Bewegender Auftritt in „Die Höhle der Löwen“Wie Reporter-Legende Werner Hansch 600.000 Euro verzockte

Werner Hansch beichtete beim Köln-Talk„ Loss mer schwade“ am 9. September seine Spielsucht unter Tränen.

Reporter-Legende Werner Hansch (hier am 9. September 2021) macht3 seine Spielsucht auch in einem Buch öffentlich.

Reporter-Legende Werner Hansch machte seine Spielsucht öffentlich. Jetzt möchte er anderen Betroffenen helfen. Ein bewegender Auftritt in „Die Höhle der Löwen“ soll dazu beitragen.

Sportreporter-Legende Werner Hansch tritt am Montag (2. September, 20.15 Uhr) vor die „Höhle der Löwen“-Investoren. Es ist einer der bewegendsten Auftritte aller Zeiten in der Vox-Sendung.

Denn Werner Hansch (85) hat alles verloren – durch die Spielsucht! Rund 600.000 Euro hat er in seinem Leben verzockt und verlor am Ende nicht nur sein Geld, sondern auch sein Haus, Freunde und seine große Liebe.

Werner Hansch stellt Start-up bei „Die Höhle der Löwen“ vor

Jetzt möchten Hansch und Anwalt Marc Ellerbrock (54) Glücksspiel-Geschädigten eine zweite Chance geben. Mit „Zockerhelden“ haben die beiden ein Start-up gegründet, das Betroffenen helfen soll, Glücksspielverluste von fragwürdigen Online-Anbietern zurückzufordern.

Eine Preview auf Vox zeigt, wie bewegt die „Löwen“ von dem emotionalen Pitch sind und auch Hansch kommen nach all den Jahren noch immer die Tränen, wenn er von seinem Leidensweg erzählt.

„In meiner Laufbahn als Fußball-Singvogel war ich nie um einen Spruch verlegen, aber für meine Krankheit habe ich viel zu lange keine Worte gefunden“, zeigt sich Werner Hansch zum Abschluss des Pitches noch mal sehr emotional. „Es ist jetzt der Sinn meines Lebens, zu demonstrieren: ‚Wenn ihr nicht aufhört, könnt ihr da landen, wo ich war.' Das ist heute meine Mission!“

Jahrelang führte Hansch ein Doppelleben, verheimlichte sein Laster und saugte Freunde und Bekannte wie z.B. Wolfgang Bosbach schamlos aus, um dieses zu finanzieren.

Werner Hansch: Von „Promi Big Brother“-Siegprämie blieb ihm nichts

In der TV-Show Promi Big Brother machte Werner Hansch 202o, längst horrend verschuldet, sein Spielsucht-Problem öffentlich und läutete damit die Wende zum Guten in eigener Sache ein. Er holte geläutert die Sympathien der Zuschauer, gewann mit Ballermann-Star Ikke Hüftgold einen Zuhörer und Freund und begann nicht nur eine Therapie, sondern auch seinen Schuldenberg mühsam abzuarbeiten.

Und so blieb Hansch von den 100.000 Euro „Promi Big Brother“-Siegprämie am Ende nichts übrig. Nach dem Sieg erzählte der EXPRESS.de damals: „Ich versichere, dass ich von diesem Geld keinen einzigen Euro bekommen werde. Das ist mir sehr wichtig! Das sollen vor allem die Menschen wissen, die für mich gestimmt haben. Es ist schon alles über meinen Anwalt und Steuerberater geregelt, dieses Geld geht auf ein Treuhandkonto und von da aus wird mein Schulden-Management verwaltet. Ich habe kein Recht auf dieses Geld und ich danke all diesen Menschen, die mir diese zweite Chance gegeben haben und die möchte ich resolut nutzen.“

Werner Hansch schrieb sogar ein Buch als Teil seiner Therapie gegen Spielsucht. Titel: „Einmal Hölle und zurück“ (erschienen 2021). Das Buch ist Handel erhältlich.

EXPRESS.de zitierte bereits im September 2021 Teile des Werks, das Hermann Beckfeld aufgeschrieben hat und in dem Hansch den aussichtslosen Kampf mit seinen Dämonen schonungslos beschreibt.

Hier kannst du noch einmal in Auszügen lesen, wie scheinbar zufällig alles anfing und Werner aus einer Laune heraus der Spielsucht verfiel ...

So wurde Werner Hansch spielsüchtig

Das Datum? Werner weiß nicht mehr genau, wann er zum ersten Mal eine Zockerbude betrat und das Unheil seinen Lauf nahm. Vielleicht hat er das Datum auch einfach nur verdrängt, wie so vieles nach dem Sturz in den Abgrund, als das Leben nur noch ablief wie ein Film, wie ein schlechter Film. Als alles unwichtig wurde, was früher wichtig war: die Lebensgefährtin, Familie, Freunde, seine Moderationen, der Alltag.

Das Einzige, was zählte, waren das Zocken, die Programme der Rennbahnen, die Wahl seiner Favoriten, sein Glaube, dass die Pechsträhne irgendwann ein Ende haben muss, haben wird. Doch im Wartezimmer des Glücks sitzen viele Leute.

2008/2009 muss es gewesen sein, als Werner wieder einmal nach Recklinghausen fährt. Hier ist er geboren, aufgewachsen, hier hat er immer noch ein Postfach. An diesem Tag ist er spät dran. Er erinnert sich, dass die Hauptpost nur noch wenige Minuten geöffnet hatte, dass es bereits dämmerte und er ein leichtes Kratzen im Hals verspürte. Die Stimme des Ruhrgebiets, die funktionieren muss, geht kein Risiko ein.

Werner Hansch zeigt sein Buch Einmal Hölle und zurück.

Werner Hansch mit seinem neuen Buch.

Statt direkt nach Dortmund zurückzukehren, läuft Werner ein Stück den Wall hinunter, biegt rechts in die Seitengasse ab und kauft in der Apotheke Salbei-Bonbons.

Was nun geschieht, beschreibt Werner so detailliert, ja stimmungsvoll, als wäre er wieder der geniale Radioreporter, der seine Hörer mit ins Stadion, mit auf die Tribüne nimmt, damit sie hautnah dabei sind. Doch diesmal geht es nicht um Spieler, es geht um ihn selbst: Wer den langen Weg durch die Hölle gegangen ist, wird den ersten Schritt nicht vergessen.

Wie die Spielteufel Werner Hansch in die Zockerbude lockten

Auf dem Rückweg zum Parkplatz kommt er an einem Buchmacherladen vorbei. Er ist den Weg schon tausend Mal gelaufen, doch nie zuvor wäre er auf den Gedanken gekommen, dort hineinzugehen. Warum auch?

Doch heute steht die Tür einen Spalt offen. Ein kleines Stück nur, aber es reicht, um den Lärm zu hören, den Rauch zu spüren, einen Hauch von Stimmung aufzusaugen. ‚Da drinnen‘, denkt er, ‚muss unheimlich was los sein‘, und steckt seinen Kopf in den Spalt.

Wie es der Zufall will, vielleicht ist es auch der Spielteufel persönlich, schauen gleich drei Leute in diesem Moment zur Tür, und natürlich erkennen sie den Chefkommentator von SAT.1-Fußball, was einer lebenden Reporterlegende sicherlich guttut, wenn man schon einige Zeit vom Bildschirm verschwunden ist. „Ach, da ist ja der Werner Hansch, komm doch mal rein“, ruft einer, und Werner lässt sich nicht lange bitten.

Werner ist sofort fasziniert von den vielen Fernsehapparaten, die an der Wand hängen, von den Menschen, die auf die Bildschirme mit Pferderennen starren; einige Männer sind still, wirken angespannt, andere feuern lautstark ihren Favoriten an.

Werner kommt schnell ins Gespräch, wird angesprochen von einem mit dem berühmten todsicheren Tipp. In Rennen 4 in Paris, da läuft gleich einer, der kann gar nicht verlieren, behauptet er. Werner denkt nicht lange nach, will sich auch nicht lumpen lassen, steckt dem selbst ernannten Experten einen Zwanziger zu. Er überlässt ihm den Gang zum Schalter.

Zufall? Fügung? Es kommt, wie es kommen soll oder besser nicht hätte kommen sollen. Werner gewinnt, so wie anfangs der Tourist gegen den Hütchenspieler in einer Seitengasse von Madrid, Sevilla oder anderswo. Es sind vorgegaukelte Träume vom ewigen Glück, Appetitmacher, die süchtig machen. Erfolgserlebnisse, die dazu einladen, es noch einmal zu riskieren. Was spielt es da für eine Rolle, dass Werner gerade mal 42 Euro bekommt?

Werner Hanschs Trugschluss in der Pferdebude: „Morgen kommt das Glück zurück...“

Nur 14 Tage später. Das Postfach muss nicht geleert werden, sein Hals kratzt nicht. Werner fährt wieder nach Recklinghausen, ihn zieht es direkt zur Zockerbude, doch diesmal ist die Tür geschlossen. Werner braucht keinen Spalt, keinen Lärm, keinen Rauch. Er macht die Tür selbst auf, geht unaufgefordert rein.

„Ich habe mich selbst reingerufen“, sagt er heute. Und wettet. Gewinnt und verliert, weil Traber galoppieren, er verliert, weil sein Favorit mit kurzem Kopf nur Zweiter wird, er verliert, weil der, der eigentlich unschlagbar ist, nur hinterherläuft. Er verliert, weil er eben heute eine Pechsträhne hat. Aber morgen, da wird sich das Blatt ändern, dann kehrt das Glück zurück, denkt er schon auf der Heimfahrt.

Und überhaupt. Was solls. Noch sind es nur 10, 20 Euro, die er pro Rennen setzt. Das ist Kleingeld für einen, der Hunderttausende auf dem Konto gebunkert hat. Der sich auskennt in der Branche und auf seinen Pferdeverstand setzt; schließlich war er elf Jahre Geschäftsführer des Trabrenn-vereins Dinslaken. Noch ist nicht viel passiert, noch weiß Werner nicht: Er ist auf dem besten Weg in Richtung Hölle, in Richtung Big Brother.

Dieser Artikel erschien bereits am 18. September 2021 und wurde aktualisiert.