Ross Antony, Entertainer und Gute-Laune-Garant. Mit EXPRESS.de spricht der Schlagerstar über sein Bühnenjubiläum, ein neues Eheversprechen mit seinem Liebsten und was nachts so in seinen Gedanken vor sich geht.
„Als man mitbekam, dass ich schwul bin“Schlagerstar Ross Antony über ein trauriges Kapitel in seinem Leben
25 Jahre in Deutschland, 25 Jahre auf deutschen Show-Bühnen, 25 Jahre mit Opernsänger Paul Reeves zusammen: drei Silber-Jubiläen für Ross Antony (49), den Paradiesvogel im deutschen Showgeschäft.
Der Musiker, Entertainer und Geschichtenerzähler, der nahe Siegburg lebt, hat sein ganz besonderes Album „100 % Ross“ mit neuen, privaten Liedern veröffentlicht – und spricht darüber mit dem EXPRESS.de.
Ross Antony: Neues Album mit persönlicher Erfahrung zu Mobbing
Ihr neues Album heißt „100 % Ross“. Bedeutet das, dass wir vorher weniger von Ihnen hatten – nur 90, 80 oder 70 Prozent?
Ross Antony: Natürlich hat man immer alles von mir bekommen, ich bin immer 100 Prozent echt. Es gibt bei mir keine zweite Seite, kein Entweder-oder. Wenn ich glücklich bin, zeige ich es, wenn ich schlecht drauf bin, zeige ich es auch. „100 %“ soll lediglich sagen, dass es für mich ein ganz besonders Album ist.
Was ist das Besondere daran?
Ross Antony: Es ist während der Corona-Zeit entstanden, also in den Tagen und Monaten, in denen Leute verzweifelten, weil sie nur noch aufeinanderhocken konnten und immer unglücklicher wurden. Es war die Zeit, in der die Liebe in ihrem Leben verloren ging. Ich will mit meiner Musik zeigen, dass die Liebe ein tolles Heilmittel ist.
15 Lieder, alle von Ihnen inspiriert – auf welches sind Sie besonders stolz?
Ross Antony: Mein privater Lieblingssong ist „Ich liebe die Liebe“, den mir Marianne Rosenberg geschrieben hat. Das Schönste daran ist, dass die jungen Menschen mit Down-Syndrom, mit denen ich in meiner SWR-TV-Reihe „Down the Road“ auf Abenteuerreise bin, im Video mitspielen. Wie man sieht, hat es wahnsinnig viel Spaß gemacht.
Auffallend ist der Song „Lass die Liebe Liebe sein“. Da geht es um Menschen, die anders sind als andere. Sie singen: „Das eine wirkt fremd, das andre vertraut. Denn was man nicht kennt, das fällt schneller auf“. Ein Song, der aus eigenen Erfahrungen gespeist ist?
Ross Antony: Ja, es ist eine persönliche Geschichte. Es geht um Mobbing im Alltag, da weiß ich Bescheid, das habe ich auch in der Schule erlebt. Obwohl sich einiges geändert hat, hat man es noch schwer, wenn man anders ist. Ich möchte mit dem Lied gegen diese Entwicklung aufstehen.
Wie war das mit dem Mobbing bei Ihnen?
Ross Antony: Es begann, als man in der Schule mitbekam, dass ich schwul bin. Es war aber nicht ganz so schlimm, denn ich war schon damals eine starke Person, konnte mich wehren. Außerdem hatte ich viele gute Freunde, die auf meiner Seite waren und die Unterstützung meiner Eltern.
Nehmen Sie hier gern an unserer Umfrage teil:
Sie haben demnächst einen besonderen Grund zum Feiern: 25 Jahre im Showgeschäft. Würden Sie gern noch mal 25 Jahre dranhängen?
Ross Antony: Ich hätte nichts dagegen, noch lange weiterzumachen. Aber ob es noch 25 Jahre sein müssen? Das weiß ich nicht. Wenn ich merke, dass alles nur noch gezwungen ist, mache ich Schluss. Ich möchte nicht – wie ich es schon bei anderen erlebt habe – bis zum Gehtnichtmehr auf der Bühne stehen.
Weiß man in England, dass Sie in Deutschland ein Star sind?
Ross Antony: Nein, und das ist auch gut so. Ich mache gern Ferien in England und genieße es, da nicht erkannt zu werden. Wenn ich dann ausgehe, kann ich sein, wie ich sein möchte. Ich muss mich nicht schminken, die Haare müssen nicht perfekt sitzen, ich kann sogar im Jogging-Anzug raus. Ganz anonym bleibe ich auch da nicht mehr – es gibt Touristen. Die Deutschen reisen gern!
Was hält Ihr Mann vom Gesamtpaket Ross Antony?
Ross Antony: Er findet, dass ich ein bisschen bekloppt bin (lacht). Aber er liebt das. Gegensätze ziehen sich an. Er ist der Ruhige und Intelligente in unserer Familie. Er sagt: Du hast deine Schiene gefunden, ich habe dich nie so glücklich erlebt wie jetzt. Mach weiter so!
Sind Sie privat wie auf der Bühne?
Ross Antony: Vor der Kamera gibt man immer ein bisschen mehr als privat. Zu Hause bin ich natürlich nicht die ganze Zeit am Springen und Hüpfen, aber auch da meist gut gelaunt. Und ob man es glaubt oder nicht: Abends sitzen wir gemeinsam am Kamin, trinken Tee oder Wein und unterhalten uns über ganz ernste Dinge.
Sie haben sich ja vorgenommen, sich immer wieder trauen zu lassen. Steht der Plan noch?
Ross Antony: Natürlich. Wir haben bisher dreimal geheiratet und werden unser Versprechen in naher Zukunft auch wieder erneuern. Und das nicht nur der Liebe wegen. Denn solche Feste sind auch dazu da, dass die Familien wieder zusammenkommen. Das darf man nie zu lange rausschieben, man weiß nie, wie lange alle noch dabei sein können.
Im Show-Geschäft scheint sich alles nur um Sie zu drehen. Keine Angst, dass Ihr Mann Paul mal sauer wird, wenn er als „Mann von Ross“ in Ihrem Schatten steht?
Ross Antony: Nein, denn das macht er ja nicht. Er hat seine eigene Karriere. Zum Beispiel geht er im November zusammen mit Paul Potts auf Tour. Er hat seine eigenen Oper-Engagements, ist gut im Geschäft. Dadurch sehen wir uns auch mal ein paar Wochen nicht. Dadurch freuen wir uns dann auch riesig aufeinander. Zusammen haben wir uns ein tolles Leben aufgebaut. Jeder schätzt, was der andere macht.
Im TV erleben wir Sie immer als fröhlich tanzenden Paradiesvogel. Privat leben Sie in der Provinz. Wie leben Sie da?
Ross Antony: Für meine Freunde und Nachbarn bin ich kein Paradiesvogel, für die bin ich Ross. Ich habe hier im Laufe der Jahre viele treue Freunde gewonnen, wir verstehen uns blendend. Wenn sie mich im Fernsehen sehen, freuen sie sich. Einer hat mir mal gesagt: Endlich hat uns mal einer auf die Landkarte gebracht!
Ist man in Siegburg nicht etwas weit vom Schuss, wenn man Geld in der Promiwelt verdient?
Ross Antony: Für mich ist Siegburg gerade richtig. Denn dank der ICE-Anbindung bin ich superschnell am Kölner, Düsseldorfer oder Frankfurter Flughafen und auch schnell auf der Autobahn. Ist doch wunderbar: Ich lebe mitten in Deutschland, komme überall hin und bin trotzdem mitten in der Natur. Was will ich mehr?
Die eine Hälfte Ihres Lebens in England, die andere in Deutschland. Sind Sie mehr Engländer oder Deutscher?
Ross Antony: Ich fühle mich als Deutscher. Ich liebe es, hier zu wohnen und zu leben. Ich träume schon längst deutsch, und während ich im wahren Leben immer noch kleine Probleme mit der deutschen Sprache habe, spreche ich sie in meinen Träumen aber perfekt (lacht).
Ross Antony: Vater, Musical-Sänger, Castingstar, Buchautor
Ross Antony (geboren am 9. Juli 1974 als Ross Anthony Caterall in Bridgnorth, England) gab 1997 sein Deutschland-Debüt als Musical-Sänger in Aachen. 2001 bis zur Auflösung 2006 war er Mitglied der Band BroSis. 2008 wurde er RTL-„Dschungel-König“, veröffentlichte 2013 sein erstes Soloalbum „Meine Neue Liebe“.
2016 schrieb er das Kinderbuch „Mein Freund Button“. Seit 2015 hat Ross seine eigene MDR-Show „Meine Schlagerwelt“. 2018 gewann er den Publikumspreis „Goldene Henne“. Im Frühjahr 2021 belegte er den dritten Platz in der Pro7-Show „The Masked Singer“. Er lebt mit dem Opernsänger Paul Reeves (49), den er vor fast 25 Jahren kennengelernt hat, nahe Siegburg zusammen. Die beiden sind seit Dezember 2017 verheiratet, haben zwei Adoptiv-Kinder.