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Bei „3nach9“Jan Josef Liefers spricht über Thomas Gottschalk: „fand man damals nicht so anstößig, wie heute“

Wer heute als „Alter weißer Mann“ bezeichnet werde, der müsse begreifen, dass er etwas ändern muss. Sagte Jan Josef Liefers bei „3nach9“ - und schielte dabei auf Thomas Gottschalk. Er selbst passe jedoch nicht die Kategorie.

Kulturkampf zwischen den Generationen: Boomer hadern mit der Gegenwart und fürchten, wie der Fall Thomas Gottschalk zeigt, nicht nur die kulturelle Deutungshoheit, sondern auch den Anschluss zu verlieren. Das Timing für einen Kinofilm mit dem Titel „Alter weißer Mann“, der demnächst startet, ist also kein schlechtes – und Jan Josef Liefers ist der Star darin, der sich im „3nach9“-Talk den Fragen von Judith Rakers und Giovanni di Lorenzo zu diesem heiklen Themenkomplex stellte.

Simon Verhoevens Kinokomödie sei eigenen Aussagen zufolge „dem Spannungsfeld der gutgemeinten, aber mittlerweile oft auch übertriebenen, 'woken' Political Correctness und unserer lebendigen, unkorrekten, wilden und widersprüchlichen Realität“ entsprungen. Der Film startet am 31. Oktober. „Tatort“-Star Jan Josef Liefers spielt darin einen Familienvater, der um seinen Job bangen muss. Deshalb lädt er seine Vorgesetzten zu einer Dinnerparty ein, in der absolut nichts glattläuft – bis zum Happy End.

Jan Josef Liefers spricht bei „3nach9“ über „alte weiße Männer“

Bei „3nach9“ erzählte er über die Entstehungsgeschichte: „Es begann mit einem Anruf. Simon Verhoeven, der Regisseur und Drehbuchautor, hat mir davon erzählt. Und das Erste, was ich dachte, als ich 'Alter weißer Mann' hörte, war: Ist es jetzt schon soweit?“ Aber er sei in diesem Jahr 60 Jahre alt geworden. Und da habe es dann irgendwie gepasst, fand er.

„Wobei ich glaube, dass der 'alte weiße Mann' mehr eine Attacke ist auf eine Geisteshaltung und eine bestimmte Art von Charakter oder Person, die man entwickelt hat im Laufe der Zeit. Jemand, der sich nicht mehr bewegen will, der den Sack zumacht, der auch nicht verstehen will, worin seine Bevorzugung liegt. Wir leben in einer weiß und männlich dominierten Welt. Man kann als Mann nicht behaupten, dass das einem nicht auch irgendwie in die Karten spielt.“

Als Kind habe er diese „alten weißen Männer“ schon kennengelernt: Männer im bekleckerten Unterhemd, die aus dem Fenster lehnen und auf alles schimpfen, was sie sehen. „Diese Haltung gibt es in allen Nuancen, in allen gesellschaftlichen Schichten. Und man findet sie vielleicht sogar bei bestimmten Frauen“, erklärte Liefers. Aber wer heute so genannt werde, der müsse begreifen, dass er etwas ändern muss.

„Es ist ein wirklich lustiger Film“, findet Liefers nicht ganz überraschend. „Er fasst sehr heikle Themen an, an die viele Leute heute nicht ranwollen, weil sie denken, man könnte sich daran die Finger verbrennen.“ Man mache aber niemanden lächerlich, schon gar nicht „alte weiße Männer“, betonte Liefers. Und: „Die meisten Witze gehen auf meine Kosten.“

Er selber passe jedoch nicht in diese Kategorie, sagt er. „Ich habe noch nicht mal ein Problem damit, dass es nicht nur Frauen und Männer geben soll. Ich bin so aufgewachsen. Ich wusste immer, dass es da noch andere Spielarten gibt. Das hat niemand vor mir geheim gehalten. Mir hat niemand erzählt, so oder so sei die Welt richtig.“ Doch ihm ist klar: Es gibt auch andere Menschen. „Man sollte sich öffnen“, appellierte Liefers: „Nur durchs Verändern bleibt man sich treu.“

Liefers zu Gottschalk: „Fand man nicht so anstößig wie heute“

Einer, der zuletzt den Typus des „alten weißen Mannes“ ganz besonders gezeigt hat, ist Starmoderator Thomas Gottschalk. In mehreren Medien und in seinem jüngst erschienenen Buch „Ungefiltert“ hatte sich der einstige „Wetten, dass..?“-Moderator darüber beklagt, im Fernsehen nicht mehr das sagen zu dürfen, was er denke.

Gottschalk habe in der Zeit, in der er groß geworden sei, unglaublich viele Fans gehabt, auch unter den Frauen, sagte Liefers. „Damals, als er seinen Weg gegangen ist, fand man das nicht so anstößig wie heute.“

Gottschalk müsse sich deshalb fragen, ob er den Schritt mit dem Zeitgeist, mit der Gesellschaft, mit den Dingen, die sich ändern, mitgehen könne. Kritisieren wollte Liefers den „Wetten, dass?“-Moderator nicht. Das übernahm ein anderer „3nach9“-Gast: Kabarettist Hannes Ringelstetter. „Wir stehen im Weltenbrand. Die halbe Welt dreht durch. Und wir schaffen es eine ganze Woche lang, alles zu dominieren mit dem, was Thomas Gottschalk sagt.“ (tsch)