Umwerfend charmant: „Zorro“ kämpft in einer neuen Serie bei Paramount+ nicht nur gegen fiese Schurken in Los Angeles, sondern auch gegen seine Midlife-Crisis.
So witzig war der maskierte Rächer noch nieDie neue „Zorro“-Serie ist umwerfend charmant
Er ist älter geworden, sein Outfit liegt enger an als früher, und der Degen hängt auch schon seit 20 Jahren im Schrank: Eigentlich hat sich Zorro als Rächer der Armen zur Ruhe gesetzt. Aber weil Schurken nicht aufhören, Schurken zu sein, muss der Mann mit der Maske in der neuen „Zorro“-Serie bei Paramount+ noch mal für seine alten Ideale kämpfen. Das ist eine ziemlich gute Nachricht: Die französische Produktion mit Oscar-Gewinner Jean Dujardin (“The Artist“, 2011) in der Titelrolle nimmt augenzwinkernd einen Mythos auseinander - mit viel Situationskomik, hinreißend altmodischen Duellen und ganz viel Verständnis für all die Probleme und Problemchen eines Helden, der in die Jahre gekommen ist. Alle acht Folgen sind ab 6. Dezember verfügbar.
Die Midlife-Crisis hat Don Diego de la Vega, wie Zorro mit bürgerlichem Namen heißt, fest im Griff. In der Ehe mit Gabriella (Audrey Dana) ist das Feuer erloschen, sein übermächtige Vater (André Dussollier) lässt ihn auch nach dem Tod nicht los. Ja, seine besten Tage sind nur noch eine blasse Erinnerung in ferner Vergangenheit.
Gutmütig und gerecht ist Don Diego immer noch, aber aus dem unbeschwerten Bauchmenschen ist ein melancholischer Denker geworden. Alltag statt Abenteuer steht auf dem Programm. Und dann übernimmt er im Jahr 1821 auch noch das Bürgermeisteramt von Los Angeles, das damals ein ziemliches Kaff war.
Ironische Wiederbelebung des Zorro-Mythos'
Politische Aufgaben, finanzielle Sorgen und fehlende Leidenschaft - die Serienmacher Benjamin Charbit und Noé Debré gehen in ihrer „Zorro“-Version ein Wagnis ein. Aber das Risiko hat sich gelohnt, zumindest in den ersten beiden Folgen, die Paramount+ vorab zeigte. Das gemächliche Tempo der Serie wird immer wieder konterkariert durch eine ironische Wiederbelebung des Zorro-Mythos' mit der Art von charmanter Komik, die französischen Produktionen so eigen ist.
Natürlich gibt es auch jede Menge großartig choreografierte Degenkämpfe und halsbrecherische Stunts. Schließlich kann Don Diego nicht immer nur zweifeln, es müssen Schurken besiegt und die Armee genarrt werden. Also lässt er sich von seinem stummen Gehilfen Bernardo (Salvatore Ficarra) in einer Art „Batman“-Höhle für den Kampf ausrüsten und legt die Maske wieder an. Als Zorro zieht er gegen den geldgierigen Don Emmanuel (Eric Elmosnino), der mit Sklaven ein Casino in der Stadt errichten will, ins Feld. Und er kämpft gegen dieselben Soldaten, die sich schon vor 20 Jahren vor ihm fürchteten und Zorro therapeutische Briefe vorlesen, während er eine Kaserne aufmischt.
Positiver Nebeneffekt der vorwiegend nächtlichen Abenteuer: Seine Frau entwickelt, ohne zu wissen, dass sich ihr Gatte hinter der Zorro-Maske verbirgt, eine Schwäche für den Rächer der Armen. Und plötzlich ist die Leidenschaft in Don Diegos Ehe zurück. (tsch)