von Stefanie Puk (puk)Martin Gätke (mg)Sebastian Oldenborg (so)
Ihre Fotos schocktenDrama um „Zombie-Angelina“: Jetzt soll die echte Jolie helfen
Teheran – Ihre Fotos auf Instagram sorgten für Aufsehen: Mit ihrem vermeintlich operierten Gesicht und dem ausgemergelten Körper schockierte die junge Iranerin Sahar Tabar (19) ihre Tausenden Fans im Netz.
Doch jetzt werfen iranische Behörden dem Internet-Star Blasphemie, Aufruf zur Gewalt und die „Erzielung ihres Einkommens durch unangemessene Mittel” vor. Die Strafe: Zehn Jahre im iranischen Gefängnis.
Auf Instagram behauptete Fatemeh Khishvand (so heißt sie mit bürgerlichem Namen) aussehen zu wollen wie Hollywood-Star Angelina Jolie. Sie erklärte ihren fast 500.000 Followern, sich schon mehr als 50 Mal unters Messer gelegt haben. Das Ergebnis kennt die ganze Welt: Sie sah aus wie eine Figur aus einem Horrorfilm und nicht wie die hübsche Hollywood-Schauspielerin.
Dank der Fratze wurde Tabar vor drei Jahren weltberühmt. Doch in Wirklichkeit hatte sie die Bilder mit Photoshop bearbeitet. Das gestand Sahar Tabar gegenüber dem russischen Nachrichtenportal „Sputnik“. Sie zeigte, wie sie im echten Leben aussieht.
„Ich habe Photoshop und Makeup benutzt. Über die Zeit postete ich Fotos, bei denen ich mein Gesicht immer lustiger gestaltete, es ist eine Form der Selbstdarstellung“, so Sahar. „Meine Fans wissen, dass das nicht mein echtes Gesicht ist.“
Auf ihrem Instagram-Profil zeigte sie anschließend ihr „echtes Gesicht“ zusammen mit ihrem bearbeiteten Ich.
Viele sahen das Ganze als Witz, doch das Mullah-Regime findet diese Art der Kunst gar nicht lustig. Sahar Tabar sei ein schlechtes Vorbild, es habe auch Beschwerden aus der Bevölkerung gegeben, so der Verwurf der iranischen Behörden. Die Folge: Tabar wurde zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Das berichtet die iranische Aktivistin Masih Alinejad mit Verweis auf den Anwalt und die Familie von Sahar Tabar. Ihre Mutter weine jeden Tag.
Auf Twitter veröffentlichte die Aktivistin ein Video, mit dem sie sich direkt an die echte Angelina Jolie wendet, Menschenrechtlerin und Sondergesandte des UN-Flüchtlingshochkommissars. Doch noch gab es keine Reaktion seitens der Schauspielerin.
Wie die „New York Post“ berichtete, schwebte Sahar Tabar bereits im Frühjahr in Lebensgefahr.
Sahar Tabar: „Zombie Angelina Jolie“ hatte Corona
Sie sitze laut iranischer Nachrichtenagentur Tasnim News Agency seit Oktober 2019 im Gefängnis, ihr Instagram-Account sei gelöscht worden. Sie sei zusammen mit drei weiteren weiblichen Influencerinnen festgenommen worden. Anschließend soll sie sich laut britischer „Daily Mail” im Knast mit dem Coronavirus angesteckt haben. Sahar Tabar war demnach zeitweise an ein Beatmungsgerät angeschlossen. (so/sp/mg)