Tödlicher Luxus-UrlaubDas sind die Streaming-Tipps der Woche

Drei Schulfreundinnen (Michelle Monaghan, Mitte, Leslie Bibb, links, und Carrie Coon) von einst wollen während einer Woche Thailand untersuchen oder beweisen, dass sie noch nicht zum alten Eisen gehören. (Bild: © Home Box Office, Inc. All rights reserved.)

Drei Schulfreundinnen (Michelle Monaghan, Mitte, Leslie Bibb, links, und Carrie Coon) von einst wollen während einer Woche Thailand untersuchen oder beweisen, dass sie noch nicht zum alten Eisen gehören. (Bild: © Home Box Office, Inc. All rights reserved.)

WOW schickt mit „The White Lotus“ eine mit Preisen überhäufte Urlaubs-Satire in die dritte Staffel, Netflix entwirft mit „Zero Day“ eine Dystopie mit erschreckenden Parallelen zur derzeitigen Realität in den USA. Welche Streaming-Highlights die kommende Woche noch bereithält, verrät die Übersicht.

Diese Serie sieht toll aus und ist trotzdem abgründig und fies. Sie spielt im Paradies und blickt dennoch in den Schlund der Hölle. Man kann sie als Satire oder Komödie bezeichnen und trotzdem geht es hier um Leben und Tod. Die Rede ist von der klügsten Hotel-Erzählung aller Zeiten, dem amerikanischen Serien-Meisterwerk „The White Lotus“. Die ersten beiden Staffeln wurden für zusammen 43 Emmys nominiert. Staffel eins, die auf Hawaii spielte, gewann zehnmal den wichtigsten TV-Preis der Welt. Die auf Sizilien verortete Staffel zwei nahm immerhin eine Trophäe mit nach Hause. Mike Whites (Buch und Regie) Serie begleitet pro Staffel ein unterschiedliches Ensemble von Urlaubern und Angestellten durch eine Urlaubswoche in einem Traumhotel. Dabei schaut man der Eskalation von Euphorie, Liebe, Hass, Lebenskrisen und anderen Gefühlen im Sinne eines (kurzen) Entwicklungsromans zu. So auch in der nun startenden dritten Staffel. Was die Streamer in den nächsten Tagen noch zu bieten haben, erfahren Sie in der Übersicht.

„The White Lotus“, Staffel drei - WOW

In seiner ersten Serienhauptrolle verkörpert Robert De Niro den Ex-US-Präsidenten George Mullen. (Bild: Jojo Whilden / Netflix )

In seiner ersten Serienhauptrolle verkörpert Robert De Niro den Ex-US-Präsidenten George Mullen. (Bild: Jojo Whilden / Netflix )

Staffel drei von „The White Lotus“ (Montag, 17. Februar, Sky und Wow) - mit acht Folgen die bisher längste - führt ihr Publikum nun in ein thailändisches Luxus-Resort. Der deutsche Schauspieler Christian Friedel verkörpert dort einen Hotel-Manager. Für die männliche Hauptrolle des Auschwitz-Kommandanten Rudolf Höß hatte der 45-jährige Magdeburger in Jonathan Glazers „The Zone of Interest“ neben Sandra Hüller viel internationale Aufmerksamkeit erhalten.

Laut „The White Loutus“- Schöpfer Mike White stand bei den Hawaii-Folgen das Thema Geld im Vordergrund, in den im sizilianischen Taormina spielenden Folgen war es Sex, und nun, in Thailand, soll der Tod eine große Rolle spielen. Selbstredend gespiegelt in den Ideen fernöstlicher Spiritualität, welche die gestressten Westler im White Lotus-Resort suchen.

Das „The White Lotus 3“-Ensemble zeigt drei alte Freundinnen um die 50 (Michelle Monaghan, Leslie Bibb, Carrie Coon), die mal wieder gemeinsamen Mädelsurlaub machen. Dann gibt es Rick (Walton Goggins aus „Fallout“), der mit seiner sehr viel jüngeren Freundin (Aimee Lou Wood) unterwegs ist, die man für seine Tochter hält. Ein wohlhabendes Paar (Jason Isaacs, Parker Posey) ist mit seinem drei erwachsenen Kindern unterwegs (Patrick Schwarzenegger, Sarah Catherine Hook, Sam Nivola). Dazu kehrt ein Staff-Charakter aus Staffel eins, über den noch nichts verraten werden soll, zurück. Wie immer schwingt bei „The White Lotus“ neben toll ausgedachten Geschichten und Dialogen rund ums reiche Urlaubspersonal auch der Gegensatz zur Welt der angestellten „Locals“ mit. Dazu gibt es diesmal früh eine Schusswaffe zu sehen, bei der man nach einem alten Filmgesetz weiß, dass sie - einmal gezeigt - auch zum Einsatz kommen wird.

„Zero Day“ - Netflix

Im Mittelpunkt der siebenteiligen Miniserie „Families Like Ours“ vom dänischen Filmemacher Thomas Vinterberg (“Das Fest“, „Der Rausch“) stehen Abiturientin Laura (Amaryllis August) und eine Reihe weiterer Figuren, die mit dem klimabedingten Untergang Dänemarks zurechtkommen müssen. (Bild: © Zentropa Entertainments/StudioCanal/CANAL+/TV 2/ARD Degeto Film/Julia Vrabelová)

Im Mittelpunkt der siebenteiligen Miniserie „Families Like Ours“ vom dänischen Filmemacher Thomas Vinterberg (“Das Fest“, „Der Rausch“) stehen Abiturientin Laura (Amaryllis August) und eine Reihe weiterer Figuren, die mit dem klimabedingten Untergang Dänemarks zurechtkommen müssen. (Bild: © Zentropa Entertainments/StudioCanal/CANAL+/TV 2/ARD Degeto Film/Julia Vrabelová)

Seine Verachtung gegenüber Donald Trump zeigt Robert De Niro stets unverhohlen. Nun schlüpft er selbst in die Rolle eines Ex-US-Präsidenten. Der Mann hört auf den Namen George Mullen und wird im Netflix-Verschwörungsthriller „Zero Day“ (sechs Folgen, ab 20. Februar) aus dem wohlverdienten Ruhestand geholt. Der Grund ist die titelgebende Stunde null nach einem beispiellosen Angriff auf die US-Bevölkerung. 3.402 Tote und ein „landesweiter, totaler Horror“ brennen den „Zero Day“ in der Netflix-Dystopie unbarmherzig ins kollektive US-Gedächtnis ein. Infolge einer globalen Cyberattacke wurden Computersysteme gekapert und Smartphones aller US-Bürgerinnen und Bürger infiltriert.

Wer dahintersteckt, wissen weder die Geheimdienste noch die amtierende US-Präsidentin Mitchell (Angela Bassett). Helfen soll ausgerechnet Mullen. Als Leiter eines Ermittlungsteams steht der Senior an vorderster Front. Doch Zeit bleibt ihm kaum. Während ein wütender Mob Vergeltung verlangt, startet die politische Kommission eine Menschenjagd, bei der Bürgerrechte mehr lästige Leitplanken denn bindende Vorgaben sind. Und dann wird er plötzlich selbst zum Opfer einer medialen Hetzkampagne ...

Desinformation, eine zunehmend polarisierte Bevölkerung und ein enthemmtes Mediensystem: Die Parallelen zwischen Netflix-Fiktion und US-Realität sind bei „Zero Day“ unverkennbar. Dafür setzt der Streamer auf prominentes Personal: Regisseurin Lesli Linka Glatter feierte mit „Homeland“ Erfolge, die Serienschöpfer Eric Newman und Noah Oppenheim sind beide Emmy-dekoriert. Und Pulitzer-Preisträger Michael S. Schmidt zeichnet als Autor verantwortlich.

„Families Like Ours“ - ARD Mediathek

Hezekiah Moscow (Malachi Kirby) hofft sich in London ein besseres Leben, landet aber in der Unterwelt. (Bild: 2022 Disney)

Hezekiah Moscow (Malachi Kirby) hofft sich in London ein besseres Leben, landet aber in der Unterwelt. (Bild: 2022 Disney)

Viele haben Namen wie „Das Fest“, „Die Jagd“ oder „Der Rausch“ schon mal gehört, auch wenn sie die Filme hinter den Titeln noch nicht gesehen haben. Alle drei gehören zum Werk des dänischen Filmemachers Thomas Vinterberg. Mit der europäischen Koproduktion „Families Like Ours - Nur mit Euch“ (ab 21. Februar, ARD Mediathek), einem Siebenteiler, legt der 55-Jährige nun seine erste TV-Serie vor.

Es ist ein Near Future-Szenario, dessen Katastrophe zwar fiktiv ist, deren Folgen aufgrund des Klimawandels aber durchaus realistisch erscheinen. Nachdem die Niederlande Staatsbankrott anmelden mussten, weil ihr Kampf gegen den steigenden Meeresspiegel alle Ressourcen aufgefressen hat, steht nun auch Dänemark vor dem Aus. Die Pegelstände steigen rasch, das Land wird innerhalb weniger Jahre überflutet werden. Die dänische Regierung beschließt das Ende Dänemarks, die Bevölkerung soll in verschiedenen Ausreisewellen auf andere europäische Staaten verteilt werden.

Abiturientin Laura (Amaryllis August) soll mit ihrem Vater Jacob (Nikolaj Lie Kaas), dessen neuer Frau Amalie (Helene Reingaard Neumann) und dem kleinen Halbbruder nach Paris ziehen dürfen. Architekt Jacob hofft dort auf einen guten Job aufgrund von Beziehungen. Laura ist traurig, weil ihre alleinstehende und psychisch angeschlagene Mutter Fanny (Paprika Steen) nach Bukarest geschickt wird. Auch ihre neue Liebe zu Mitschüler Elias (Albert Rudbeck Lindhardt) hat schlechte Chancen. Elias wird mit seiner Familie nach Finnland geschickt.

„A Thousand Blows“ - Disney+

England im viktorianischen Zeitalter? Sind das nicht Etikette, Intrigen und verhinderte Lovestorys zwischen gutaussehenden Adligen? Nicht nur: Im Londoner East End der 1880er-Jahre herrschen raue Sitten, hier regieren Gangsterköniginnen, hier wird mit nackten Fäusten ums Überleben gekämpft. Mit „A Thousand Blows“ schaut „Peaky Blinders“-Schöpfer Steven Knight ab 21. Februar bei Disney+ erneut in die Unterwelt: durch die Augen von historisch verbürgten Protagnoisten.

Die Flucht aus Jamaika ist für die beiden Einwanderer Hezekiah (Malachi Kirby) und Alec (Francis Lovehall) nichts gegen den Trip, der ihnen in London bevorsteht. Statt im erhofften Paradies landen sie in einer Hölle, die vom alternden Boxchampion Sugar Goodson (Stephen Graham) und der ruchlosen Mary Carr (Erin Doherty), Chefin der berüchtigten Frauenbande „Forty Elephants“, regiert wird. Hezekiah und Alec geraten schnell zwischen die Fronten und müssen lernen, ums Überleben zu kämpfen. Zum einen weil Sugar Goodson sein Imperium durch die beiden bedroht sieht, zum anderen weil Mary Carr ihre ganz eigenen und sehr riskanten Pläne mit ihnen hat.

Die Londoner Unterwelt ist in der sechsteiligen Miniserie wirklich keine Wohlfühloase. Wie schon in „Peaky Blinders“ spart Steven Knight die Brutalität und Gewalt nicht aus. London ist in „A Thousand Blows“ eine Stadt, die nur darauf wartet, die Menschen fertig zu machen. Die schattigen Gassen und dunklen Kellern mit all dem Blut, Schweiß und den gebrochenen Knochen sind der krasse Gegenentwurf zur heilen viktorianischen Oberwelt. (tsch)