Roger Willemsen (†60)Im letzten Interview sprach er über die Zeit nach dem Tod

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In seinem letzten Interview sprach Willemsen über Todesangst.

Roger Willemsen ist tot. Er starb am Sonntagabend an den Folgen einer Krebserkrankung, wie sein Verlag am Montag mitteilte.

Kurz vor seinem 60. Geburtstag gab der Bonner Moderator und Autor („Die Enden der Welt“) der „Katholischen Nachrichten-Agentur“ (KNA) sein letztes Interview. Darin ging es um Gott, die Welt - aber auch um die „letzten Dinge“ und die Zeit nach dem Tod. Kurz darauf wurde seine Erkrankung bekannt, jetzt ist Willemsen an Krebs gestorben.

Was waren Ihre schönsten Momente auf der Bühne oder im Fernsehen?

Willemsen: Es gibt diese Begebenheiten, die sehr hysterisch-komisch sind. Es gibt die, die ganz feierlich werden. Und es gibt die ganz gerührten, wenn nicht innigen. Und manchmal hat es mir auch die Sprache verschlagen. In Interviews etwa, wenn mein Gegenüber sehr überraschend wurde. Das ist aber sehr schön. Ich finde, dass ein Loch in einer Fernsehsendung fast eine Kostbarkeit ist, weil man dann das Gefühl hat, hier sammeln sich wirklich die Gedanken, hier ist nicht alles abgesprochen. Hier ist Platz für Unvorhersehbares. Maria Schell hat mich einmal in einer Sendung geküsst, da wusste ich plötzlich nicht mehr, wo ich bin, danach.

Wollten Sie die Welt ein bisschen besser machen?

Willemsen: Ja! Und zum Teil mache ich das aus meinem Bedürfnis heraus, wenigstens zu einem Teil für andere Leute zu leben. Ich glaube, jedes Leben wird dadurch besser, dass man es auch für andere lebt. Und wenn man so privilegiert lebt wie ich und eine Öffentlichkeit finden kann und dazu noch im Bereich der Kommunikation arbeitet, also schreibt, dann sollte man um Himmels Willen irgendwas tun, das anderen hilft. Das ist eine Pflicht.

Einer, der die Pflicht des Daseins für andere vorlebt, ist Papst Franziskus...

Willemsen: ... den ich sehr schätze! Es ist eine Wohltat, dass er sich traut, politisch Stellung zu nehmen - und zwar entschiedener, als es die Vorgänger getan haben. Seine Zuwendung zu Armut und Bescheidenheit ist glaubwürdig. Er geht in die Favelas, zu den Leuten. Er wirkt barmherzig, empathisch, humorvoll. Er ist mir definitiv der nächste seit vielen Jahren.

Das sagen Sie als Protestant?

Willemsen: Als nicht gläubiger Protestant. Es gab diesen Kindheitsgott. Es gibt eine inständige Beziehung des kleinen Jungen, der irgendwo in der Nähe von Bonn in der Eifel sitzt und sich Gott vorstellt. Der dazu eine ganz innige Beziehung hat. Die dörfliche Kultur, in der ich großgeworden bin, war durch und durch katholisch. Alle hatten das Aschekreuz über der Nasenwurzel zu Aschermittwoch. Und Fronleichnam wurde gefeiert. Und Allerseelen wurde gefeiert, man brachte Grableuchten auf die Friedhöfe.

Ganz viele der noch intakten katholischen Glaubensrituale habe ich dort erlebt. Ich bin dann aber so weit Rationalist geworden, dass ich mit meiner Vernunft den Glauben nicht mehr in Einklang bringen konnte. Ich würde gerne glauben, aber ich kann nicht. Aber ich respektiere jeden Gläubigen. Und vor allem die christliche Ethik, der so viel Humanität innewohnt.

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Wenn Sie nicht gläubig sind, worin besteht für Sie der Sinn des Lebens?

Willemsen: Der Sinn besteht darin, die gegebene Frist sinnvoll zu nutzen. Nicht nur Spaß zu haben.

Und wenn die Frist dann um ist - was ist mit einem Leben nach dem Tod?

Willemsen: Darüber kann ich nichts wissen, und das betrübt mich nicht.

Und wie wollen Sie die Frist nutzen, die Ihnen noch bleibt?

Willemsen: Da für mich zu den größten Glückszuständen der Zustand der Produktivität gehört, also etwas hervorzubringen, richtet sich meine Glücksvorstellung in erster Linie auf das, was ich noch werde hervorbringen können. Das heißt, Bücher, die ich im Kopf habe, Dinge, die ich sinnvoll oder notwendig finde.

Damit bin ich etwas strenger und möchte meine Zeit noch besser nutzen. Ich möchte weniger unterhalten als informieren. Ich würde sehr gerne ein paar humanitäre Arbeiten weitertreiben. Und ich möchte Afghanistan noch oft besuchen.

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