Interview vor zwei MonatenMiriam Pielhau über die Rückkehr des Krebses

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Noch beim großen Interview im Mai 2016: Miriam Pielhau.

Miriam Pielhau ist im Alter von 41 Jahren gestorben. Noch vor gut zwei Monaten sprach unser Autor Horst Stellmacher mit der Moderatorin und Schauspielerin über den Krebs. Hier das komplette Interview:

Im Scheinwerferlicht: Pielhau moderiert TV-Shows und Galas, dreht Filme, spielt Musicals. Privat – ein anderes Leben. 2008 wurde bei ihr Brustkrebs diagnostiziert, ein Jahr später schien sie wieder gesund zu sein. 2014 kam die Krankheit zurück. Der Krebs hatte schon gestreut, sie nahm den Kampf ein zweites Mal auf, sagt heute: „Ich bin wieder gesund!" Über sich und den Krebs berichtet sie im berührenden Buch „Dr. Hoffnung" – und in unserem Sonntags-Talk.

Sie haben Köln verlassen, sind 2005 nach Berlin gezogen. Was ist das für ein Gefühl, im Rheinland Station zu machen?

Ich fühle, dass ich zu Hause bin. Ich habe meine beiden besten Freundinnen hier, muss mir immer einen Stundenplan machen, wann ich wen sehe. Könnten Sie hier auch wieder leben? Ich würde jederzeit zurückkommen, hier arbeiten, am liebsten in Köln. Berlin ist schön und gut, groß und rock'n'rollig. Doch das, was mein Herz berührt, ist die rheinische Seele. Und die wird sich nie ändern.

Wir haben uns vor fünf Jahren in Berlin getroffen. Sie waren 35, hatten den Krebs besiegt. Wir plauderten, was mit Ihnen ist, wenn Sie 40 sind. Ihr Traum: ein Haus auf dem Land mit eigenem Garten. Harmonie pur...

Ich habe fast alles geschafft. Ich bin zwar nicht ganz raus aus Berlin, aber doch ein bisschen. Das mit dem Haus hat geklappt, und immerhin baue ich schon ein paar Bio-Tomaten und Gurken an.

Aber das mit der Harmonie hat nicht ganz geklappt?

Die wurde durch die neuerliche Krebs-Diagnose vor zwei Jahren massiv angegriffen. Da kam das Bewusstsein zurück, wieder mit sehr viel Angst leben zu müssen. Das war 2008 anders. Ich wusste, wenn ich ein bestimmtes Programm durchziehe, habe ich die absolute Sicherheit, dass ich wieder gesund werde. 2014 wurde mir gesagt, dass ich ein Programm durchziehen müsste - aber keiner sagte mir, wie lange und welches Ziel das hat. Ich weiß, dass ich überleben kann, aber es ist sehr unangenehm, mit der großen Unsicherheit zu leben.

Sie haben Ihre Erfahrungen in „Dr. Hoffnung" beschrieben...

Ich wollte einen Ratgeber schreiben, der meine gefühlte Wahrheit auf wissenschaftliche Füße stellt. Die ist, dass die innere Haltung Heilungsverläufe positiv beeinflussen kann. Einer, der die Schultern strafft und sagt: „Ich schaffe das!" hat bessere Chancen.

Sie haben die Diagnose zweimal gehört. Ihre Reaktion?

Beim ersten Mal habe ich das Ganze noch sportlich gesehen. Ich habe mir gedacht, jetzt habe ich sechs Monate Therapie, ich muss tapfer sein, muss aushalten, was das an Nebenwirkungen mitbringt. Ich habe drei Wochen nach der letzten Chemo einen Halb-Marathon gelaufen. Ich war mir sicher, dass ich damit meinem Körper gezeigt habe, dass ich nicht mehr krank werden kann.

Lesen Sie auf der nächsten Seite: Pielhaus Reaktion nach der zweiten Diagnose...

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Miriam Pielhau starb an den Folgen ihrer Krebserkrankung.

Wie war es beim zweiten Mal?

Da brach für mich die Welt zusammen, ich fing an, hysterisch zu schreien. Anders als bei der ersten Diagnose gab es dieses Mal statistisch betrachtet keine Chance auf Heilung. Meine Leber war übersät mit Metastasen, auch Lunge und Knochen waren betroffen. Die Ärzte machten mir nur wenig Hoffnung. Doch ich wollte nicht sterben, ich war noch nicht fertig mit diesem Leben.

Sind Sie heute gesund?

Die Antwort ist eindeutig: Ich bin gesund. Aber ich weiß, wenn ich das sage, kann ich runterzählen, wann die erste Mail vom Professor einer Uni-Klinik kommt, in der steht, es sei verantwortungslos, so etwas zu behaupten. Mir würde jeder statistisch gläubige Schulmediziner sagen: „Bei Ihnen ist theoretisch noch so viel schlummerndes Material, das kann in einigen Jahren für großen Ärger sorgen!" Ich sage: „Das schlummernde Material kann auch theoretisch bis ans Ende meines Lebens seine Fresse halten."

Ihre Tochter wird im Mai 4. Wie haben Sie ihr klargemacht, dass Sie krank waren?

Sie weiß das bis heute nicht. In der Kita sind die Erzieherinnen und Erzieher informiert, darüber wird nicht geredet. Sie soll es von mir erfahren, wenn sie selbst googeln kann.

Fällt es körperlich schwer, die perfekte Mutter zu sein?

Für mein Kind war ich immer die perfekte, gesunde Mutter. Und das Schöne ist, dass sie mich nicht nur so wahrgenommen hat, sondern dass ich mich in ihrer Gegenwart auch so gefühlt habe. Es gab nie Einschränkungen.

Sie haben einen eigenen Youtube-Kanal, in dem es um eine Anti-Krebs-Ernährung geht...

...das sieht von außen betrachtet wahnsinnig langweilig aus, vegan und keine Kohlehydrate. Doch es steht fest, dass die Ernährung bei Krebs sehr viel leisten kann. Ich selbst habe über Monate Sachen aus meinem Ernährungsplan weggestrichen, landete als überzeugte Fleischesserin bei vegan. Ich glaube, dass mir das gesundheitlich sehr geholfen hat, und das sagt auch meine Onkologin.

Was wird in fünf Jahren sein?

Hoffentlich nur Gutes. Ich würde meinen Schutzengel gern mal in den Urlaub schicken.