Torsten Sträter – der Kabarettist (Markenzeichen: schwarze Mütze) geht den Leuten gern auf den Geist. Sagt er im Gespräch mit EXPRESS.de – und verrät auch, warum er Instagram „nicht kann“.
Torsten SträterKabarettist und LOL-Gewinner über Influencer: „Bekomme das nicht hin“
Er gehört zu den Größen der deutschen Comedy-Szene, hat seine eigene TV-Show, schreibt ganz nebenbei sehr erfolgreiche Bücher: Torsten Sträter (56).
Gerade ist er wieder auf Tour. Am 25. Januar steht er in der Kölner Lanxess-Arena auf der Bühne. Zeit für ein ausführliches Gespräch über seine geheime Leidenschaft, Bücher und das Engagement für die Deutsche Depressionsliga.
Torsten Sträter im Interview: Wie denkt er über seinen Sieg bei Amazons Erfolgsformat LOL?
Sie haben kürzlich ein neues Buch veröffentlicht. Es geht unter anderem um die Corona-Jahre. Ein Lockdown-Projekt?
Torsten Sträter: Nein (lacht). Das war eines meiner großspurigen Projekte, wo der Verlag mich Anfang letzten Jahres gefragt hat, wann mal wieder ein neues Buch käme. Da ich einige Geschichten aufgeschrieben hatte, sagte ich, ich bräuchte zehn Minuten, um das zusammenzustellen. Im Sommer ist mir dann unangenehm aufgefallen, dass ich da doch noch etwas dazu schreiben müsste – das Buch war etwas dünn.
Es gibt darin ein Kapitel über Influencer. Sie selbst haben keinen Instagram-Account. Warum nicht?
Torsten Sträter: Mir fehlt diese Form von Sendungsbewusstsein. Ich bekomme das nicht hin, mich täglich hinzustellen, ins Handy zu reden. Das ist extreme Selbstvermarktung. Kann ich nicht.
Es gibt im Buch auch Kapitel über Politiker wie Olaf Scholz, Armin Laschet oder Donald Trump. Sind Sie eigentlich sehr politisch?
Torsten Sträter: Nicht übertrieben. Diese Texte aus dem Buch habe ich ursprünglich für „Extra 3“ geschrieben. Im Buch sind sie ungekürzt. Ich bin weniger ein politischer, als eher ein sozialer Mensch. Mich interessieren die sozialen Aspekte.
Wie bewerten Sie die aktuellen politischen Ereignisse? Wie viele Sorgen bereitet Ihnen die Lage der Welt?
Torsten Sträter: Es macht mir Sorgen und die Berichterstattung ist oft nicht sehr hilfreich. Wir haben nur Bilder vom zerbombten Kiew, ab und zu beunruhigende bis alberne Bilder aus russischen Talkshows, wo behauptet wird, wir hätten keine Kühlschränke und würden Hundewelpen essen. In der Berichterstattung ist sehr viel Meinung. Man kann die Ereignisse nicht abschätzen. Was mir Sorgen macht, sind auch die Leute hier, die sagen, Putin sei ein feiner Mann.
In der Corona-Zeit konnten Sie ihren Beruf nicht so ausüben wie sonst. Jetzt sind Sie wieder auf Tour. Wie fühlt sich das an?
Torsten Sträter: Ich bin müde. Ich hatte in den letzten Jahren keine Sommerpausen, habe viele Open Airs gemacht. Jetzt kommen die Nachholtermine. Aber es ist auch toll. Ich bringe Menschen, wenn es gut läuft, zum Lachen. Für mich ist das der beste Job der Welt.
Sind Sie in der Pandemie „Team Vorsicht“ oder „Team Freiheit“?
Torsten Sträter: Ich finde, Vorsicht und Freiheit gehören zusammen. Wir müssen vorsichtig sein, um unsere Freiheit genießen zu können. Ich trage jetzt beim Einkaufen auch wieder Maske.
Gerade sind Sie auf Tour – die Termine sind – bis auf wenige – ausverkauft. Dazu noch Ihre Sendung. Was machen Sie lieber? TV oder Bühnen-Shows?
Torsten Sträter: Bühne! Das ist, wie mit einem Fallschirm über einem Ort abzuspringen, drei Stunden Quatsch zu erzählen, dann wieder abzuhauen.
Sie sind Schirmherr der Deutschen Depressionsliga – auch durch Sie ist das Thema Depression mehr in den Fokus gerückt. Zufrieden mit der Resonanz?
Torsten Sträter: Ja, sehr. Ich gehe den Menschen mit dem Thema gerne auf den Geist. Nur so bleibt es den Menschen im Kopf. Ich werde ihnen mit dem Thema so lange auf den Geist gehen, bis es das gleiche Ranking hat wie Fußpilz.
Wann haben Sie gemerkt, dass etwas nicht stimmt? Was hat Ihnen persönlich geholfen?
Torsten Sträter: Das habe ich nicht selbst gemerkt, das waren andere. Man selbst denkt, dass es „normal“ ist, dass man sich nicht gut fühlt. So ist es nicht. Die Therapie hat geholfen. Wichtig ist, da am Ball zu bleiben, immer wieder hinzugehen. Dazu Medikamente. Medizinische Hilfe ist essenziell.
Sie geben auch Angehörigen von depressiven Menschen Tipps ...
Torsten Sträter: Ich kann immer nur oberflächliche Tipps geben. Eine Tageslichtlampe ist nie schädlich und Sport, viel Trinken und Spaziergänge. Aber wirklich helfen kann nur ein Profi.
Ihre – wir sagen mal „Spielzeug-Sucht“ – ist immer wieder Thema in Ihrer Show. Wo lagern Sie das alles? Spielen Sie damit?
Torsten Sträter: Gespielt wird damit nicht. Ich habe Sachen bei mir zu Hause oder auch in meinem Büro – das ist wirklich komplett voll.
Dürfen auch andere da ran?
Torsten Sträter: Da will niemand dran. Ich selber fasse die Sachen gerne an.
Wie viel geben Sie so für altes Spielzeug aus?
Torsten Sträter gibt es auch mal „oben ohne“
Torsten Sträter: Das kann ich gar nicht so genau sagen. Zu viel manchmal. Genau wie für Schuhe und Hüte.
Gibt es Torsten Sträter auch oben ohne – also ohne Mütze?
Torsten Sträter: Klar. Ich trage aber gerne Mützen oder Hüte. Da fühle ich mich behütet.
Was machen Sie, wenn Sie mal Urlaub haben?
Torsten Sträter: Ich muss im Urlaub vor allem ausschlafen, runterkommen, nicht viel an die Arbeit denken. Ich war ewig nicht mehr weg. Das letzte Mal vor drei Jahren mit meinem Sohn in New York.
Wie unterschiedlich sind Ruhrpott und Rheinland in Sachen Humor? Oder Ernsthaftigkeit?
Torsten Sträter: Humor funktioniert immer nach ähnlichen Mechanismen. Im Ruhrgebiet und im Rheinland neigt man zu Selbstironie – das ist z. B. in Bayern nicht so.
Sie sind jetzt 56 Jahre alt. Gehen Sie mit 65 in Rente?
Torsten Sträter: Weiß ich noch nicht. Ich gehe dann, wenn die Leute mich nicht mehr lustig finden.
Torsten Sträter: Von der Schneiderei auf die Comedy-Bühne
Torsten Sträter wurde am 4. September 1966 in Dortmund geboren. Nach der Schule absolvierte er eine Ausbildung zum Herrenschneider, arbeitete bei einem Herrenausstatter im Verkauf, später im Mobilfunkvertrieb und in der Spedition seiner Familie. Nebenberuflich schrieb er Kurzgeschichten, die er bei Poetry-Slams vortrug. Außerdem schrieb er Kurzgeschichten für die Satirezeitschrift „Pardon“ und eine humoristische Kolumne für das Sportmagazin „Kicker“.
Im Laufe der Zeit veröffentlichte er mehrere Bücher. Seit 2013 hat er einen Podcast mit Hennes Bender und Gerry Streberg „Sträter Bender Streberg – Der Podcast“. Seit 2020 hat er eine eigene TV-Show in der ARD. 2021 gewann er die erste Staffel „LOL: Last One Laughing“ bei Amazon Prime. Er ist Vater eines Sohnes und lebt in Waltrop am Rande des Ruhrgebiets.