Die Schuld gibt er auch dem KölschSchoss schon mit zwölf auf Radfahrer: Paul aus Köln wegen 50.000-Euro-Betrug vor Gericht

Paul aus Köln bei einer Spiegel-TV-Reportage.

Paul aus Köln wird bei der Spiegel-TV-Reportage „Aggressives Deutschland“ begleitet.

Erstmals mit zwölf verhaftet und zuletzt wegen eines 50.000-Euro-Betrugs vor dem Amtsgericht in Köln – Paul hat schon einiges erlebt.

15 Anklagen vor seinem 25. Lebensjahr: Die Geschichte von Paul (23) zeigt, wie schnell immer wieder junge Menschen – auch in Köln – in die Welt der Straftaten rutschen.

In der Spiegel-TV-Reportage „Aggressives Deutschland“ (TV-Ausstrahlung am 2. Januar) spricht der Kölner über seinen Weg zur Gewalt, den er schon früh in seinem Leben begann. Er habe bereits in der Grundschulzeit zum ersten Mal Gewalt angewandt. „Ich wurde gemobbt, weil ich lange Haare hatte“, berichtet Paul. „Irgendwann wurde es schlimmer, da war es dann nicht nur noch Schubsen, sondern auch handgreiflich. Dann hat mir mein Vater gesagt: ‚Hau einfach mal drauf.‘“

Paul aus Köln vor dem Amtsgericht – erste Verhaftung mit zwölf Jahren

Wenige Jahre später, mit zwölf Jahren, wurde er dann nach eigenen Angaben zum ersten Mal verhaftet. Er hatte mit einer G36C, einer Softair-Nachbildung des Sturmgewehrs G36, auf einen zufällig vorbeifahrenden Radfahrer geschossen.

Nach einer körperlichen Auseinandersetzung folgte dann die erste Anzeige: Mit dem Ellenbogen erwischte er einen Zivilpolizisten – das Gericht entschied später auf Notwehr.

In der Reportage ist zu sehen, wie Paul nach Jahren der Kriminalität versucht, ein Ventil zu finden. Er versucht sich als Rapper und sagt: „Es ist immer Therapie, Songs zu schreiben.“

Aber wie kommt es zu den Straftaten? Immer wieder ist Paul in der rund 90-minütigen Reportage mit Alkohol, in erster Linie mit Kölsch, in der Hand zu sehen. Er sieht eine direkte Verbindung: „80, 90 Prozent meiner Straftaten kamen durch Alkohol oder Drogen, weil man natürlich hemmungsloser wird. Ohne Alkohol würde es nicht so schnell passieren und das ist ja auch schon ab 16 legal.“

Hier lesen: Kölns Gerichte Hinter prächtiger oder nüchterner Fassade – wo überall Recht gesprochen wird

Paul ist ein Trennungskind, er wuchs bei seiner Mutter auf. Allerdings steht ihm als Erwachsener auch sein Vater mit Rat und Tat zur Seite. Für ihn ist der Grund klar, wieso sich sein Sohn immer wieder neue Probleme schafft – trotz mehrfacher Vorstrafen.

„Das Problem ist seit Jahren: Egal, welche Scheiße du baust, für dich gibt es keine Konsequenz. Du musstest noch nie selbst zahlen, es gibt immer Leute, die für dich zahlen“, richtet er sich an Paul.

Über das Gefühl während einer Schlägerei sagt der 23-Jährige: „Wenn man sich 20 Sekunden schlägt, fühlt es sich viel länger an. Es ist wie ein Rausch.“

Unter anderem wurde er beim Amphetamin-Schmuggel erwischt, darauf musste er sich nach eigener Aussage einlassen, weil er zu dem Zeitpunkt Schulden in Höhe von 10.000 Euro hatte.

Zum Ende der Reportage muss sich Paul einmal mehr vor Gericht zu verantwortlichen, wieder steht das Geld im Fokus. Diesmal geht es um kein Delikt nach einer körperlichen Auseinandersetzung, sondern um Kreditbetrug in Höhe von 50.000 Euro.

„Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben eingesehen, dass ich Scheiße gebaut habe“, erklärt Paul auf dem Weg zum Kölner Amtsgericht an der Luxemburger Straße. Die Sorge: Erstmals könnte es für ihn ins Gefängnis werden. Nach dem Gerichtstermin kann er allerdings durchatmen – Paul kommt mit einer Geldstrafe davon. (dth)