Interview

Jeder fragte: „Willst du keine Kinder“?Wie Nova Meierhenrich ihren großen Lebenstraum aufgab

Schauspielerin Nova Meierhenrich

Nova Meierhenrich hat schwere Zeiten hinter sich, aber heute kann sie das Leben wieder genießen.

Nova Meierhenrich hat uns verraten, warum sie so gerne ein Mädchen namens Luka gehabt hätte und wie sie schaffte, sich schweren Herzens vom Kinderwunsch zu verabschieden.

von Andrea Kahlmeier  (ak)

Nova Meierhenrich (51) bricht mit einem Tabu. Außergewöhnlich offen schildert die Schauspielerin und Moderatorin in ihrem gerade erschienenen Buch „Lebensschlenker“ (Allegria, 19,99 Euro), wie sie nach vielen kostenintensiven und kräftezehrenden Versuchen, ein Kind zu bekommen, ihren Lebenstraum begraben hat.

Zahlreiche Magazine, von „Spiegel“ bis „Bunte“, reißen sich seitdem um Interviews. Auch dem Sonntag-EXPRESS gewährte die 51-Jährige einen tiefen Einblick in ihr Seelenleben.

Nove Meierhenrich: Ihre Tochter sollte Luka heißen

Haben Sie schon früh davon geträumt, Mutter zu werden?

Nova Meierhenrich: Mein Masterplan stand schon mit 13, 14 fest. Ich wollte studieren, dann in die Werbung, in einer Agentur arbeiten, mit 27 Jahren sollte das erste Kind, ein paar Jahre später das zweite Kind kommen. Für das Mädchen hatte ich auch schon einen Namen: Luka, nach dem Song von Suzanne Vega. Ich sah Luka schon vor meinen Augen: Eine moderne Pippi Langstrumpf, frech, mit beiden Beinen im Leben stehend.

Oder der auf den Schultern eines Traumpapas sitzend ...

Nova Meierhenrich: Mein Ideal wären natürlich Partnerschaft und Kind gewesen, aber schon Anfang meiner 20er war mir klar, dass ich meinen Lebenstraum Kind nicht von einem Mann abhängig machen wollte. Ich hatte nie das Bedürfnis, in einer Beziehung zu sein, nur um in einer Beziehung zu sein. Für mich muss eine Beziehung immer ein Plus ergeben. Ich wollte nie versorgt sein, hatte kein Problem mit dem Alleinsein. Es musste halt „all in“ oder gar nicht sein. Beruflich kam der Umbruch zum Fernsehen, „Bravo TV“ und Co. Ich war ständig unterwegs und dachte, mit deinem Zeitplan, das kann schwierig werden. Im Zweifel mache ich es allein. Dänemark war schon als Kind quasi meine zweite Heimat, und ich wusste, dass dort die Solomutterschaft im Gegensatz zu Deutschland längst kein Tabuthema mehr war.

Wie oft wurde Ihnen als Promi eigentlich die Frage gestellt „Willst du eigentlich keine Kinder?“

Nova Meierhenrich: Ich kann es nicht mehr zählen. In den 20er empfand ich das nicht als so schlimm, weil ich ja viele Jugendprogramme gemacht hatte und auch früh karitativ für die McDonald's Kinderhilfe Stiftung aktiv war. Es war eben eine andere Zeit. Da fragte man so etwas Intimes oder spekulierte bei jedem Walle-Walle-Kleid über eine Schwangerschaft. Auf der anderen Seite: Ich erinnere mich, dass ein Chef zu meiner Freundin beim Einstellungsgespräch sagte: „Dann liefern Sie mir bitte ihre Gebärmutter im Glas und wir stellen Sie ein.“ Später habe ich die Frage in der Öffentlichkeit weggelächelt. Auch noch, als ich mich längst einer Kinderwunschtherapie unterzogen hatte und währenddessen darüber nachdachte, wann ich mir während der Kinopremiere eine Spritze setzen muss, um den richtigen Zeitplan einzuhalten.

Schauspielerin Jessica Schwarz, Moderatoren Oliver Pocher, Nova Meierhenrich, Mola Adebisi während der TV Movie Party in Düsseldorf im August 2000

Das war vor 25 Jahren, als Nova Meierhenrich (Mitte) u. a. für Viva arbeitete. Das Foto zeigt sie umrahmt von Schauspielerin Jessica Schwarz, Moderator Oliver Pocher und ihrem Viva-Kollegen, Mola Adebisi in Düsseldorf.

Hatten Sie bei dem ausgeprägten Kinderwunsch jemals Angst, dass es mal zu spät sein könnte?

Nova Meierhenrich: Nein. Schon vor meinem 30. Geburtstag habe ich regelmäßig Hormon- und Schilddrüsenwerte checken lassen. Das Anti-Müller-Hormon ist zum Beispiel ein Hormon, das Aufschluss über die Anzahl der reifungsfähigen Eier einer Frau gibt, also über ihre Fruchtbarkeit. Dabei kam heraus, dass meine Werte, mein biologisches Alter, mindestens zehn Jahre unter dem meines tatsächlichen Alters liegen würden. Da habe ich mir keine Sorgen gemacht. Wie hätte ich denn ahnen können, dass ausgerechnet ich zu den wenigen Frauen gehören würde, bei denen es keine biologische Erklärung gibt, warum es mit dem Kinderwunsch nicht klappt.

Was würden Sie nach Ihren Erfahrungen jungen Frauen heute raten?

Nova Meierhenrich: Vor allem, diese Werte sporadisch, aber ohne Panik vor Augen, testen zu lassen. 20 Euro, um etwa seinen Schilddrüsenwert zu ermitteln, sind nicht die Welt. Wenn man weiß, dass man schon früh keine Ei-Reserven mehr haben wird, kann man doch Vorsorge treffen. Heute gibt es so viele Möglichkeiten, sich zum Beispiel die Eizellen einfrieren zu lassen. Das gab es bei mir damals noch nicht.

Was bietet Dänemark im Vergleich zu Deutschland?

Nova Meierhenrich: Solomutterschaft ist dort das Normalste der Welt. Kinderwunschkliniken findet man dort zahlreich, die ersten drei Versuche werden komplett vom Staat bezahlt. Bei mir war das damals in Deutschland noch rechtlich in einer Grauzone und mich als Solomutter behandeln zu lassen, nicht möglich. Viele Krankenkassen zahlen zwar auch hier einen Teil der Kinderwunschbehandlung, doch meist bis zu einem Alter von vierzig Jahren und nur in einer Partnerschaft. Solomütter sind ausgeschlossen. Mir war also klar, dass ich vorplanen muss.

Nova Meierhenrich über die Planung der Samenspende

Planung betrifft auch den Spender. Sie wollten wissen, wer der Vater ist. Wie stellt man sich das vor?

Nova Meierhenrich: Es ist die absurdeste Art des Online-Shoppings, die man sich vorstellen kann. Ich habe die ganze Nacht mit einem Glas Wein vor dem Computer gesessen und die Profile angeschaut. Ich wollte ja, dass mein künftiges Kind die Chance hat, seinen Vater kennenzulernen. Deshalb habe ich mich für ein offenes Profil entschieden. Da gibt man dann Filter ein. Optik war mir egal, nur kleiner als ich mit meinen 1,60 Meter sollte er nicht sein. Beim von mir gewünschten langen Profil gibt es Kinderfotos, Briefe, Hobbys, sogar Sprachmemos. Die Stimme war mir ganz wichtig.

Wie belastend waren die sechs Kinderwunschbehandlungen?

Nova Meierhenrich: Das ist körperlich kein Spaziergang. Durch die Hormone fühlt man sich nicht wie man selbst. Das ganze Leben spielt sich mit einer Stopp-Taste ab: „Wann musst du die Spritzen setzen? Wie schaffst du es bloß, für die nächst In-Vitro-Fertilisation in 24 Stunden in Kopenhagen zu sein?“ Es ist eine Bahnfahrt der Emotionen. Ich dachte immer, ich hätte einen hohen Grad an Resilienz, aber dagegen ist man nicht gefeit. Erst recht, wenn es wieder nicht geklappt hat und der Strudel der Selbstoptimierung einsetzt: „Wenn biologisch alles stimmt, was mache ich dann falsch, was kann ich ändern?“

Und finanziell?

Nova Meierhenrich: Ich hatte gut gespart, aber irgendwann ging es auch finanziell nicht mehr. 2017 war mir klar: Du musst dich von deinem Lebenstraum verabschieden, du musst loslassen – eine Disziplin, in der ich nie gut war. Ich habe das Kapitel abgeschlossen mit einer Reise zum Nordkap, die immer auf meiner Bucket-Liste stand. Ziel: Die Hinfahrt zum Abschiednehmen mit vielen Ritualen und Tränen, die Rückfahrt als Weg in ein neues Leben sehen. Und so war es, ich habe mich dann anfangs sehr in einen neuen Job gestürzt und mich endlich auch wieder mit Freunden verabredet. 2018 wurde mir dann der Schrebergarten zugesprochen, auf den ich schon viele Jahre gewartet hatte, kurz darauf kam der Van in mein Leben. Klar, hätte ich das auch gern mit dem kleinen Wurm erlebt, aber beides waren keine Lückenfüller. Das ist mir wichtig, zu erwähnen.

Moderatorin Nova Meierhenrich und ihr Partner Brian Bojsen. Er ist ein bekannter Outdoor-und TV Koch aus Dänemark

Nova Meierhenrich und ihr Partner Brian Bojsen. Den privaten Schnappschuss schickten sie dem EXPRESS.

Und dann waren Sie auch wieder offen für einen Mann im Leben ...

Nova Meierhenrich: Ja, ich bin jetzt schon eine ganze Weile liiert mit Brian Bojsen. Er ist ein bekannter Outdoor-und TV Koch aus Dänemark. Ganz ehrlich: Während der Kinderwunschbehandlung hätte ich ihn nicht wahrgenommen. Wenn du so grausam aufgequollen bist und der ganze Körper voller blauer Flecken ist, denkst du nicht an Dates. Aber da es die erste Beziehung ist, die ich öffentlich mache, kann man schon ahnen, wie ernst es mir ist.

Ist Brian also so etwas wie ein Seelenverwandter?

Nova Meierhenrich: Absolut. Er ist der Mensch, mit dem man ebenso gut auf der Matratze im Auto übernachten kann wie im Fünf-Sterne Hotel. Der dir ein sechs gängiges Outdoor-Menü am Lagerfeuer zaubert, mit dem du die ganze Nacht bei minus 6 Grad Nordlichter jagen kannst. Nichts kann perfekt sein, denke ich, aber es ist wichtig, in die gleiche Richtung zu schauen, und das tun wir. Und da ich in meiner Kindheit ja halb in Dänemark aufgewachsen bin, haben wir auch viele Anknüpfungspunkte.

Nova Meierheinrich: Multitalent – privat total geerdet

Seit fast 30 Jahren steht die gebürtige Ahlenerin Nova Meierhenrich (51) vor der Kamera. Sie moderierte Kinder- und Jugendformate (u.a. VIVA, „Bravo TV“), Oscars, Grammys, Golden Globes und Fashion Weeks, die Formel 1, Musik- und große Abendshows. Sie präsentierte Kinomagazine wie „Stars – das Kinomagazin“, ist bei Setbesuchen und Premieren hinter und vor den Kulissen der Filmwelt unterwegs. 2014 wurde sie das Gesicht des neuen Disney Channel Deutschland.

Sie moderiert das Lifestyle-Magazin „Prominent“ auf Vox, spielte Hauptrollen in vielen Serien und TV-Filmen, ist darüber hinaus als Kolumnistin, Buchautorin, Hörspiel Sprecherin & Rednerin tätig. Sie ist Schirmherrin der McDonalds Kinderhilfe Stiftung und hat ihren eigenen gemeinnützigen Verein „HerzPiraten“ zugunsten herzkranker Kinder. Sie lebt in Hamburg, Reisen mit ihrem Van und ihr Schrebergarten gehören zu ihren größten Hobbys.