Wer „The Handmaid's Tale“ hört, denkt an die Emmy-gekrönte Fernsehserie mit Elisabeth Moss. 2025 findet sie mit ihrer sechsten Staffel ein Ende. Doch bereits 1989 verfilmte Volker Schlöndorff Margaret Atwoods Gesellschafts-Dystopie über Frauen als Gebärmaschinen im USA-Nachfolgestaat Gilead.
„The Handmaid's Tale“Heute zeigt ARTE den Spielfilm-Klassiker, den nur wenige Serien-Fans kennen

Copyright: 1990 Orion Pictures Corporation
Die Dienerinnen Moira (Elizabeth McGovern) und Kate (Natasha Richardson) treten mit ihren Kolleginnen zum Training an. (Bild: 1990 Orion Pictures Corporation)
Zu Beginn von Volker Schlöndorffs bei der Berlinale 1990 uraufgeführten Film „The Handmaid's Tale - Die Geschichte der Dienerin“ gibt es eine Einblendung zu lesen: „Vor langer Zeit in jüngster Zukunft kam ein Land vom Weg ab.“ Die Rede ist von den USA, die nach einer Revolution Gilead heißen.

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Kommandant Fred (Robert Duvall) ist gespannt auf die „Zusammenarbeit“ mit „Offred“ (Natasha Richardson), die ihm und seiner Frau als Gebärmaschine dienen soll. Volker Schlöndorffs Erstverfilmung von Margaret Atwood Roman blieb weniger im Gedächtnis als die preisgekrönte TV-Serie (2017-2025), die fast parallel bei Magenta TV ihren Abschluss findet. (Bild: 1990 Orion Pictures Corporation)
Gilead ist ein faschistoider Staat, regiert von Militärs, die nach alttestamentarischen Gesetzen zu handeln vorgeben. Jegliche Kritik an der herrschenden Kaste ist verboten. Sie wird mit Deportation oder Todesstrafe sanktioniert. Hinzu kommt: Ein Großteil der Frauen in dieser dystopischen Zukunft ist unfruchtbar, weshalb Gebärfähige als Dienerinnen der Mächtigen zu deren Fortpflanzung beitragen. So auch Kate (Natasha Richardson), die bei ihrem Fluchtversuch nach Kanada von Mann und Kind getrennt wurde und nun im Haushalt von Fred (Robert Duvall) und dessen Frau Serena Joy (Faye Dunaway) Dienst schieben soll.
Schlöndorff gab zu: „Diese Geschichte der Dienerin lag mir nicht“

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Serena Joy (Faye Dunaway, links), die Frau des Kommandanten, weist ihre neue Dienerin (Natasha Richardson) in ihre Aufgaben ein. (Bild: 1990 Orion Pictures Corporation)
Volker Schlöndorff, deutscher Oscar-Gewinner mit „Die Blechtrommel“ (1979), liefert mit der Verfilmung von Margaret Atwoods vier Jahre zuvor erschienenen Roman „Der Report der Magd“ eine starbesetzte Auftragsarbeit ab. Nicht nur die damals hochgeschätzten Charakterdarsteller Robert Duvall und Faye Dunaway veredeln die Produktion, sondern auch der englische Dramatiker und spätere Nobelpreisträger Harold Pinter als Drehbuchautor.
Die Kritik reagierte damals dennoch verhalten auf Schlöndorffs Film, den ARTE am Montag, 24. März, 22.10 Uhr zeigt. Moniert wurde die fehlende Schärfe im düsteren Gesellschaftsbild. Der Filmemacher selbst sagte später einmal: „Ich schob diese Auftragsarbeit ein, um Geld zu verdienen. Keine sehr gute Idee, wie sich herausstellte, denn diese Geschichte der Dienerin lag mir nicht, trotz Pinter und Duvall.“
Serienversion bei Magenta TV und Amazon Prime

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Archaisch-brutale Riten im Staate Gilead: Die Dienerinnen sollen den Vergewaltiger einer schwangeren Frau richten. (Bild: 1990 Orion Pictures Corporation)
Nun, ganz so schlimm wie der heute 85-jährige Regie-Meister es ausdrückt, ist der von ARTE gezeigte Film nicht. Die beklemmende Geschichte funktioniert nach wie vor - sicher auch in Anbetracht jüngster politischer Entwicklungen in den USA, die man sich 1990 so wohl auch nicht hätte vorstellen können.
Komplexer und zeitgemäßer setzte Atwoods Romanstoff allerdings US-Streamingdienst Hulus mit seiner Serienversion „The Handmaid's Tale - Der Report der Magd“ um. 2018 schickte man die erste Staffel ins Rennen und erntete unter anderem den Primetime-Emmy als Beste Dramaserie dafür. Elisabeth Moss, bekannt geworden durch „Mad Men“, spielt darin die Dienerin.
Ab Dienstag, 8. April, läuft die sechste und finale Staffel der Serie bei Magenta TV - dort finden sich auch die vorangegangenen Staffeln. Auch Amazon Prime hat immerhin die Staffeln eins bis fünf der bedrückenden wie beeindruckenden Klasse-Serie im Flatrate-Angebot. (tsch)