Die Münchner Ermittler tummeln sich im „Tatort“ in einem realen Manöver der US-Army. Eine krasse Erfahrung.
„Tatort“-Dreh mit 6000 SoldatenKommissare ermitteln in echtem Manöver der US Army

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Eine Leiche im Militärfahrzeug. Der „Tatort: Charlie“ am heutigen Sonntag (20.20 Uhr, ARD) mit den Münchner Kommissaren Ivo Batic (Miroslav Nemec; re.) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) spielt mitten im Manöver.
Eine Unbekannte liegt tot in einem Militärfahrzeug. Die Münchner „Tatort“-Kommissare ermitteln schnell, dass es sich um „Civilian on the Battlefield“ (COB; eine Zivilistin/Schauspielerin im Manöver) handelt. Und ebenso, dass in einer nahe gelegenen Army Base ein Wagen fehlt – dort taucht auch eine weitere Leiche auf.
So finden sich die Münchner „Tatort“-Kommissare Franz Leitmayr und Ivo Batic sich erstmals mitten in einem realen (!) Großmanöver der US-Army wieder. Zu sehen am Karnevalssonntag, 2. März, um 20.20 Uhr, im Ersten.
„Tatort“: Intensive Dreherfahrung zwischen 6000 Soldaten
Das Genehmigungsverfahren für den Dreh reichte hoch bis zum US-Verteidigungsministerium. Denn der „Tatort“ entstand während des NATO-Manövers auf dem Truppenübungsplatz in Hohenfels. Ein 20 mal 30 Kilometer großen Gebiet mit aus dem Boden gestampften Städten fürs Hauskampftraining. Darin leben Zivilisten während des Manövers und nehmen eine Rolle ein. Aber die 6000 Soldaten, die man im „Tatort“ sieht, sind echt – ebenso wie all die Panzer, Militärhubschrauber und Gewehrsalven.
„Eine absolut außergewöhnliche, hochinteressante und sehr intensive Dreh-Erfahrung. Die gegenwärtige politische Situation macht diese Erfahrung natürlich umso nahbarer und eindringlicher“, sagt Miroslav Nemec (70; alias Ivo Batic). Und sein Kollege Udo Wachtveitl (66; spielt Fran Leitmayr) ergänzt: „Die Leute, meistens US-Amerikaner, waren sehr zugänglich und kooperativ, obwohl immer zu spüren war, dass für den Ernstfall trainiert wird.“
Autorin Dagmar Gabler kam die Idee zu diesem ungewöhnlichen Drehbuch, nachdem sie selbst 2016 „aus Neugier“ als Zivilistin beim NATO-Manöver mitgewirkt hatte (sie war „Polizistin“). Die Autorin erinnert sich: „Neben Abiturienten, pensionierten Beamten oder Künstlerinnen, die ihre Gagen aufbesserten, gab es Ex-Unternehmer, Ex-MIG-Piloten und NVA-Fallschirmspringer, Asylsuchende, Ehefrauen von Soldaten, und viele mehr.“ Nicht wenige machten mehrere Manöver im Jahr, einige verdienten ihren Lebensunterhalt damit und zogen seit Jahren von Manöver zu Manöver.
Kein Zuckerschlecken, denn das heißt (wie übrigens bei allen Manövern): Um 5 Uhr aufstehen, Plumpsklo draußen, fünf Minuten Waschen und Zähneputzen im Dusch-Mobil, den ganzen Tag Bereitschaft und Arbeit ohne Privatsphäre, Armee-Nahrung, um 22 Uhr gehen die Lichter aus. Außerdem gilt: kein Kontakt zu Freunden und Familie, keine Waffen, Alkohol, Computer, Handys – und keine Intimitäten. Paare wurden getrennt. Dieses „Detail“ wird zum wichtigen Thema im Münchner „Tatort: Charlie“. Denn es geht (kleiner Spoiler!) auch um narzisstisch gekränkte Männer und Frauen-Hass.
Neugierig geworden? Ihr möchtet auch mal als Zivilist an einem Manöver teilnehmen? Es finden in Hohenfels jährlich bis zu acht Übungen statt (12 bis 18 Tage). Pro Tag gibt es pauschal 124,10 Euro. Voraussetzungen, um COB zu werden: Mindestalter 18, EU-Staatsbürgerschaft oder deutsche Arbeitserlaubnis, Grundkenntnisse in Deutsch und Englisch. Fit genug, um unter Umständen zehn bis 15 Kilometer am Tag gehen zu können. Wo bewerben? Bundesagentur für Arbeit, Jobangebote, Stichwort: „Civilian on the Battlefield“.