„Spieleabend“ bei NetflixDie Siedler von Katar

Pia (Janina Uhse) und ihr neuer Freund Jan (Dennis Mojen, links) treffen beim titelgebenden „Spieleabend“ der deutschen Netflix-Komödie auf Pias Ex-Verlobten Matthias (Stephan Luca). Schnell eskalieren die Gesellschaftsspiele des Abends zu hartgesottenen Duellen.  (Bild: Sasha Ostrov / Netflix)

Pia (Janina Uhse) und ihr neuer Freund Jan (Dennis Mojen, links) treffen beim titelgebenden „Spieleabend“ der deutschen Netflix-Komödie auf Pias Ex-Verlobten Matthias (Stephan Luca). Schnell eskalieren die Gesellschaftsspiele des Abends zu hartgesottenen Duellen. (Bild: Sasha Ostrov / Netflix)

In der deutschen Netflix-Komödie „Spieleabend“ (ab 12.7.) muss ein frisch verliebtes Paar (Janina Uhse, Dennis Mojen) im ehrgeizigen Kreis der „Freunde“ performen. Dabei dreht sich eine Eskalationsspirale zwischen RomCom und Katastrophenfilm. Das ist - trotz vorhersehbarer Muster - unterhaltsam.

Pia (Janina Uhse) und Jan (Dennis Mojen) lernen sich in einem Berliner Park über ihre Hunde kennen. (Bild: Sasha Ostrov / Netflix)

Pia (Janina Uhse) und Jan (Dennis Mojen) lernen sich in einem Berliner Park über ihre Hunde kennen. (Bild: Sasha Ostrov / Netflix)

Aus dem Angebot eines Fotoshootings für Jan (Dennis Mojen) und seinen Hund, wird aus dem Zweibeiner-Modell und seiner Fotografin Pia (Janina Uhse) bald mehr: die vielleicht große Liebe!  (Bild: Sasha Ostrov / Netflix)

Aus dem Angebot eines Fotoshootings für Jan (Dennis Mojen) und seinen Hund, wird aus dem Zweibeiner-Modell und seiner Fotografin Pia (Janina Uhse) bald mehr: die vielleicht große Liebe! (Bild: Sasha Ostrov / Netflix)

„Möge der Beste gewinnen - und möge ich der Beste sein!“ - Wenn der nette Berliner Kiez-Fahrradladen-Inhaber Jan (Dennis Mojen) das Motto der Spieleabend-Treffs seiner neuen Freundin Pia (Janina Uhse) im Vorfeld gekannt hätte, vielleicht hätte er noch einen Rückzieher gemacht. Bis zu jenem Abend, an dem Pia auf jeden Fall verhindert sein wird, läuft es in der taufrischen Liebe der beiden wie im Märchen. Über ihre Hunde haben sich die beiden Anfang-Dreißiger im Park kennengelernt. Sie eine Existenzgründerin als Fotografin, er betreibt mit Kumpel Alex (Edin Hasanovic) das besagte Bikegeschäft. Dass in der deutschen Netflix-Komödie „Spieleabend“ (ab 12. Juli) nicht alles auf rosa Wolken gebettet bleibt, gibt das Genre jedoch vor. Als Pia Jan kurzfristig bittet, ihn ins feine Grunewald zum Treff mit Jugendfreundin Karo (Anna Maria Mühe) und deren Mann Oliver (Axel Stein) zu begleiten, denkt sich Zweirad-Jan erst mal nichts Böses. Doch kaum ist man in der Auffahrt zur Villa von Karo und Oliver angekommen, wird ihm klar: Dieser Treff wird kein Zuckerschlecken.

Als der bodenständige Jan (Dennis Mojen, rechts) zum Spieleabend ins feine Viertel Grunewald eingeladen wird, ahnt sein Kumpel und Geschäftspartner Alex (Edin Hasanovic) schon nichts Gutes ... (Bild: Sasha Ostrov / Netflix)

Als der bodenständige Jan (Dennis Mojen, rechts) zum Spieleabend ins feine Viertel Grunewald eingeladen wird, ahnt sein Kumpel und Geschäftspartner Alex (Edin Hasanovic) schon nichts Gutes ... (Bild: Sasha Ostrov / Netflix)

„Welche Spiele spielst du denn so?“, fragt der von Status und Leistung besessene Oliver den Neuen in der Runde? „Ich habe früher mal 'Die Siedler von Katar' gemocht“, fabuliert sich der Nichtabiturient in der Runde zusammen. Spätestens von nun an ist Jan das Gespött der Besserverdiener und Besserwisser aus dem Grunewald. Es ergänzen die Runde: Sheila (Taneshia Abt), die auf selbstzerstörerische Art ihrer Freundin hinterhertrauert und Kurt (Max Bretschneider), der seltsame Mitbewohner von Karo und Oliver, den man offensichtlich nicht aus der Villa entfernen kann.

Tatsächlich zeigt sich die Spielgruppe um Pias alte Freundin Karo (Anna Maria Mühe) als ziemlich arrogant und durchaus wettbewerbsorientiert.  (Bild: Sasha Ostrov / Netflix)

Tatsächlich zeigt sich die Spielgruppe um Pias alte Freundin Karo (Anna Maria Mühe) als ziemlich arrogant und durchaus wettbewerbsorientiert. (Bild: Sasha Ostrov / Netflix)

„Möge der Beste gewinnen - und möge ich der Beste sein!“, lautet das Motto des Spieleabends mit Gastgeber Oliver (Axel Stein, dritter von rechts), seiner Frau Karo (Anna Maria Mühe, zweite von rechts) und Sheila (Taneshia Abt). Klar ist: Jan (Dennis Mojen, links) steht hier auf dem Prüfstand. (Bild: Sasha Ostrov / Netflix)

„Möge der Beste gewinnen - und möge ich der Beste sein!“, lautet das Motto des Spieleabends mit Gastgeber Oliver (Axel Stein, dritter von rechts), seiner Frau Karo (Anna Maria Mühe, zweite von rechts) und Sheila (Taneshia Abt). Klar ist: Jan (Dennis Mojen, links) steht hier auf dem Prüfstand. (Bild: Sasha Ostrov / Netflix)

Pias und Jans Endgegner klingelt aber erst ein wenig später an der Tür: Zahnarzt Matthias (Stephan Luca), ebenfalls extrem wettbewerbsorientiert, ist Pias Ex-Verlobter und kommt überraschend dazu: an einen Spieltisch, der über Wort- und Sachgefechte bald zum kulturlosen Schlachtfeld mutiert.

Alles, was schiefgehen kann, soll hier schiefgehen

Kurt (Max Bretschneider), ein Mitbewohner von Karo und Oliver, den man offensichtlich nicht aus der Villa entfernen kann, ist der offensichtlich seltsamste Mitspieler des Abends. (Bild: Sasha Ostrov / Netflix)

Kurt (Max Bretschneider), ein Mitbewohner von Karo und Oliver, den man offensichtlich nicht aus der Villa entfernen kann, ist der offensichtlich seltsamste Mitspieler des Abends. (Bild: Sasha Ostrov / Netflix)

Von der Haushälterin wurden kleine Speisen für die Runde vorbereitet: Karo (Anna Maria Mühe, links) wartet mit Freundin Pia (Janina Uhse, zweite von links), Sheila (Taneshia Abt) und Kurt (Max Bretschneider) auf das nächste „Spiel“ des Abends. (Bild: Sasha Ostrov / Netflix)

Von der Haushälterin wurden kleine Speisen für die Runde vorbereitet: Karo (Anna Maria Mühe, links) wartet mit Freundin Pia (Janina Uhse, zweite von links), Sheila (Taneshia Abt) und Kurt (Max Bretschneider) auf das nächste „Spiel“ des Abends. (Bild: Sasha Ostrov / Netflix)

Ensemblekomödien mit Kammerspielcharakter und eingeflochtener Gesellschaftskritik liegen derzeit im deutschen Trend. Das bewiesen unter anderem Sönke Wortmanns Kinoerfolge „Der Vorname“ und „Der Nachname“. In beiden Fällen stammte das Drehbuch von Claudius Pläging, der nun auch „Spieleabend“ (Regie: Marco Petry, „Mein Freund, das Ekel“) zu Papier brachte. Was der 1975 geborene Autor (Grimme-Preis 2021 für „Die Carolin Kebekus Show“) mit dem Film vorhat, ist schnell zu erraten. Im Haus der gutbetuchten Arschgeigen wartet auf Jan eine Eskalationsspirale zwischen RomCom und Katastrophenfilm. Alles, was schiefgehen kann, soll hier schiefgehen - sowohl auf sozialer wie auch auf Slapstick-Ebene. Als vorläufiger Höhepunkt des Abends steht an: ein Tischtennis-Duell zweier nackter Männer. Eine Szene, in der - sanfte Brechung des Klischees - auch mal mit Sympathieträger Jan das Testosteron durchgeht.

Figuren, Plot und Drehbuchkniffe von „Spieleabend“ bedienen gängige Komödien-Procedere eher, anstatt sie klug zu brechen oder weiterzuentwickeln: Im Rahmen seines sicheren Erfolgskonzeptes macht dieser deutsche Comedy-Zeitvertreib aber dennoch Spaß. Tiefgründige Figuren-Exploration und mega-schlaue Gesellschaftskritik sollte man vom kompakten Unterhaltungsfilm (92 Minuten) nicht erhoffen. Und doch hat das Ganze ein bisschen doppelten Boden: Vielleicht sieht man nach dem Film den eigenen Freundeskreis inklusive verkappt wettbewerbsorientierten Treffs ein wenig kritischer. So könnte man am Ende doch noch über dieses deutsche Netflix-Komödchen in Nachdenken geraten. (tsch)