„Ich wurde einfach nicht gehört“„Tatort“-Star spricht über Trauma nach sexuellem Übergriff

Alina Levshin blickt in die Kamera.

Alina Levshin, hier am 20. Februar 2024 während eines Pressetermins, hat selbst sexuelle Gewalt erlebt. Jetzt kämpft sie dagegen an und gibt Betroffenen eine Stimme.

Offen berichtet Schauspielerin Alina Levshin, dass sie sexuelle Gewalt erlebt hat. Mit ihrer Geschichte will sie anderen Betroffenen helfen.

von Eva Gneisinger  (eg)

„Ich weiß noch, wie ich mehrfach Nein gesagt habe. Und ich weiß auch noch, wie es immer wieder ignoriert wurde. Ich wurde einfach nicht gehört.“

Schauspielerin Alina Levshin (39) hat das erlebt, was viele Frauen fürchten. Die Statistiken zeigen die erschreckende Wahrheit: Jede dritte Frau in Deutschland wird mindestens einmal in ihrem Leben Opfer von physischer und/oder sexualisierter Gewalt.

„Tatort“-Star Alina Levshin erlebte sexuelle Gewalt

Für die 39-Jährige ist nun die Zeit gekommen, über das Erlebte zu sprechen. „Nicht weil ich mich in den Vordergrund stellen will, sondern weil ich als Künstlerin in der Verantwortung stehe, über solche Themen zu sprechen“, erklärte sie gegenüber dem Promi-Portal „Bunte.de“.

Wie bei vielen Opfern von sexualisierter Gewalt setzte auch bei Levshin nach dem traumatischen Erlebnis zunächst die Verdrängung ein: „Ich habe den Vorfall verdrängt, weil ich dachte, dass ich vielleicht etwas missverstanden habe. Du schiebst es von dir weg, weil du dich schämst und denkst, es hat etwas mit dir nicht gestimmt.“

Eintagsfliegen im TV

"Tatort": Sie ermittelten nur ein einziges Mal

Klaus Löwitsch löste als Polizeihauptmeister Werner Rolfs 1982 den Fall "So ein Tag..." in Frankfurt am Main.

Die doppelte Eintagsfliege beim Tatort! Charakterkopf Klaus Löwitsch (1936-2002) mimte beim „Tatort“ gleich zwei völlig verschiedene Ermittler – beide kamen nicht über ihr Debüt hinaus. 1982 löste Löwitsch als Polizeihauptmeister Werner Rolfs (Foto) 1982 den Fall „So ein Tag...“ in Frankfurt/Main. Drei Jahre später schnüffelte Löwitsch als Polizeihauptmeister Reinhold Dietze im Frankfurt Bahnhofsviertel herum – es blieb beim einmaligen Einsatz.Im wahren Leben hatte Klaus Löwitsch 2001 erheblichen Ärger mit dem Gesetz: Er musste 27.000 D-Mark Geldstrafe zahlen, nachdem er in Berlin eine Frau geschlagen und sexuell genötigt hatte. Wegen seines damaligen Blutalkoholwertes von 5,15 (!) Promille hatte das Gericht eine „gestörte Steuerungsfähigkeit“ festgestellt.

Ernst Jacobi als Hauptkommissar Horst Pflüger.

„Guten Tag, Sie sprechen mit dem Einmal-Ermittler Horst Pflüger“ – das könnte 1972 Schauspieler Ernst Jacobi (1933-2022) am Telefon gesagt haben. Denn Hauptkommissar Horst Pflüger tummelte sich nur ein einziges Mal im noblen Baden-Baden, „Wenn Steine sprechen“ hieß die finale Debütfolge. Der begeisterte Tennisspieler Pflüger trug Cordanzug und hatte ein Faible für französische Lyrik. Geholfen hat's bei der Ermittlerarbeit nicht ...

Diether Krebs als Kommissar Nagel 1972 im Tatort

Ui, da hängte Kommissar Nagel den Job aber schnell an selbigen ... Humor- und Kabarett-Urgewalt Diether Krebs (1947-2000) ermittelte 1979 genau ein Mal als Kommissar Nagel (Vorname wird nie genannt) in Hannover. Dienstwagen des leidenschaftlichen Kaffeetrinkers war ein blitzeblauer Opel Rekord E1. Ewig unvergessen bleibt Diether Krebs durch „Ein Herz und eine Seele“, „Sketchup“ sowie seine letzte Rolle als dubioser Spediteur Werner Kampmann in der Ruhrpott-Kultkomödie „Bang Boom Bang – Ein todsicheres Ding“. Seine Ermittlungen im „Tatort“ allerdings waren dem Titel der Folge gemäß „Umsonst“.

Hauptkommissar Sander (Volker Kraeft) war 1980 in Frankfurt am Main im Einsatz.

Und noch ein vornamenloser Ermittler: Kommissar Sander, gespielt von Volker Kraeft (*1941) hantierte 1980 in Frankfurt am Main mit Essstäbchen und kriminalistischem Geschick. Der frisch verlassene Single mit dem aufbrausenden Gemüt bemühte damals schon gern Flipcharts und erstellte laut tatort-fans.de gern riesige Mindmaps. Obwohl seiner Zeit damit lange voraus, ermittelte er „Mit nackten Füßen“ (so der Folgentitel) nur ein einziges Mal – in einer Werbeagentur.

Kreutzer (Willy Semmelrogge) durfte 1980 nur ein einziges Mal für die Essener Mordkommission ermitteln.

Er war Hauptkommissar Haferkamps Assistenz, in urlaubsbedingter Absenz seines Vorgesetzten darf der brave Hauptmeister Willi Kreutzer, gespielt von Willy Semmelrogge (1923-1984), selber ran und geht 1980 auf „Herzjagd“ in Essen. Kleiner Fun Fact: Die Urlaubsvertretung wurde nur deshalb konstruiert, weil Schauspieler Hansjörg Felmy (alias Kommissar Heinz Haferkamp) das Drehbuch nicht gefiel ...

Günther Maria Halmer löste als Hauptkommissar Siegfried Riedmüller 1986 den Fall "Riedmüller, Vorname Sigi" in München.

„Riedmüller, Vorname Sigi“ heißt die einzige „Tatort“-Episode, in der sich Günther Maria Halmer (*1943) in den Reigen der Ermittler auf dem besten ARD-Sendeplatz einreihen durfte. 1986 ermittelt der an Magenproblemen leidende Raucher, der mit einem 5er-BMW in München unterwegs ist, als Hauptkommissar Siegfried Riedmüller.

Kommissar Scherrer (Hans Brenner) ermittelte 1987 für die Münchner Mordkommission

Und noch ein „einmaliger“ Ermittler aus München: Kommissar Karl Scherrer folgte 1987 auf Siegfried Riedmüller in der Mordkommission, gespielt wurde er von Charakterdarsteller Hans Brenner (1938-1998; bekannt u. a. als Hanns Martin Schleyer im RAF-Doko-Drama „Todesspiel“). Scherrer wäre viel lieber Koch als Kommissar geworden, vielleicht hat er für eine Fortsetzung seiner „Tatort“-Tätigkeit zu viel anbrennen lassen ...

Christoph Waltz war 1987 als Inspektor Herbert Passini im Wiener "Tatort" zu sehen.

Ein zweifacher Oscargewinner als Tatort-Ermittler! Leider reichte es 1987 für Christoph Waltz (*1956; zweiter von links) als Revierinspektor Herbert Passini nur für einen einzigen Einsatz in Wien – in der Folge „Wunschlos tot“. Statt Wienerisch spricht er Hochdeutsch und kehrt den Peniblen raus. Jahre später wird Waltz auf dem Höhepunkt seiner Karriere sein: Er gewinnt, jeweils als Bester Nebendarsteller, den Oscar für „Inglorious Basterds“ (2010) und „Django Unchained“ (2013).

Ein undatiertes Archivbild zeigt Heinz Schubert in seiner Rolle als "Ekel Alfred" in der Fernsehserie "Ein Herz und eine Seele".

Es war „Eine mörderische Rolle“, die der als „Ekel Alfred“ aus „Ein Herz und eine Seele“ (Foto) bekannte Schauspieler Heinz Schubert (1925-1999) übernahm: 1995 ermittelte er einmalig als pensionierter Frankfurter Kommissar Leo Felber. Der nebenbei noch sein Enkelchen hütete.

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Damals suchte sie den Grund, warum es passiert sei, bei sich. „Ich habe mich gefragt, ob ich nicht deutlich genug war. Doch ich war deutlich genug. Ich habe mehrfach Nein gesagt“, erzählte Levshin.

Die 39-Jährige geht vor allem deshalb mit ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit, um mehr Sichtbarkeit für das Thema zu schaffen.

Dabei helfen soll auch der von Levshin geplante Kurzfilm „You Never Know“. „Ich mache den Film für die Frauen, für die ich stehe und denen ich eine Stimme geben kann. Deshalb teile ich jetzt auch so offen meine Erfahrungen, statt drumherum zu reden.“

Damit das Projekt realisiert werden kann, sammelt die 39-Jährige über die Seite „www.startnext.com/you-never-know-kurzfilm“ Spendengelder. Bis zum 8. März können Menschen das Projekt finanziell unterstützen.

Auf der Webseite gibt Levshin einen ersten Einblick, was die Zuschauerinnen und Zuschauer erwarten können: Bei dem Kurzfilm soll es sich um ein Kammerspiel zwischen einem Mann und einer Frau handeln, das Klischees, Rollenbilder und unterschiedliche Wahrnehmungen infrage stellt.


Du hast (sexuelle) Gewalt erlebt? Hier findest du anonyme Hilfs- und Beratungsangebote:

Telefonseelsorge: Unter 0800 – 111 0 111 oder 0800 – 111 0 222 erreichst du rund um die Uhr Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Auch ein Gespräch via Chat ist möglich. telefonseelsorge.de

Muslimisches Seelsorge-Telefon: Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von MuTeS sind 24 Stunden unter 030 – 44 35 09 821 zu erreichen. Ein Teil von ihnen spricht auch türkisch. mutes.de

Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“: Unter der kostenlosen Telefonnummer 08000 – 116 016 erreichst du die Mitarbeiterinnen 24 Stunden am Tag. Auch per Chat und E-Mail kannst du unter hilfetelefon.de Kontakt zu ihnen aufnehmen. Die Beratung kann in verschiedenen Sprachen erfolgen.

Hilfetelefon Sexueller Missbrauch: Kostenlose und anonyme Beratung unter: 0800 – 22 55 530, montags, mittwochs und freitags von 9 bis 14 Uhr sowie dienstags und donnerstags von 15 bis 20 Uhr. Online-Beratung gibt es unter hilfe-telefon-missbrauch.online