Mit „Sugar Baby“ gelang Peter Kraus ein Mega-Hit. Aber auch 63 Jahre später ist der Musiker noch gefragt. Im kommenden Jahr geht er erneut auf große Tournee. EXPRESS.de sprach mit dem Künstler.
Peter KrausDie Rock’n’Roll-Legende feiert bei Tour 84. Geburtstag: „Ich mag kein Remmidemmi“
In den wilden 50ern und 60ern war er ein Superstar des Rock’n’Rolls. Wie kein anderer Künstler prägte er die damalige Ära. Bis in die heutige Zeit verkörpert Peter Kraus (83) diese unbändige Lebensfreude.
Seine wahre Liebe gehört der Swing-Musik. Mit dem Album „Idole“ huldigt er diese. „Diese Menschen haben mich musikalisch in meiner Jugend geprägt“, sagt der Sänger, der auch als Schauspieler („Wenn die Conny mit dem Peter“) viele Erfolge feierte.
Peter Kraus: Mit seinem Album „Idole“ feiert er Swing-Ikonen
Auf seiner „Meine Hits – Meine Idole“-Tournee im Frühjahr 2023 wird Kraus neben seinen mitreißenden Hits und unvergesslichen Evergreens aus der Zeit des Aufbruchs und dem freien, wilden Lebensgefühl auch viele dieser Titel präsentieren. Unter anderem wird er am 1. April in der Düsseldorfer Tonhalle zu sehen sein. EXPRESS.de sprach mit dem Entertainer.
Sie gelten doch für alle als der Rock’n’Roll-Star. Wieso kam nun der Wandel zur Swing-Musik?Peter Kraus: Wir haben uns das bewusst einfallen lassen, mit der Swing- und Easy-Piano-Musik. Ich liebe das. Damals saß man in den Bars, hat gute, leise Musik gehört, mit einem Glas Wein in der Hand und einer hübschen Frau im Arm. Das war eine schöne Zeit. Da waren die Titel nicht überfrachtet mit lautstarker Technik, sondern getragen von gefühlvollen Melodien und den originalen, natürlichen Stimmen der Künstlerinnen und Künstler. Dazu kamen Instrumente wie Gitarre, Saxofon, Trompete oder Kontrabass.
Damit schwimmen Sie also bewusst gegen den Strom?Peter Kraus: Solche Konzert-Momente fehlen aktuell. Heutzutage geht man auf Konzerte und es ist gleich von Anfang an Rumgehüpfe und in die Hände klatschen. Das hat man früher erst am Schluss gemacht. So etwas ist heutzutage zwei Stunden am Stück Programm. Mir kommt das etwas komisch vor. Ich präsentiere nun einige unverwüstliche amerikanische Songs neu auf Deutsch.
Im Fernseh-Programm dürfte für Swing auch weniger Platz sein.Peter Kraus: Da gibt es immer nur Vollgas. Ich verstehe das nicht. Ich bin auch sehr für eine gute Stimmung, aber das sollten bei einem Konzert die letzten 15 Minuten sein. Vorher ist es doch auch mal gut, wenn alle abschalten und zuhören. Aber Sie haben recht: In die TV-Shows komme ich mit der Platte nicht rein. Die ist wahrscheinlich dafür zu leise.
Also ist Schlagermusik nicht ihr Ding?Peter Kraus: Stimmungsmusik brauche ich nicht. Ich mag schöne Musik und Berieselung, aber kein Remmidemmi. Ich freue mich immer noch, wenn so alte Haudegen wie Rod Stewart etwas Neues auf den Markt bringen. Mein heutiges Idol ist die kanadische Jazzpianistin und Sängerin Diana Krall. Trotzdem habe ich nichts gegen Schlagermusik. Ich finde nur, da wird immer wieder der eine Hit mehrmals kopiert. Dieses Prinzip kann nicht ewig funktionieren.
Wie kam nun Ihr Sinneswandel? War es nur die Langeweile während Corona?Peter Kraus: Meine früheren Hits kamen bereits aus der Swing-Ecke. Selbst den Rock’n’Roll habe ich swingend gesungen. Bill Haley oder Elvis Presley waren schon immer meine Favoriten, aber nicht Little Richard. Das war überspitzt gesagt Geschrei, da fehlte mir der Groove. Das war nicht meine Musik. In meiner Jugendzeit habe ich nur Frank Sinatra oder Dean Martin gehört, gesungen und geliebt. Auf meinen ersten Touren mit Max Greger habe ich viele Songs in dieser Art präsentiert. Dieser Swing-Sound ist verschwunden. Er ist durch Computer ersetzt worden. Damit können so viele, die sich damit auskennen, Musik produzieren.
Peter Kraus: Erfolgreicher Schauspieler und Sänger
- Peter Kraus wird als Peter Siegfried Krausnecker am 18. März 1939 in München geboren. Der Sohn eines Österreichers und einer Deutschen wuchs in München, Wien, Salzburg und Gräfelfing auf. In Salzburg besaß sein Vater ein kleines Theater. Sein Debüt als Filmschauspieler hatte er mit 14 in Erich Kästners „Das fliegende Klassenzimmer“.
- 1956 wurde er nach seinem ersten öffentlichen Konzert entdeckt. Im selben Jahr entstand die erste Single, eine deutsche Version von Little Richards „Tutti Frutti“. In den ersten vier Jahren nach seinem Debüt verkaufte er mehr als zwölf Millionen Schallplatten.
- Durch den Film „Wenn die Conny mit dem Peter“ wurden Peter Kraus und Conny Froboess 1958 zum Traumpaar des deutschen Films. Der Musiker hat zahlreiche Alben eingespielt. Auf seinem jüngsten, „Idole“, interpretiert er - unterstützt unter anderem von Helge Schneider – Swing-Songs wie von Sammy Davis Jr. oder Nat King Cole. 2023 ist die Tournee „Meine Hits – Meine Idole“ geplant.
Viele Stars treten derzeit vor halbvollen Hallen auf. Haben Sie auch die Befürchtung?Peter Kraus: Ich war bei Paul Ankas Konzert in Köln zu Gast. Da waren schon erschreckend wenig Fans. Dabei hat er eine großartige Show geboten, im besten Las-Vegas-Stil. Der Kartenverkauf ist allgemein zurückhaltend. Viele sind doch unsicher, was die Zukunft bringt. Dabei ist der Live-Effekt doch so schön. Wenn fünf, sechs Musiker auf der Bühne stehen und ohne Tricks live spielen, geht mir das Herz auf.
Sie werden während der Tour 84 Jahre. Es fällt auf, dass Sie auch einige freie Tage eingeplant haben.Peter Kraus: Früher habe ich die Touren durchgezogen, jetzt gönne ich mir zwischen den Auftritten Pausen. Das mache ich auch meiner Frau zuliebe. Wenn wir dann in irgendeiner Gegend sind, können wir auch mal drei, vier Tage länger dort im Hotel bleiben und uns alles anschauen. Das kann mir nur guttun, denn ich möchte auf der Bühne stehen und meine volle Leistung abgeben.
Und was passiert nach der Tour? War das dann Ihre letzte?Peter Kraus: Bisher habe ich nach jeder Tour gesagt, dass das nun die letzte war und ich aufhöre. Aber es ist mir fünfmal nicht gelungen. Ich brauche einfach die Musik. Mein Erfolg liegt an der Kombination aus Beweglichkeit und jugendlicher Ausstrahlung (lacht).
Udo Jürgens war 80, James Last 86. Jagen Sie nun den Rekord von Jopi Heesters, der noch mit 108 auf der Bühne stand?Peter Kraus: Das mache ich bestimmt nicht. Wenn ich singe, dann muss ich mich bewegen. Wenn ich das nicht mehr könnte und es irgendwo zwicken sollte, dann möchte ich nicht mehr. Sollte ich irgendwann mit einem dicken Bauch auf einem Hocker sitzen und „Sugar Baby“ singen, dann würde es ohnehin keinen mehr interessieren.
Peter Kraus: Als Winzer spürt er auch die Auswirkungen des Klimawandels
Wie bleiben Sie auch geistig so frisch?Peter Kraus: Mein Sohn und viele junge Leute um mich herum halten mich fit. Ich lebe in einer anderen Generation, sowohl was meine Musiker als auch meine Freunde angeht. In meinem Bekanntenkreis ist niemand gleichaltrig. Ich möchte nicht Leute um mich herum haben, die permanent nur Gespräche über Krankheiten führen.
Neben der Musik gilt Ihre Liebe auch dem Wein. Wie sieht es in Ihren Weinbergen aus?Peter Kraus: Unsere Weinlese ist wesentlich geringer ausgefallen, aber qualitativ sehr gut. Die extremen Wetterveränderungen bereiten dem Wein Probleme. Da ist der Klimawandel schon deutlich spürbar. Insgesamt gibt es viele Probleme auf der Welt. Vielleicht können da ein paar Stunden Musik helfen, um auf andere Gedanken zu kommen.