Mickie Krause ist einer der Größten in Sachen Partyschlager. Auf Mallorca räumt er regelmäßig am Ballermann ab. Der Sänger findet aber auch kritische Worte zu seiner Branche.
Mallorca-Riese im InterviewMickie Krause klagt über Neid in der Ballermann-Branche
Eigentlich war Michael Engels in seiner Jugend Fan von Bands wie U2, Depeche Mode oder Simple Minds. Doch als Sänger von „Erika Rehbein und das Schlagerkarussell“ entdeckte er zunächst den Spaß am Covern von Schlagerhits. „Auf der Suche nach einem Künstlernamen ging es von Mickie Maus über Mickie Kraus zu Mickie Krause“, sagt der 52-Jährige.
Die Kunstfigur für den deutschen Partyschlager war gefunden. 1998 hatte er seinen ersten Auftritt am Ballermann, ein Jahr später gelang mit dem Hit „10 nackte Friseusen“ der Durchbruch. Jetzt feiert der Westfale mit der markanten Perücke sein 25-jähriges Bühnenjubiläum.
Mickie Krause bei der „Schlagernacht des Jahres“ in der Lanxess-Arena
Ebenfalls seit 25 Jahren gibt es auch die „Schlagernacht des Jahres“. Die Eventreihe durch 13 Städte Deutschlands führt Mickie Krause auch am 13. Mai 2023 in die Kölner Lanxess-Arena. EXPRESS.de sprach mit dem Mallorca-Megastar.
Wirkt das nur so oder erlebt die Schlagerbranche einen Umbruch?Mickie Krause: Es gibt in der Tat einige junge, neue Gesichter. Der Partyschlager mit vielen Hits in den Charts wie „Layla“, „Olivia“ oder „Lea“, das ist ein neues Phänomen. Das ist für mich der neue deutsche Schlager.
Woher kommt die Popularität?Mickie Krause: Früher habe ich immer gesagt, wenn die Leute nachdenken wollen und mit Problemen konfrontiert werden wollen, dann müssen sie zu Grönemeyer gehen. Wenn man wirklich mal abschalten und den Kopf frei kriegen möchte, muss man Partymusik hören. Die Leute wollen auch trotz der schwierigen Zeit unterhalten werden. Wir tragen dazu bei, dass die Stimmung in diesem Land eine bessere ist. Unsere Aufgabe ist es, das Publikum mit unserer Leidenschaft zu unterhalten.
Nach 25 Jahren auf der Bühne: Wie lange wollen Sie noch weitermachen?Mickie Krause: Eigentlich war es immer mein Ziel, den Rentenbescheid am 1. Juli 2037 mit 67 Jahren zu bekommen. Inzwischen kann ich mir durchaus vorstellen, mit 60 weniger zu machen. Das aktuelle Pensum möchte ich nicht mehr lange machen. 2019 war mein Bühnen-Rekordjahr mit 197 Auftritten in Deutschland, 30 auf Mallorca und 20 in Österreich.
Das war eindeutig zu viel, oder?Mickie Krause: Auch im Zusammenhang mit meiner Blasenkrebs-Erkrankung war mir klar, dass das so nicht mehr geht. Jetzt spiele ich in Deutschland noch 150 Termine, maximal 30 auf Mallorca und ein, zwei in Österreich. Ich habe schon reduziert, aber selbst das möchte ich in zehn Jahren nicht mehr machen.
Sozusagen Partymusik als Knochenjob?Mickie Krause: Das Drumherum ist das anstrengende. Ein Auftritt bei der Schlagernacht dauert 25 Minuten, ansonsten spiele ich immer so 45 Minuten. Aber oft sitze ich auch 400 Kilometer pro Weg im Auto. Da werden sicher viele sagen, dass sie körperlich härter arbeiten müssen, während ich acht Stunden im Auto sitze. Ich weiß aber auch, was harte Arbeit bedeutet, habe selbst zwei Ausbildungen hinter mir.
Wie kam es denn nun zum Sinneswandel, dass Sie doch weiter im Megapark auf Mallorca auftreten?Mickie Krause: Es kann doch nicht angehen, dass eine 25-jährige Zusammenarbeit auf diesem Weg beendet wird. Fakt ist: Der Megapark braucht mich, ich brauche ihn auch. Wir haben vielleicht alle zu voreilig agiert und reagiert, weil einige falsche Behauptungen in der Welt waren. Es hat mich auch gestört, dass meine Auftritte immer weiter nach hinten geschoben wurden, damit die Leute noch mehr trinken. Aber auch das ist aus der Welt.
Mickie Krause: Klauvorwürfe wegen „Hütte, Hütte, schöne Berge“
Als Sie Ihren neuen Song „Hütte, Hütte, schöne Berge“ veröffentlicht haben, gab es Klauvorwürfe.Mickie Krause: Ich mache diesen Job jetzt seit 25 Jahren und sage ganz ehrlich, dass ich nur ganz wenige gute Kollegen und Freunde in diesem Genre habe. Es wird leider noch viel zu sehr gehauen und gestochen. Das sind oft Leute, die bei weitem nicht so erfolgreich sind wie ich. Vielleicht versuchen sie sich auch durch Provokation und Polarisation einen anderen Status zu erarbeiten.
Also ein Neidproblem?Mickie Krause: Machen wir uns nichts vor: Heute spielen die Künstler im Partybereich eigentlich keine Rolle mehr. Es geht nur um den Song. „Layla“ kennt jeder, aber ich behaupte, dass 90 Prozent der Deutschen nicht wissen, wer die Interpreten sind. 1998 kannte mich niemand, dann kamen die Hits, ich konnte mich etablieren und habe mir nun eine Fan-Base aufgebaut. Aber grundsätzlich gilt immer das Motto „Track vor Act“.
Am Ballermann gibt es permanent neue Songs.Mickie Krause: Die Haltbarkeit eines Sommerhits ist enorm kurz. „Schatzi schenk mir ein Foto“ war 2011/12 ein Riesen-Hit, im Jahr drauf war er schon vergessen, dann kam Peter Wackel mit „Scheiß drauf, Malle ist nur einmal im Jahr“. So ist das Geschäft. Ich habe zum Glück sechs goldene CDs an der Wand hängen. Wenn ich die sechs Lieder spiele, ist schon die Hälfte meines Programms herum.
Kommt denn in diesem Jahr noch etwas Neues von Ihnen?Mickie Krause: Ich bin noch heiß und brenne für die Bühne und will es vor allen denen zeigen, die gerade mal einen Achtungserfolg haben. Auch wenn ich schon ein Vierteljahrhundert dabei bin, will ich zeigen, dass ich immer noch kreativ und gut bin und meine Leute begeistern kann. Es wird auf jeden Fall in diesem Jahr noch einen neuen Song von mir geben.
Mickie Krause: So geht es ihm nach der Blasenkrebs-Diagnose
Sie sind nicht nur auf der Bühne sportlich. Ende März laufen Sie schon wieder einen Marathon.Mickie Krause: Ich habe schon 16, 17 Marathons hinter mir. Ich quäle mich gerne. Außerdem: Wie lautet ein anderes Wort für Flucht von der Ehe? Marathon! (lacht). Ich war früher Fußball-Torwart, aber da ist die Verletzungsgefahr viel zu groß. Wenn ich mit 52 ins Tor stelle, passiert immer irgendwas. Deshalb nehme ich auch nicht mehr so gerne an Benefizspielen teil.
Sie sprachen schon über Ihre Krebserkrankung. Wie geht es Ihnen?Mickie Krause: Ich bin aktuell tumorfrei und mache immer noch eine BCG-Therapie. Dazu werden mir künstliche Antikörper in die Blase gespritzt. Bisher hatte ich schon zwölf Sitzungen, die nächsten drei Instillationen sind im Mai. Zudem werde ich in den nächsten Jahren weiterhin regelmäßig zur Kontrolle in die Charité nach Berlin reisen, um überprüfen zu lassen, ob weiterhin keine Krebszellen zu finden sind.