelt, und er wolle Frieden schaffen in der Ukraine. Man solle ihm die Möglichkeit dazu geben.

Alice Weidel nennt sich „Fangirl der Meinungsfreiheit“

Als Alice Weidel (links) ihre Behauptunt wiederholt, Hitler sei im Geiste ein Linker“ gewesen, kommt es zum offenen Streit mit Sahra Wagenknecht. (Bild: WDR / Oliver Ziebe)

Als Alice Weidel (links) ihre Behauptunt wiederholt, Hitler sei im Geiste ein Linker“ gewesen, kommt es zum offenen Streit mit Sahra Wagenknecht. (Bild: WDR / Oliver Ziebe)

Wagenknecht nimmt ihrer Kollegin Weidel die Nähe zur US-Politik jedoch ziemlich übel. Nach einer Diskussion mit Elon Musk auf dessen Social-Media-Plattform X nannte sie Weidel „Fan-Girl von Elon Musk“. Weidel wolle wie Musk eine Ellenbogengesellschaft, in der Milliardäre noch weniger Steuern zahlen.

Sie sei ein „Fangirl der Meinungsfreiheit“, entgegnet Weidel. Musk habe Twitter gekauft, das er dann in X umbenannt hatte, um einen Korridor gegen die einseitige Berichterstattung der Mainstream-Medien zu öffnen: „Ich glaube, dass die Menschen Scheren im Kopf haben und dass sie nicht mehr das sagen können, was sie wirklich denken.“ Musk unterstütze, dass jeder seine Meinung haben könne.

Weidel verschweigt dabei, dass dies auf X nicht gilt. Dort werden Musk-kritische Posts durchaus zensiert.

Journalist rückt Weidels Hitler-Behauptung zurecht

Der Journalist Nikolaus Blome rückte Alice Weidels Hitler-Thesen mit deutlichen Worten zurecht. (Bild: WDR / Oliver Ziebe)

Der Journalist Nikolaus Blome rückte Alice Weidels Hitler-Thesen mit deutlichen Worten zurecht. (Bild: WDR / Oliver Ziebe)

Genau wie Wagenknecht wünscht sich auch Weidel: Deutschland solle seine eigenen Sicherheitsinteressen artikulieren. „Ich habe Deutschland überspitzt einen Sklavenstaat genannt“, sagt Weidel. „Wir müssen aufhören mit der Trittbrettfahrerei auf Kosten der USA, und auch, uns in Konflikte der USA hineinziehen zu lassen. Die Kriege, die die USA führt, sind nicht unsere Kriege.“ Deutschlands Sicherheitsinteressen lägen in Europa, nicht in Taiwan, sagt Weidel.

Die Diskussion eskaliert ein wenig, als Weidel behauptet, Adolf Hitler sei in Wahrheit ein Kommunist gewesen (“Hitler war im Geiste ein Linker!“). „Geschichtsklitterung!“, schimpft Wagenknecht. „Das kommt aus dem rechtsextremen Diskurs!“ Nikolaus Blome rückt später die Behauptung zurecht, die neurechte „Historiker“ vertreten: „Stalin hat viele Menschen umgebracht, weil sie einer bestimmten Klasse angehörten, Hitler hat unendlich viele Menschen umbringen lassen, weil sie einer bestimmten 'Rasse' angehörten. Das ist ein wirklicher Unterschied, und wenn Alice Weidel das nicht begreift, dann ist ihr bis auf Weiteres nicht zu helfen.“

Sahra Wagenknecht sei eine Stalinistin, sagt Weidel weiter. Wagenknecht antwortet, sie sei in den 1990er-Jahren Kommunistin gewesen, aber jetzt nicht mehr. Weidel dagegen sei einmal rechts-konservativ gestartet, habe sich jedoch radikal entwickelt. Früher habe sie Björn Höcke aus der AfD ausschließen wollen. Jetzt habe sie sich mit dessen Leuten arrangiert.

Gemeinsamkeiten und Unterschiede von BSW und AfD

„Herr Höcke gewinnt Wahlen“, rechtfertigt sich Weidel. „Wenn Sie sich die Reden von Herrn Höcke anschauen, so ist er sehr, sehr klar im Ton, er ist moderat. Er hat 35 Prozent in Thüringen geholt.“ Nun werde er dort von der Regierung ausgeschlossen. „Wir haben dort eine linke Koalition zusammen mit dem Steigbügelhalter BSW“, beschreibt Weidel die Koalition aus CDU, SPD und der Wagenknecht-Partei.

Interessant sind die kurzen Diskussionspunkte, bei denen klar wird, was AfD und BSW erreichen wollen. Dabei werden die Unterschiede beider Parteien klar. Hier die Zusammenfassung:

Das BSW will bei sehr hohen Vermögen eine Erbschaftsteuer einführen, die AfD lehnt das ab. Das BSW will die private Krankenversicherung abschaffen, die AfD will sie beibehalten. Die AfD will, dass Deutschland genau wie die USA aus dem Pariser Klimaabkommen aussteigt, das BSW nicht. Die AfD ist für die Wiedereinführung der Wehrpflicht, das BSW lehnt sie ab. Die AfD will den Spitzensteuersatz senken, das BSW will ihn neu berechnen. Weidel ist gegen Subventionen für Windkraftwerke, Wagenknecht will sie nicht mehr in Naturschutzgebieten. Doch es gibt auch Gemeinsamkeiten: Beide wollen die Schuldenbremse reformieren, und sie lehnen das Verbrenner-Aus ab.

Und gegen Unisex-Toiletten in Behörden sind Weidel und Wagenknecht auch noch. (tsch)