Sat.1-„Frühstücksfernsehen“Vanessa Blumhagen offen im Interview: „Hatte Lähmungserscheinungen“

Sat.1-„Frühstücksfernsehen“-Promi-Expertin Vanessa Blumhagen lächelt in die Kamera.

Sat.1-„Frühstücksfernsehen“-Promi-Expertin Vanessa Blumhagen, hier auf einer undatierten Aufnahme, hat im EXPRESS.de-Interview ganz offen über ihre Erkrankung gesprochen.

Promi-Expertin Vanessa Blumhagen hat im EXPRESS.de-Interview über ihre Arbeit beim Sat.1-„Frühstücksfernsehen“ und ihre Autoimmunerkrankung gesprochen.

von Christopher Weis  (cw)

Sat.1-„Frühstücksfernsehen“-Star Vanessa Blumhagen ist in Sachen Klatsch und Tratsch bestens informiert. Die Brünette hat sich neben ihrer Tätigkeit als Promi- und People-Expertin mittlerweile aber auch andere Standbeine aufgebaut.

Vanessa Blumhagen begeistert mehr als 208.000 Fans auf Instagram. Sie ist zudem erfolgreiche Autorin und Botschafterin der Hashimoto Erkrankung. Im EXPRESS.de Interview sprach sie nun über ihren Leidensweg und die damit verbundene Aufklärungs-Arbeit sowie ihre Rolle beim Sat.1-„Frühstücksfernsehen“.

Sat.1-„Frühstücksfernsehen“: Vanessa Blumhagen – „Deutlich mehr als ein normaler Job“

Die meisten Menschen kennen Sie als Promi-Expertin des Sat.1-„Frühstücksfernsehen“. Dort stehen Sie seit Juli 2013 vor der Kamera. Was bedeutet Ihnen diese Sendung?

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Vanessa Blumhagen: „Für mich ist es deutlich mehr als ein normaler Job. Tatsächlich werden wir ja immer als große 'Frühstücksfernsehen'-Familie beschrieben. Tatsächlich ist es auch so! Es liegt vielleicht an unseren seltsamen Arbeitszeiten. Uns schweißt vielleicht ein bisschen das Schicksal zusammen, in der vorangegangenen Nacht vielleicht etwas wenig geschlafen zu haben. Darüber hinaus besteht das ganze Team – und damit meine ich wirkliche alle, nicht nur die Moderatoren und Moderatorinnen – aus ganz tollen Menschen.“

Mit Karen Heinrichs, Alina Merkau, Daniel Boschmann und Co. wird es am Set sicherlich nie langweilig. Was waren die kuriosesten Dinge, die am Set passiert sind?

Vanessa Blumhagen: „Das Problem ist natürlich, dass die Show live ist. Es gibt immer mal wieder Lacher und kleinere Pannen. Wenn es gesendet ist, ist es gesendet. Zum Beispiel: Anfang des vergangenen Jahres haben wir live auf Sendung beim Standesamt in Altona angerufen. Ich habe dort versucht, einen Termin für unsere Trauung zu organisieren. Die haben ihre Hotline montagmorgens allerdings nur zwischen neun Uhr und zehn Uhr freigeschaltet. In diesem Zeitraum ruft gefühlt ganz Hamburg an. Und ich musste genau in diesem Slot auf Sendung gehen. Daniel Boschmann hat dann mein Handy genommen und dort angerufen. Alina Merkau und ich haben den Sendungs-Talk geführt. Daniel Boschmann hat dann zwischendurch immer die Bandansage des Standesamtes an sein Mikro gehalten. 'Jetzt sind nur noch drei Anrufer vor ihnen an der Reihe.' Wir sind bei jeder Aktualisierung in Jubel ausgebrochen.“

Waren Sie denn wenigstens erfolgreich?

Vanessa Blumhagen: „Leider hat es tatsächlich nicht funktioniert (lacht). Wir haben keinen Slot bekommen. Aber wir haben in Hamburg-Eimsbüttel geheiratet. Die Trauung war zwar ganz furchtbar, aber die Party im Anschluss konnte sich sehen lassen. Und das ist ja die Hauptsache!“

Können Sie sich vorstellen, irgendwann einen anderen TV-Weg einzuschlagen? Haben Sie Wunsch-Formate?

Vanessa Blumhagen: „Es ist tatsächlich so, dass ich mich beim 'Frühstücksfernsehen' absolut heimisch fühle. Ich will nichts Falsches sagen, aber ich habe eigentlich keine großen Ambitionen, eine Samstagabend-Show zu moderieren. Wir wissen natürlich alle, wie so etwas im heutigen Haifischbecken Fernsehen aussieht. Bei mir ist es ja auch so, dass ich durch Hashimoto nebenher auch eine weitere Herzens-Aufgabe habe, die mich absolut ausfüllt. Wenn das mal nicht mehr so ist, dann öffnet sich mit Sicherheit eine neue Tür für mich.“

Vanessa Blumhagen: „Hatte auch Lähmungserscheinungen“

Stichwort: Hashimoto! Was genau ist das eigentlich?

Vanessa Blumhagen: „Hashimoto ist eine Autoimmunerkrankung. Autoimmun bedeutet, dass sich der Körper selbst zerstört. Sprich: Das Immunsystem greift durch eine Fehlleitung das körpereigene Gewebe an. Bei Hashimoto wird durch Entzündungen nach und nach das Schilddrüsen-Gewebe zerstört oder vernarbt. Dadurch kann die Schilddrüse nicht mehr den Aufgaben nachgehen, denen sie eigentlich nachgehen soll. Nämlich Hormone zu bilden, die extrem wichtig für den Stoffwechsel, die Verdauung und den Herzschlag sind. Man kann sagen, dass die Schilddrüse mit allen Organen und Geweben und Zellen verbunden ist. Deswegen ist es so schwierig, diese Diagnose zu stellen. Jetzt muss ich ausnahmsweise mal die Ärzte in Schutz nehmen. Sonst hau ich da gerne mal drauf. Hashimoto sieht leider nicht bei allen Menschen gleich aus. Jeder hat andere Symptome. Die meisten nehmen zu und bekommen Verdauungsprobleme.“

Wie hat sich Ihre Hashimoto-Erkrankung bemerkbar gemacht? Sie wussten zu Beginn wahrscheinlich gar nicht, was Ihnen fehlt. Haben Sie gespürt, dass etwas nicht in Ordnung ist?

Vanessa Blumhagen: „Viele kennen es vielleicht: Man wacht morgens auf und weiß genau, dass man eine Erkältung bekommt, obwohl eigentlich noch nichts da ist. So hat es sich zu Anfang angefühlt. Natürlich bekam ich keine Erkältung. Stattdessen habe ich angefangen, zuzunehmen. Außerdem habe ich diverse Allergien entwickelt. Ich war Ende 20, auch meine Regel setzte plötzlich aus. Ich hatte auch Lähmungserscheinungen in Händen und Füßen. Ich stand an einer roten Ampel. Sie sprang auf Grün. Ich wollte auf das Gaspedal treten und spürte plötzlich meinen Fuß nicht mehr. Man ist dann von einem Arzt zum nächsten getingelt. Aber sie haben nie etwas gefunden. Die Untersuchungen wurden daraufhin immer dramatischer. Auch ein Gehirntumor, MS oder Rheuma standen im Raum. Das hat sich alles nicht bewahrheitet.“

Wann haben Sie Ihre Diagnose erhalten?

Vanessa Blumhagen: „Zum Schluss saß ich dann nur noch daheim und habe einfach nichts mehr gemacht, weil es mir so schlecht ging. Es hat drei Jahre bis zur Diagnose gedauert. Und die erhielt ich quasi zufällig. Ich habe mit einem Freund telefoniert, er wusste, wie es mir geht. Er sagte dann, dass eine andere Freundin auch über ähnliche Symptome klagte. Und die habe Hashimoto. Ich habe daraufhin Mister Google befragt und mir alles durchgelesen. Ich dachte, dass sie das tatsächlich über mich schreiben. Ich bin so schnell es geht zu einem befreundeten Arzt gefahren. Er meinte, dass sie es schon vor drei Jahren anhand meiner Blutergebnisse hätten erkennen können.“

Wie kann man diese Krankheit behandeln?

Vanessa Blumhagen: „Man erhält als Hashimoto-Patient oder als Hashimoto-Patientin eine Tablette. Es ist ein Schilddrüsen-Hormon. Die Ärzte sagen dann: 'Ab jetzt wird es super!' Das passiert natürlich nicht. Die Schilddrüse produziert in Wirklichkeit nämlich nicht nur ein Hormon. Außerdem wird das stoffwechselinaktive Hormon verabreicht. Das heißt: Der Körper muss das synthetisch hergestellte Hormon auch noch selbst durch die Abspaltung eines Iod-Atoms zu einem stoffwechselaktiven Hormon umbauen. Und das klappt bei vielen Menschen einfach nicht, weil sie beispielsweise eine überlastete Leber haben. Ich bin dann mit meinem damaligen Ehemann in die USA gereist und habe in New York alle Buchhandlungen abgegrast. Ich habe es zudem geschafft, bei zwei Experten einen Termin zu bekommen. Ich bin dann mit etwas Übergepäck zurück nach Deutschland geflogen und habe recherchiert. Das Thema Ernährung ist extrem wichtig. Diese eine Hormontablette reicht bei den allermeisten Betroffenen nicht aus. Man muss sehr viel mehr und vor allem andere Dinge einnehmen. Ich habe dann durch sehr viel Trial-and-Error selbst ausprobiert, was bei mir funktioniert.“

Wie hat sich das Trial-and-Error bei Ihnen bemerkbar gemacht?

Vanessa Blumhagen: „Beispielsweise durch eine irre Dosis Iod. Das soll man absolut nicht machen. Ich bin dann in einem Starbucks fast zusammengebrochen. Ich saß dort zwei Stunden auf dem Klo, weil der Stoffwechsel so anlief. Das Gute war: Es gab dort freies WLAN. Mein Ex-Mann war beschäftigt und ich saß einfach auf dem Klo.“

Leben Sie heute symptomfrei?

Vanessa Blumhagen: „Ja und nein! Eigentlich schon, aber ich bin leider so ein Trottel, der Stress total geil findet. Damit stelle ich mir manchmal selbst ein Bein. Ich könnte symptomfrei leben, wenn ich all das befolgen würde, was ich den Leuten bezüglich Stress erzähle.“

Sie selbst haben das Buch „Jeden Tag wurde ich dicker und müder: Mein Leben mit Hashimoto“ geschrieben. Was genau war Ihr Antrieb, sich in Sachen Hashimoto weiterzubilden und damit vielen Menschen zu helfen?

Vanessa Blumhagen, hier auf dem Cover ihres Buches „Jeden Tag wurde ich dicker und müder: Mein Leben mit Hashimoto“.

Vanessa Blumhagen, hier auf dem Cover ihres Buches „Jeden Tag wurde ich dicker und müder: Mein Leben mit Hashimoto“.

Vanessa Blumhagen: „Am Anfang war es gar kein Antrieb. Der mvg Verlag kam auf mich zu und meinte, dass es diesbezüglich eine wachsende Zielgruppe gibt. Damit begann die ganze Reise. Jetzt ist es einfach so, dass ich jeden Tag via Facebook und Instagram zahlreiche Nachrichten erhalte. Die Leute fragen mich um Rat. Sie bitten mich um Hilfe. Ich muss natürlich vorsichtig sein, denn Heilversprechen darf ich nicht geben. Auch Blutbilder darf ich nicht anschauen. Die Rückmeldungen der Menschen sprechen allerdings für sich. Sie sind oftmals so unfassbar dankbar. Manchmal stehen mir echt die Tränen in den Augen. Ich höre Geschichten, die echt unter die Haut gehen. Mich rief zum Beispiel mal eine Frau an, die mit Anfang 30 in Frührente war. Ihr Mann habe ihr gesagt, dass sie eine fette Sau sei und sich nicht mehr bewege. Er hat die Kinder genommen und hat sie verlassen. Es sind unfassbar tragische Schicksale, die mich tief berühren.“

Am 20. August veranstalten Sie und Ihr Team den Hashimoto Day. Was steckt dahinter?

Vanessa Blumhagen: „Das war eine der Ideen, die ich gerne beim Gassigehen mit dem Hund entwickele. Ich habe es vorher schon mal im ganz kleinen Kreis gemacht. Ich war selbst schon als Speakerin im Einsatz. Das Feedback, was ich auf solchen Veranstaltungen erhalten habe, ist immer das gleiche: Die Leute sind dankbar. Ich zeige ihnen, dass sie mit ihren Sorgen nicht alleine dastehen. Und deshalb kam mir die Idee, einen Hashimoto Day zu organisieren. Innerhalb einer Woche hatte ich alle Speaker zusammen. Wir haben ein großartiges Team zusammengestellt. Es sind meiner Meinung nach aktuell die besten Leute, die Informationen zu Hashimoto weitergeben können.“