„Krault euch die Eier”Darum geht's im ESC-Siegersong „Zitti e Buoni”
Rotterdam – Bei der Jury landeten sie auf Platz vier, später voteten die Zuschauerinnen und Zuschauer sie auf den ersten Platz: Die italienische Rockband Måneskin hat den Eurovision Song Contest 2021 gewonnen. Mit 524 Punkten lag die Band am Samstagabend 25 Punkte vor dem Zweitplatzierten Frankreich, der insgesamt 499 Punkte erhielt.
- Italienische Band Måneskin gewinnt ESC 2021
- Rockband schon länger in Italien bekannt
- Wovon handelt der Song „Zitti e Buoni”?
Mit auffälligen Outfits, dunklem Lidstrich und dem Rocksong „Zitti e Buoni” („Still und artig”), den die Band zum ersten Mal im März 2021 auf dem italienischen Musikfestival „Sanremo” performte, überzeugte die Band Jury und Publikum.
Davon singt ESC-Siegerband Måneskin in ihrem Song „Zitti e Buoni”
Dabei singen die vier jungen Erwachsenen aus Rom in ihrer Landessprache Italienisch. Doch wovon handelt der Song eigentlich?
Wir haben den Songtext von „Zitti e Buoni” von Måneskin ins Deutsche übersetzt. Da stellt sich heraus, dass der Song eine starke Botschaft – vor allem an junge Menschen – enthält:
Sie wissen nicht, wovon ich sprecheDreckige Kleidung, Schmutz dazwischenGelb zwischen den Fingern von der ZigaretteIch spaziere mit der ZigaretteEs tut mir leid, aber ich glaube so sehrDass ich diesen Sprung machen kannUnd selbst wenn die Straße bergauf gehtDeshalb trainiere ich jetzt
Und guten Abend, meine Damen und HerrenDraußen die SchauspielerIhr macht am liebsten keine Fehler mehrIhr seid lieber ruhig und artigDie Leute hier sind komisch wie DrogendealerZu viele Nächte war ich ausgesperrtJetzt trete ich gegen die TürenSchaue auf wie ein GipfelstürmerTut mir leid, Mama, wenn ich immer außerhalb bin, aber
Ich bin durchgeknallt, aber anders als sieUnd du bist durchgeknallt, aber anders als sieWir sind durchgeknallt, aber anders als sieWir sind durchgeknallt, aber anders als sie
Ich habe Seiten und Seiten geschriebenIch sah Salz, dann TränenDiese Männer im AutoKlettert nicht auf StromschnellenGeschrieben auf einen GrabsteinEs gibt keinen Gott in meinem HausAber wenn du das Zeitgefühl findestWirst du dich aus deiner Vergessenheit erhebenUnd es gibt keinen Wind, der stopptDie natürliche KraftAus der richtigen SichtDu spürst den Nervenkitzel des WindesMit Wachsflügeln auf der RückseiteIch werde diese Höhe erforschenWenn du mich aufhalten willst, versuch es noch malVersuche mir den Kopf abzuschneidenDenn
Ich bin durchgeknallt, aber anders als sieUnd du bist durchgeknallt, aber anders als sieWir sind durchgeknallt, aber anders als sieWir sind durchgeknallt, aber anders als sie
Die Leute sprechen leiderSprechen, wissen nicht wovon sie sprechenBring mich dahin, wo ich schwebeDenn hier fehlt mir die LuftDie Leute sprechen leiderSprechen, wissen nicht wovon sie sprechenBring mich dahin, wo ich schwebeDenn hier fehlt mir die LuftDie Leute sprechen leiderSprechen, wissen nicht wovon sie sprechenBring mich dahin, wo ich schwebeDenn hier fehlt mir die Luft
Aber ich bin durchgeknallt, aber anders als sieUnd du bist durchgeknallt, aber anders als sieWir sind durchgeknallt, aber anders als sieWir sind durchgeknallt, aber anders als sie
Wir sind anders als sie
Laut einem Interview, das die Band vor dem ESC-Finale gab, soll der Song eine Botschaft an alle Menschen sein, sie selbst zu sein und zu sich selbst zu stehen.
Die Bandmitglieder möchten junge Menschen dazu ermutigen, nicht darauf zu hören, was andere Menschen sagen, sondern ihr eigenes Ding durchzuziehen.
ESC-Siegerband Måneskin möchte spezielle Botschaft vermitteln
Die Band habe sich bisher in der italienischen Musikindustrie oft wie Außenseiter gefühlt. Rock sei außerdem auch keines der Hauptgenres in Italien.
Mit ihren genderneutralen und auffälligen Outfits möchten die Bandmitglieder darüber hinaus gegen gesellschaftliche Rollenbilder vorgehen – und dazu ermutigen, dass auch Männer sich beispielsweise schminken können.
Für den ESC musste der Song „Zitti e Buoni” übrigens minimal abgewandelt werden, wie italienische Medien berichten. Laut einer Richtlinie dürften die ESC-Songs einerseits nicht länger als drei Minuten dauern. Andererseits dürfen keine Schimpfwörter in den Songs vorkommen.
Der Song „Zitti e Buoni” ist im Original 3:19 Minuten lang. Um ihn auf die gewünschte Länge zu bringen, musste er also hier und da ein wenig eingekürzt werden.
ESC-Siegersong muss inhaltlich angepasst werden
An einigen Stellen musste aber auch inhaltlich nachgebessert werden: So heißt es im italienischen Original im Song eigentlich nicht „Ihr macht am liebsten keine Fehler mehr”, sondern „Ihr krault euch lieber die Eier”.
Außerdem singt die Band statt „Die Menschen wissen nicht, wovon sie sprechen” eigentlich „Die Menschen wissen nicht, was für einen Scheiß sie reden.”
Die Band Måneskin, die sich nach dem dänischen Begriff für „Mondschein” benannt hat, ist in Italien schon länger bekannt. 2017 gewannen die vier Musiker aus Rom die italienische Castingshow „X-Factor”. Zuvor waren die Band-Mitglieder als Straßenmusiker in der italienischen Hauptstadt tätig.
Mit der Ballade „Torna a casa” schaffte Måneskin es 2018 zum ersten Mal auf Platz eins der italienischen Charts. Nach dem Sieg beim ESC darf die Gruppe sich nun auf einen noch größeren internationalen Erfolg einstellen. (ta)