Richard David Precht gehört zu den bekanntesten Philosophen Deutschlands. Am Freitagabend ist er Gast in der MDR-Talkshow „Riverboat“. Da geht es anders als in seinem Podcast mit Markus Lanz mal nicht um Politik. Sondern um das schönste (Nicht-)Gefühl der Welt.
In MDR-TalkshowRichard David Precht erklärt, warum Verliebtsein auf Dauer zu Verblödung führen würde
![Experte in Sachen Liebe: Der TV-Philosoph Richard David Precht im MDR-Talk „Riverboat“. (Bild: MDR)](https://static.express.de/__images/2025/02/15/a6825c35-f9ab-459c-b918-8189a6decc89.jpeg?q=75&q=70&w=2000&h=1126&fm=jpeg&s=0305de25a63e2ab312f43fb196dc97c0)
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Experte in Sachen Liebe: Der TV-Philosoph Richard David Precht im MDR-Talk „Riverboat“. (Bild: MDR)
Richard David Precht hat ein herausragendes Talent. Wer seinen Podcast mit Markus Lanz kennt, weiß das. Precht kann spontan über so ziemlich alles reden. Unterhaltend noch dazu.
Darum ist er auch Philosoph. Philosophie ist kurz gesagt die Wissenschaft der Wissenschaften. Wenn Sie das wissen, können Sie auf jeder Party Punkte sammeln. Das hat Precht nicht mehr nötig. Eben, weil er so vieles weiß. Über die Liebe zum Beispiel. Da passt es, dass am Freitag Valentinstag war, der Tag der Verliebten. Und der Blumenhändler.
„Diesen Zustand hat man sonst nur, wenn man besoffen ist“
Am Freitagabend (14. Februar 2025) ist Precht Gast in der MDR-Talkshow „Riverboat“. Moderator Matze Knoop will mit ihm über die Liebe sprechen. „Ganz, ganz viele Leute denken immer in ihrer Liebesbeziehung: Warum habe ich Probleme? Warum klappt das nicht mehr so? Warum ist das nicht ideal?“, erklärt Precht, Autor eines Sachbuches über das Thema Liebe. Das „nicht Ideale“, so sagt er, sei eigentlich der Normalzustand, die Liebe von der Natur eigentlich nicht vorgesehen.
„Und wenn man ganz ehrlich ist, ist es noch nicht einmal ein Gefühl. Denn wenn die Liebe ein Gefühl wäre wie Hunger oder Durst, und jemand würde sagen: ‚Liebst Du mich?‘, dann könnte ich sagen: ‚Nö, im Augenblick nicht, aber vielleicht in einer Stunde.‘ Das sind Gefühle, aber das meinen wir ja nicht, wenn wir über Liebe reden.“
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Wenn man einem Menschen sage, man liebe ihn, bedeute das, man übernehme Verantwortung für ihn, man werde sich um ihn kümmern und ihn in einer Stunde oder gar in einem Jahr noch lieben. Vielleicht das ganze Leben lang. Wenn man einen Menschen zum ersten Mal sieht, sagt Precht, dann empfinde man keine Liebe für ihn. Erst einmal sei man geflasht. Dieser Zustand bleibe keine 40 Jahre erhalten.
„Dieses Erste, dieser Bang-Zustand, dieses Verliebtsein, kommt durch die Ausschüttung eines Stoffes namens Phenylethylamin. Das sorge dafür, dass zwei wichtige Neurotransmitter – Dopamin und Serotonin – gleichzeitig hochziehen. Die sorgen dafür, dass man gleichzeitig aufgeputscht und cool ist. „Diesen Zustand hat man sonst nur, wenn man besoffen ist“, sagt Precht.
Verliebtsein kann das Gehirn nur drei Jahre lang kompensieren
Neurochemisch sei der Verliebtheitszustand etwas anderes als viele Dinge, die man allgemein mit dem Begriff Liebe zusammenbringe. Man fasse mit dem Begriff Liebe dinge zusammen, die eigentlich nicht zusammengehören. So sei die Liebe zu den Kindern etwas anderes als die Liebe zum geschlechtlichen Partner, sagt Precht. Tatsächlich hätten die Römer und die Griechen früher viele Wörter dafür gehabt, und wir haben einen Monsterbegriff dafür erfunden, eben den Begriff Liebe.
Liebe hat oft einen Sinn. Die Liebe zu den Kindern zum Beispiel, sagt Precht. Die diene dazu, die Brutpflege abzusichern. Der Mensch habe eine psychologische Komplexität der Gefühle entwickelt, die es zum Beispiel bei Primaten nicht gebe, sagt Precht. Außer vielleicht bei Gibbons.
Eine weitere Kuriosität beim Thema Liebe ist: Wenn man liebt, ist es okay. Wenn man jedoch ein Leben lang verliebt wäre, dann würde man laut Precht irgendwann verblöden. Das bewirken der zu hohe Serotonin- und Dopamin-Spiegel. Den könne das Gehirn etwa drei Jahre wegstecken, dann sei Schluss. (tsch)