„The White Lotus“-Star Jason Isaacs über Serien-Dreh„Ich hatte monatelang eine Brustinfektion“

Jason Isaacs gehört zum Cast von Staffel 3 von „The White Lotus“. (Bild: 2025 Getty Images/Billy H.C. Kwok)

Jason Isaacs gehört zum Cast von Staffel 3 von „The White Lotus“. (Bild: 2025 Getty Images/Billy H.C. Kwok)

Die Reichen-Satire „The White Lotus“ ist so etwas wie die Serie der Stunde. Jason Isaacs hat an die Dreharbeiten in Thailand viele fabelhafte Erinnerungen. „Zu neidisch“ solle man dennoch nicht sein, wie er im Interview erklärt.

Sowohl bei den Golden Globes als auch bei den Emmys wurde „The White Lotus“ aus dem Hause HBO mit dem Preis für die beste Miniserie prämiert. Soeben ist die Gesellschaftssatire von Mike White bei Sky und WOW in die dritte Staffel gegangen. Mit von der Partie ist der britische „Harry Potter“-Star Jason Isaacs als wohlhabender Familienurlauber. Im Interview spricht der 61-Jährige über den Reiz am „Eat the Rich“-Prinzip und ungeahnte Touri-Gefahren an spektakulären Sightseeing-Orten.

teleschau: Für die Dreharbeiten zu „The White Lotus“ waren sie sieben Monate in Thailand. Konnten Sie jemanden aus Ihrer Familie mitbringen, sodass Sie gemeinsam die Kultur erleben und reisen konnten?

Jason Isaacs: Meine Frau und meine Kinder waren dabei. Ich habe das meiste davon sehr genossen. Meine Kinder waren eine Zeit lang da, meine Nichte kam ebenfalls zu Besuch, und auch Freunde sind vorbeigekommen. Es war großartig! Wir haben nicht nur Thailand erkundet, sondern auch die Nachbarländer. Da es eine große Ensemble-Serie ist und wir nur in unseren eigenen Handlungssträngen auftauchen, gab es viel Freizeit - eine unglaubliche Gelegenheit, diese Region der Welt zu entdecken.

teleschau: Im Hotel in der Serie gibt es ein interessantes Konzept: kein Handy, kein Laptop - eine ganze Woche lang Digital Detox. Wäre das etwas für Sie?

Isaacs: Für mich wäre es die Hölle! Ich bin nachts oft lange wach, und eigentlich sagt man ja, dass man das Handy nicht mit ins Schlafzimmer nehmen soll. Tja, ich habe mein iPhone die halbe Nacht direkt vor meinem Gesicht. Also ja, ich würde wirklich leiden. Keine Ahnung, ob ich das durchhalten würde - ich hätte wahrscheinlich einen völligen Zusammenbruch, so wie die böse Hexe des Westens in „Der Zauberer von Oz“.

„Wir alle wissen, wer die reichsten Menschen der Welt sind“

teleschau: Lassen Sie uns über die lustigen Momente hinter den Kulissen sprechen - zum Beispiel Karaoke-Abende am Set. Haben Sie mitgemacht?

Die Serie „The White Lotus“ kehrt zurück. Nach Luxus-Herbergen auf Hawaii und Sizilien urlauben reiche Amerikaner diesmal in einem Luxus-Resort in Thailand. Darunter auch das wohlhabende Ehepaar Ratliff (Jason Isaacs und Parker Posey, links) mit seinen drei erwachsenen Kindern (Patrick Schwarzenegger , links, Sarah Catherine Hook und Sam Nivola). (Bild: Home Box Office, Inc.)

Die Serie „The White Lotus“ kehrt zurück. Nach Luxus-Herbergen auf Hawaii und Sizilien urlauben reiche Amerikaner diesmal in einem Luxus-Resort in Thailand. Darunter auch das wohlhabende Ehepaar Ratliff (Jason Isaacs und Parker Posey, links) mit seinen drei erwachsenen Kindern (Patrick Schwarzenegger , links, Sarah Catherine Hook und Sam Nivola). (Bild: Home Box Office, Inc.)

Isaacs: Ich bin ein furchtbarer Sänger, aber was ich dabei herausgefunden habe: Sarah Catherine Hook ist eine unglaubliche Sängerin. Sie hat mir auf dem Boot, auf dem Weg zu den Höhlen, etwas vorgesungen - wie eine kleine Arie. Ich habe mich wirklich gesegnet gefühlt.

teleschau: Die Höhlen in Thailand zu besichtigen, war sicher noch spektakulärer.

Isaacs: Übrigens, ich hatte monatelang eine Brustinfektion, und man vermutete, dass sie von den Sporen im Fledermauskot stammen könnte. Also, ganz ehrlich - seien Sie nicht zu neidisch!

teleschau: Als Engländer - denken Sie, dass die „The White Lotus“ in Europa anders wahrgenommen wird als in den USA? Als eine Serie über verrückte Amerikaner?

Isaacs: Nein, das glaube ich nicht. Ich denke, ein zentrales Thema der Serie ist das, was man 'Eat the Rich' nennt - also Geschichten über die Superreichen, die in den letzten Jahren immer populärer wurden. Ich glaube, überall auf der Welt ist das Bewusstsein für die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich sehr präsent. Wir alle wissen, wer die reichsten Menschen der Welt sind - und sie sind reicher als jemals jemand zuvor in der Geschichte. Gleichzeitig ist der Abstand zwischen ihnen und der arbeitenden Bevölkerung größer als je zuvor. Das ist einer der Gründe, warum die Menschen sich zunächst zu der Serie hingezogen fühlen.

„Draußen auf dem Ozean - das war einfach magisch“

teleschau: Und die anderen Gründe?

Isaacs: Es kommt das brillante Writing von Mike White ins Spiel, das in jeder Kultur funktioniert. Ich habe ja auch in den „Harry Potter“-Filmen mitgespielt - letztendlich sind das Geschichten über englische Internate. Aber auf der ganzen Welt fühlen sich Menschen davon angesprochen, weil sie Elemente ihrer eigenen Kultur darin wiederfinden. Großartiges Schreiben ist universell.

Jason Isaacs gehört nicht erst seit „Harry Potter“ zu den renommiertesten britischen Film- und TV-Schauspielern der Gegenwart. (Bild: 2015 Getty Images/Larry Busacca)

Jason Isaacs gehört nicht erst seit „Harry Potter“ zu den renommiertesten britischen Film- und TV-Schauspielern der Gegenwart. (Bild: 2015 Getty Images/Larry Busacca)

teleschau: Thailand ist ein Land voller Spiritualität und kultureller Kontraste.

Isaacs: Nun, diese kulturellen Kontraste wurden vor allem dann spürbar, wenn man die Luxus-Hotels verließ, in denen wir gewohnt haben. Und genau das habe ich mit meiner Frau oft gemacht - wir sind viel herumgereist. Andere haben das nicht so oft getan. Aber diese Gegensätze sind bereits im Drehbuch verankert. Mike White hat sie in verschiedene Figuren eingebaut - die Hotelangestellten, die Welt hinter den Kulissen und dann die reichen, verwöhnten Gäste, die von alldem nichts mitbekommen. Ob das meine Szenen beeinflusst hat, weiß ich nicht, aber es hat auf jeden Fall unsere Erfahrung dort und das, was wir mitgenommen haben, geprägt.

teleschau: Die Serie ist eine Satire auf die ultrareichen, aber die Welt dreht sich gerade gefühlt noch schneller und chaotischer als je zuvor. Finden Sie, dass die Satire mittlerweile fast zu zahm wirkt?

Isaacs: Zu zahm? Großartiges Schreiben ist nie nur an eine bestimmte Zeit gebunden - es ist zeitlos. Ich denke, die Serie hätte genauso gut vor zehn Jahren erscheinen oder erst in zehn Jahren herauskommen können. Sie ist nicht direkt an die aktuellen Schlagzeilen gebunden, sondern menschlich. Am Ende ist sie mehr als nur eine Satire. Vielleicht fing sie in Staffel eins so an, aber in Staffel drei stellt sie tiefgehende Fragen: Was ist das Selbst? Wie sehr definieren uns unser Besitz und das Bild, das andere von uns haben? Und das ist etwas, das immer relevant bleibt.

teleschau: Gab es ein besonderes Erlebnis beim Dreh in Thailand, das Ihnen in Erinnerung geblieben ist?

Isaacs: Eigentlich schon das tägliche gemeinsame Frühstück - einfach jeden Morgen die Kollegen wiederzusehen. Aber wenn ich an ein Bild denken müsste, dann sind es die Boote. Wir waren oft auf dem Wasser, draußen bei den Inseln. Mein körperliches Erinnerungsgefühl, mein Sinnesgedächtnis, ist dieses: vorne auf einem Boot zu sitzen, das Wasser spritzt uns ins Gesicht, und wir sind mitten in diesem unglaublichen Paradies. Draußen auf dem Ozean mit Patrick, den anderen „Kids“ und einigen Castkollegen - das war einfach magisch.

„Ich wurde wieder daran erinnert, wie unfassbar privilegiert wir im Westen sind“

Gab es etwas, das Sie in Thailand gelernt haben, das Sie vorher nicht wussten und das Sie dank The White Lotus nun in Ihr Leben integriert haben?

Isaacs: Ich habe gelernt, wie man auf Thai „Hallo“ und „Danke“ sagt! Aber mal ehrlich - ich weiß nicht, ob ich etwas gelernt habe, das ich konkret übernommen habe. Klar, ich habe eine Menge über das Land erfahren. Aber was ich vor allem gemerkt habe: Ich kann selbst unter extrem schwierigen körperlichen Bedingungen arbeiten und trotzdem meinen Job machen. Und ich wurde wieder daran erinnert, wie unfassbar privilegiert wir im Westen sind - dass wir alle genug zu essen haben, fließendes Wasser, ein Gesundheitssystem, eine funktionierende Bildung. Das ist in vielen Teilen Thailands nicht selbstverständlich. Gleichzeitig gibt es dort auch enormen Reichtum. Und dann ist da diese Sanftheit, diese nicht-konfrontative Art, die in der thailändischen Kultur tief verankert ist. Das war für mich unglaublich berührend - und es hat mich daran erinnert, wie aggressiv unsere eigene Kultur manchmal sein kann.

teleschau: Können Sie ein paar Anekdoten vom Set mit uns teilen?

Isaacs: Ach, wissen Sie, wir waren in einem Hotel mit einem Dutzend Zimmern, und in jedem saß ein Schauspieler. Jeder wird nach einer lustigen Set-Story gefragt - und offenbar erzählt in jedem anderen Zimmer gerade jemand die Geschichte von dem Moment, als ich gegen eine Tür gelaufen bin und mir den Kopf aufgeschlagen habe. Ich frage mich immer noch, warum alle das so lustig finden. Also nein, ich habe wohl keine Anekdote ... zumindest keine, die ich erzählen will oder kann! (lacht) (tsch)