Interview

„Hätte mehr zahlen müssen“Schlagerstar Norman Langen lüftet Geheimnis um Künstlernamen

Schlagersänger Norman Langen 2023

Norman Langen (hier 2023) hat allen Grund zum Strahlen: Denn der Terminkalender des sympathischen Schlagerstars ist aktuell gut gefüllt.

Schlagersänger Norman Langen hat mit EXPRESS.de über seine ungewöhnlichen Berufe, seine Initialzündung bei „Deutschland sucht den Superstar“ und das, was ihn erdet, gesprochen.

von Horst Stellmacher  (sm)

Er hat vor seiner Schlagerzeit Demenzkranke und Sterbende betreut, war davor Schreiner und Schweißer. Vielleicht ist das der Grund, dass Norman Langen (39) als Schlagersänger so erfolgreich ist. Denn er singt Lieder aus dem Leben, weiß, was Menschen hören wollen.

Gerade ist seine neue Single „Warum hast du nicht ja gesagt“ erschienen, am 24. Juli erleben wir ihn erstmals als Moderator der „Schlagernacht des Jahres“ bei RTL Up. Viele Gründe für ein großes EXPRESS.de-Interview mit dem Mann aus Übach-Palenberg.

Norman Langen: In meinem Innersten bin ich kein Schlagerstar

Wie war es für Sie, als Sie erstmals für die Riesen-TV-Show „Schlagernacht des Jahres“ als Moderator auf der Bühne standen?

Norman Langen: ... und dann gleich in der Berliner Waldbühne – das war wie ein Ritterschlag. 22.000 Zuschauer, ein Riesen-Aufgebot an Stars und diese unvergleichliche Stimmung. Natürlich wollte ich besonders gut sein. Die Kollegen kannten mich bisher nur als Sänger, auf einmal war ich derjenige, der sie präsentierte. Da wird besonders aufgepasst, dass ich alles richtig mache. Ich weiß selbst, wie es ist, wenn ich hinter der Bühne stehe und vorne sagt einer an, der nicht gut vorbereitet ist und irgendwelche Märchen erzählt.

Was war für Sie der größte Moment an dem Abend?

Norman Langen: Als Michelle „Wer Liebe lebt“ sang und die Leute mit ihrem Handy-Licht eine ganz besondere Stimmung erzeugten. Das hat mich sehr berührt. Ich hatte einen Augenblick Zeit, darüber nachzudenken, was ich gerade mache, welche Stars ich ansagen durfte. Ein magischer Moment für mich! Denn ob man es glaubt oder nicht: In meinem Innersten bin ich kein Schlagerstar, sondern immer noch der Norman Langen aus Frelenberg, der in einer 48-Quadratmeter-Wohnung wohnt und gleich zur Arbeit bei seinen Demenzkranken geht.

Sie deuten Ihren ungewöhnlichen Lebenslauf an: Sie waren vor Ihrer Schlagerzeit Demenzhelfer und Sterbebegleiter. Wie kam es dazu?

Norman Langen: Ich habe nach der Schule mit einer Schreiner-Lehre begonnen, wurde aber nach der Zwischenprüfung geschmissen, weil ich nebenbei so viel Musik gemacht und meinen Job vernachlässigt hatte. Als der damals von mir so sehr erhoffte große Erfolg in der Musik ausblieb, habe ich als Schweißer gearbeitet. Da musste ich gehen, als die Firma Stellen abbaute.

Und so landeten Sie bei den Demenzkranken?

Norman Langen: Ja. Ich habe bei meiner Mutter, die mit ihnen arbeitete, gesehen, wie erfüllend das sein kann. Ich begann als Helfer in einer Einrichtung der Gerontopsychiatrie und wurde nach einer Umschulung zum Betreuer für Demenzerkrankte. Von da aus war es kein weiter Schritt zur ehrenamtlichen Sterbebegleitung, die ich nach Feierabend leistete. Ich wäre auch heute noch dabei, wenn nicht plötzlich im Internet der DSDS-Button „Bewirb dich jetzt!“ aufgeploppt wäre. Diesem Ruf folgte ich.

Sie waren 2011 der erste, der bei „Deutschland sucht den Superstar“ Schlager sang ...

Norman Langen: ... und das, obwohl ich bis dahin fast nur englisch gesungen habe. Das änderte sich, als ich mich bei der DSDS-Redaktion vorstellte. Nachdem meinen englischen Songs sang ich als Zugabe „Ein Stern, der deinen Namen trägt“ und war von da an auf Schlager festgelegt. Eines Tages riet mir Dieter Bohlen: „Bleib' beim Schlager. Dann hast du gute Chancen!“

Der Kandidat Norman Langen steht am 5. März 2011 bei der Generalprobe zur RTL Castingshow "Deutschland sucht den Superstar" in Köln auf der Bühne.

So fing es an: Norman Langen 2011 bei „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS).

Wie unterscheiden Sie die Schlager- von der Popwelt?

Norman Langen: Bei englischsprachiger Popmusik ist man heute ganz oben und wenn man Pech hat morgen wieder ganz unten. Die Fans kennen da keine Gnade. Beim Schlager sind die Fans anders. Wenn sie einmal einen Narren an dir gefressen haben, bleiben sie dir treu. Und mit Schlagern kann ich über sämtliche Bereiche des Lebens singen – über Trauer und Freude, Liebe und Verzweiflung, Familienglück und Sexualität. Es ist ungefiltert, die direkte Sprache. Wenn ich singe „Du hast mich verlassen. Das finde ich scheiße“, weiß jeder, dass es so ist.

Castingshows wie „DSDS“ haben nicht immer den besten Ruf. Viele Teilnehmer werden schnell wieder vergessen. Wie haben Sie das Gegenteil hinbekommen?

Norman Langen: Stimmt, viele haben es nicht geschafft. Dabei haben sie alle ihre Möglichkeiten gehabt, die aber oft nicht genutzt. Sie sind hochgeflogen, haben dann aber vergessen, weiterzuarbeiten. Jeder, der dabei ist, erlebt zuerst den Hype, und den muss er nutzen. Jetzt! Denn in einem halben Jahr spricht keiner mehr von einem – da ist schon das nächste DSDS in Sicht.

Was hält Sie am Boden?

Norman Langen: Meine Familie. Wo ich auch auftrete, einer von ihr ist immer dabei. Entweder fährt mich mein Vater, und wenn der nicht kann, meine Frau oder mein Schwager. Wenn ich nach einer Veranstaltung noch abfeiern möchte, bekomme ich nach fünf Minuten einen Schlag in den Nacken: „So, jetzt hast du dich genug gefreut. Jetzt komm wieder klar!“

Klingt nach strengen Sitten ...

Norman Langen: Dass ich auf dem Boden bleibe, liegt vielleicht daran, dass ich relativ spät in die Branche reinkam und vorher ein ganz anderes Leben geführt habe. Ich habe viele Kollegen kennengelernt, die es nicht geschafft haben. Man sollte seine Vergangenheit nie vergessen und dran denken, wie es war, als man noch nicht so weit oben war. Dann ist alles viel einfacher.

Wie sind Sie eigentlich zur Musik gekommen?

Norman Langen: Dass ich es geschafft habe, habe ich einem Onkel zu verdanken, einem Berufsmusiker. Ich habe als Kind Keyboard gespielt und dazu gesungen. Als ich 13 war, hat er mich erstmals auf die Bühne mitgenommen, und ich habe Songs von Sasha gesungen. Der Onkel kannte außerdem einen Techniker in einem Tonstudio. Da habe ich diese Songs aufgenommen und die Freunden geschenkt. Mit 15 machte ich bei einem Talentwettbewerb vom WDR-Fernsehen mit und kam ins erste Euro-Dance-Projekt, in dem ich aber mehr getanzt als gesungen habe.

Wenn man sich mit Ihnen beschäftigt, stolpert man über Ihren Namen. Heißen Sie Norman Langen oder Norman de Haan?

Norman Langen: Norman ist mein richtiger Vorname, als Nachnamen habe ich den Namen meiner Frau angenommen. Langen ist zu meinem Künstlernamen geworden. Ich wollte den Norman auf der Bühne vom privaten Norman trennen.

Warum das?

Norman Langen: Aus einem ganz praktischen Grund. Als wir unser Haus bauten, haben wir verschiedene Angebote eingeholt, mal als Norman Langen, mal als Norman de Haan. Wir haben da festgestellt, dass ich als Norman Langen bedeutend mehr hätte zahlen müssen. Wahrscheinlich erwartet man von einem Schlagersänger, dass er mehr Geld hat und mehr ausgibt.

Sie lebten damals – und leben immer noch – in Frelenberg, einem Ortsteil von Übach-Palenberg. Sind Sie da der Paradiesvogel?

Norman Langen: Paradiesvogel war ich mal, damals zu DSDS-Zeiten. Ich hatte kunterbunte Klamotten an und fiel durch meinen besonderen Musikstil, den Schlager, auf. Aber mittlerweile bin ich fast 40, ich bin gesetzter geworden. Es gibt schon einen großen Unterschied zwischen dem Norman von einst und jetzt auch in der Akzeptanz der Leute. Aber ich war eh nie der Typ, der auf jede Party ging. Jetzt ändert sich das gerade, weil mein Sohn gern mit seinen Freunden im Dorf unterwegs ist.

Norman Langen und Ehefrau Verena De-Haan kommen am 14.12.2016 zur Jose Carreras Gala in Berlin.

Glückliches Ehepaar: Norman Langen und seine Frau Verena bei einer Gala im Dezember 2016.

Norman Langen: Paradiesvogel war ich mal, damals zu DSDS-Zeiten. Ich hatte kunterbunte Klamotten an und fiel durch meinen besonderen Musikstil, den Schlager, auf. Aber mittlerweile bin ich fast 40, ich bin gesetzter geworden. Es gibt schon einen großen Unterschied zwischen dem Norman von einst und jetzt auch in der Akzeptanz der Leute. Aber ich war eh nie der Typ, der auf jede Party ging. Jetzt ändert sich das gerade, weil mein Sohn gern mit seinen Freunden im Dorf unterwegs ist.

Sie sind oft unterwegs, Ihre Frau arbeitet in Köln. Was macht der Sohn, der jetzt fünf ist, in der Zeit?

Norman Langen: Dann springen Oma und Opa ein. Aber es gab auch Termine, zu denen ich ihn mitnehme, das schadet nicht. Es ist alles eine Einstellungssache, das kann man alles wuppen.

Ist die Familie jetzt vollkommen?

Norman Langen: Nein. Meine Frau und ich denken nicht, dass das Thema zweites Kind schon durch ist. Aber es sollte noch passieren, ehe ich 40 bin. Ich möchte kein alter Vater werden.

Norman Langen: Schreiner, Schweißer, Schlagerstar

Norman Langen (richtig: Norman de Haan, geboren am 7. März 1985 in Würselen): abgebrochene Schreinerlehre, Ausbildung zum Schweißer. Nach der Umschulung zum Betreuer für Demenzerkrankte arbeitete er in einer geschlossenen gerontopsychiatrischen Einrichtung, machte ehrenamtliche Sterbebegleitung.

2000: Mitglied bei der Musikgruppe The Crew, Backgroundsänger bei TAMO. 2002: Boyband bexcess (hieß später Manhattan). Damaliger Künstlername: Sam Gerome. Gesangsausbildung am Theater Aachen. 2011 dann „DSDS“ mit erstem Studioalbum „Pures Gold“. Mitte August 2021 dann der Managementwechsel zu Markus Krampe (Ex-Manager von Michael Wendler). Seit 2016 verheiratet mit Verena de Haan. Die beiden haben Sohn Emilio (6), leben in Übach-Palenberg.