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Münchner „Tatort“Wie wird man Civilian on the Battlefield?

Um den Mord an zwei jungen Menschen aufzuklären, ermittelte Ivo Batic (Miroslav Nemec) im 96. München-“Tatort: Charlie“ undercover als „Civilian on the Battlefield“ auf einem NATO-Truppenübungsplatz. Welche Voraussetzungen muss man für diesen Beruf erfüllen?

Der Tod einer jungen Frau führte die Münchner Kommissare Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Batic (Miroslav Nemec) in ihrem 96. „Tatort: Charlie“ (Regie: Lancelot von Naso, Drehbuch: Dagmar Gabler) auf einen Truppenübungsplatz der NATO. Die Tote war dort vorübergehend als Civilian on the Battlefield (COB) engagiert. Doch was hat es mit dem Beruf auf sich? Und welche Anforderungen müssen Interessenten dafür erfüllen?

Worum ging es im „Tatort: Charlie“?

Im „Tatort: Charlie“ ermittelten Kalli Hammermann (Ferdinand Hofer, links), Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Major Jennifer Miller (Yodit Tarikwa) im Fall zweier toter „Civilians on the Battlefield“ (kurz: COBs). (Bild: BR/Lucky Bird Pictures/Oliver Oppitz)

Im „Tatort: Charlie“ ermittelten Kalli Hammermann (Ferdinand Hofer, links), Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Major Jennifer Miller (Yodit Tarikwa) im Fall zweier toter „Civilians on the Battlefield“ (kurz: COBs). (Bild: BR/Lucky Bird Pictures/Oliver Oppitz)

Zwei Standup-Paddler fanden zu Beginn vom München-“Tatort: Charlie“ bei einem Ausflug ein derangiertes US-Militärfahrzeug am Ufer der Isar stehen. Hinter dem Steuer saß eine tote Frau. Sie wurde offensichtlich erstochen. Da die Tote keine Papiere bei sich hatte, führte die erste Spur auf das nahegelegene Army-Gelände. Dort wurde tatsächlich ein Wagen vermisst.

Die Identität der Toten blieb vorerst jedoch ein Rätsel: „Uns fehlen keine Soldaten“, gab Major Jennifer Miller (Yodit Tarikwa) zu Protokoll. Im verlassenen Lager „Charlie“ fanden die Ermittler schließlich Blutspuren und Kleider, sowie wenig später eine weitere männliche Leiche. Alles deutete auf eine Eifersuchtstat hin.

Worum ging es wirklich?

Die Münchner Kriminalhauptkommissare Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl, links) und Ivo Batic (Miroslav Nemec, Mitte) wurden zu einem alten Militärfahrzeug gerufen, hinter dessen Steuer eine tote Frau saß. (Bild: BR/Lucky Bird Pictures/Oliver Oppitz)

Die Münchner Kriminalhauptkommissare Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl, links) und Ivo Batic (Miroslav Nemec, Mitte) wurden zu einem alten Militärfahrzeug gerufen, hinter dessen Steuer eine tote Frau saß. (Bild: BR/Lucky Bird Pictures/Oliver Oppitz)

Der Army gelang es letztlich die beiden Toten zu identifizieren: Fine Schröder und Zoran Ilic waren als sogenannte COBs (Civilians on the Battlefield) engagiert: „Zivilistendarsteller für das Manöver“, erklärte Miller. Für das im „Tatort“ geplante Manöver befänden sich circa 300 von ihnen, verteilt auf vier Dörfer auf dem Gelände. Ihre Aufgabe, so Miller, sei es, Kriegsalltag zu „spielen als Händler, Lehrer, Presse, Polizei. Damit die Soldaten auf eine möglichst realistische Situation treffen, inszenieren wir nicht nur Kämpfe, sondern auch Evakuierungen und Aufstände mit den COBs.“

Gibt es COBs wirklich?

„Tatort: Charlie“ führte die Ermittler auf ein Miitärgelände, an den Rand einer realen NATO-Übung.  (Bild: BR/Lucky Bird Pictures/Oliver Oppitz)

„Tatort: Charlie“ führte die Ermittler auf ein Miitärgelände, an den Rand einer realen NATO-Übung. (Bild: BR/Lucky Bird Pictures/Oliver Oppitz)

Tatsächlich kommen COBs immer wieder bei militärischen Übungen zum Einsatz. Die „Tatort“-Drehbuchautorin Dagmar Gabler war 2016 selbst für ein NATO-Manöver als eine von circa 400 COBs engagiert: „Ich hatte aus Neugier und Abenteuerlust 'beim Manöver angeheuert' und wurde mit solchen Begegnungen belohnt“, erinnert sie sich in einem Statement zum „Tatort: Charlie“.

„Auch die Vielfältigkeit der COBs war bereichernd: Neben Abiturienten, pensionierten Beamten oder Künstlerinnen, die ihre Gagen aufbesserten, gab es Ex-Unternehmer, Ex-MIG-Piloten und NVA-Fallschirmspringer, Asylsuchende, Ehefrauen von Soldaten, und viele mehr“, beschreibt die Autorin. Im Gegensatz zu Gabler waren viele von ihnen regelmäßig dabei: „Nicht wenige machten mehrere Manöver im Jahr, einige verdienten ihren ganzen Lebensunterhalt damit und zogen seit Jahren von Manöver zu Manöver.“

Wie sieht der Alltag eines COBs aus?

Mila Topic (Dorka Gryllus) war COB bei der NATO-Truppenübung.  (Bild: BR/Lucky Bird Pictures/Oliver Oppitz)

Mila Topic (Dorka Gryllus) war COB bei der NATO-Truppenübung. (Bild: BR/Lucky Bird Pictures/Oliver Oppitz)

Der Alltag als COB ist nichts für schwache Nerven: „Um 5 Uhr aufstehen, Plumpsklo draußen, fünf Minuten Waschen und Zähneputzen im Dusch-Mobil, den ganzen Tag Bereitschaft und Arbeit ohne Privatsphäre, Armee-Nahrung, 22 Uhr Licht aus. Für 100 Euro am Tag.“ Hinzukamen die zu erledigenden Aufgaben: „Wir simulierten Demonstrationen gegen Lebensmittelrationierung, wurden evakuiert - oder langweilten uns an Tagen ohne 'Action'. Einige durften sabotieren oder spionieren oder waren Polizistin wie ich“, erinnert sich Gabler.

Kontakt zur Familie sei während der Zeit auf dem Truppenübungsplatz verboten, ebenso der Besitz von Waffen, Alkohol und technischen Geräten: „Paare wurden getrennt“, fährt Gabler fort: „Dieses 'Detail' wurde später die Keimzelle zu 'Tatort: Charlie'.“ Gedreht wurde der „Tatort: Charlie“ auf dem Truppenübungsplatz in Hohenfels, kurz bevor dort ein echtes NATO-Übungsmanöver stattfand.

Wie wird man Civilian on the Battelfield?

Im „Tatort: Charlie“ entschloss sich Kommissar Batic, undercover selbst als COB zu ermitteln: „Kommst du auch über die Manöverkomparsenagentur?“, wurde er kurz nach seiner Ankunft von seiner neuen Kollegin Milla Kovac (Dorka Gryllus) gefragt. In der Realität werden freie Stellen als COBs von der Valbin Corporation ausgeschrieben: Seit 15 Jahren, so ist auf der offiziellen Website zu lesen, unterstützt diese „die US Army im In- und Ausland bei der Vorbereitung der Streitkräfte auf die Einsätze in Krisengebieten“.

Über die Website der Bundesagentur für Arbeit suchte Valbin Corporation Anfang Februar einen „Teilzeitrollenspieler / Statisten (m/w/d)“ für den Truppenübungsplatz in Hohenfels. Potenzielle Bewerberinnen und Bewerber müssen volljährig und in Besitz einer EU-Staatsbürgerschaft oder einer deutschen Arbeitserlaubnis sein. Außerdem müssen sie Grundkenntnisse in Deutsch und Englisch beherrschen sowie körperlich fit genug sein, „unter Umständen 10-15 km am Tag gehen zu können“. Auch die Bereitschaft „viel Zeit im Freien zu verbringen“ gehört zu den Grundvoraussetzungen.

COBs, so heißt es weiter, nehmen an Übungen teil, die zwischen zwölf und 18 Tage lang dauern. Die tägliche Einsatzdauer kann bis zu zehn Stunden betragen. Bezahlt wird der Job mit circa 13 Euro pro Stunde. Eine Berufserfahrung ist nicht nötig.

Wie geht es mit dem Münchner „Tatort“ weiter?

Viermal noch werden der 66-jährige Udo Wachtveitl und sein vier Jahre älterer Kollege Miroslav Nemec noch als Kommissare für den „Tatort“ vor der Kamera stehen. Der 97. Film unter dem Arbeitstitel „Das Verlangen“ und der 98. Film unter dem Arbeitstitel „Zuzwang“ sind bereits abgedreht. Die Dreharbeiten zu den abschließenden Fällen 99 und 100 sollen im Sommer folgen.

Ab 2025 ermittelt dann Ferdinand Hofer als Kriminaloberkommissar Kalli Hammermann mit neuem Partner: Carlo Ljubek übernimmt die Rolle von Kriminalhauptkommissar Nikola Buvak. „In welche Richtung es letztlich geht, das werden wir sehen“, sagte Ferdinand Hofer kürzlich im Interview: „Wir sind noch ganz früh in der Entwicklung, sodass ich da noch nicht tiefer einsteigen kann.“ (tsch)