„Emilia Pérez“, „Vaiana 2“ und „Der Vierer“, eine prominent besetzte deutsch-österreichische Komödie zwischen Lust und Frust: Das sind die Kino-Neustarts am 28. November.
„Vierer“ zwischen Lust und FrustDas sind die Kino-Highlights der Woche
„Auf unseren ersten Vierer!“ - Da lachen sie noch, mit einem Glas Hochprozentigem in der Hand, um sich aufzulockern und in Stimmung zu bringen. Ein bisschen Schäkern, viel gespanntes Kribbeln und jede Menge sinnliche Vorfreude. Das könnte ein toller Abend werden! Weil das hier aber eine Kinokomödie fürs breite Publikum und kein Schmuddelfilm fürs Nachtprogramm ist, kommt in „Der Vierer“ doch alles ganz anders.
Außerdem neu auf der großen Leinwand: „Emilia Pérez“ erzählt von einem mexikanischen Drogenbaron, der ein neues Leben als Frau beginnen möchte, und in „Vaiana 2“ wird die Geschichte des Disney-Animationsabenteuers von 2016 weitererzählt.
Der Vierer
Sophie (Julia Koschitz) und Paul (Florian David Fitz) wollen endlich mal wieder etwas Schwung in ihre Beziehung bringen, vor allem im Bett. Also beschließen sie, es mal mit einem Vierer zu probieren. „Brauchen wir Regeln?“, fragt Paul sicherheitshalber bei seiner Sophie nach. Die sieht dafür keine Notwendigkeit: „Wieso? Jeder, wie er mag, oder?“ Aha, denkt man, in Liebesdingen sind die beiden wohl sehr offen und modern unterwegs.
Ein paar Regeln wären aber vielleicht doch ganz gut gewesen. Paul lädt zu dem Vierer seinen besten Kumpel Andi (Friedrich Mücke) ein, was Sophie ziemlich uncool findet. Die Vierte im Bunde wiederum, Mia (Lucía Barrado), findet Paul aufgrund ihres ausgeprägten Temperaments zwar recht „scharf“, sie macht ihm aber auch „ein bisschen Angst“. So gerät der Abend schon ein wenig in Schieflage, bevor er überhaupt richtig begonnen hat.
Mit „Der Vierer“ erwartet das Kino-Publikum eine turbulente, hochkarätig besetzte Komödie zwischen Lust und Frust - mit großen Gefühlen, Intimrasur-Missgeschicken, Diskussionen ums Hintern-Abwischen der Kinder und Streit um Küchengeräte. Am Ende wird es dort, wo in erster Linie gefummelt und geknutscht werden sollte, manche schallende Ohrfeige geben. Hauptdarsteller Florian David Fitz schrieb selbst am Drehbuch mit, inszeniert wurde „Der Vierer“ von Regisseur und Autor Iván Sáinz-Pardo. Als Vorlage diente der spanische Film „Amor En Polvo“ aus dem Jahr 2019.
Emilia Pérez
„Emilia Pérez“, das ist ein Film über einen hochrangigen Kartell-Verbrecher, der aussteigen und ein neues Leben beginnen möchte. Was an sich schon ein spannender Kino-Stoff wäre. Und doch ist es in diesem Fall noch nicht einmal die halbe Geschichte - eine Geschichte, die in der internationalen Filmszene zuletzt für große Begeisterung sorgte: „Emilia Pérez“ wurde unter anderem in Cannes mehrfach ausgezeichnet. Nach der Premiere eben dort soll das Publikum über zehn Minuten lang applaudiert haben. Jetzt startet der neue Film von Regisseur Jacques Audiard, der gemeinsam mit Thomas Bidegain das Drehbuch schrieb, in den deutschen Kinos.
Eine Anwältin wird auf offener Straße überfallen und mit Sack überm Kopf in einen Wagen gezerrt, kurz darauf sitzt sie einem gewissen Juan „Manitas“ Del Monte gegenüber. Rita (Zoë Saldaña), deren Kanzlei immer wieder mit mexikanischen Verbrechern zusammenarbeitet, weiß sofort, wer der Mann ist. „Wie kann ich Ihnen helfen, Señor Del Monte?“ Und der berüchtigte Drogenbaron antwortet: „Ich will eine Frau sein.“
Geschichten von Drogenbossen, die sich auf abenteuerliche Weise aus dem Geschäft zurückziehen, kennt man bereits aus vielen TV- oder Kinoproduktionen - von Gesichtstransplantationen bis zu vorgetäuschten Toden. Das hier ist aber etwas anderes: Manitas (verkörpert von der spanischen Trans-Schauspielerin Karla Sofia Gascón) will nicht bloß abtauchen, damit Konkurrenten und Justiz ihm nichts mehr anhaben können, sondern trägt wirklich den Wunsch mit sich herum, als Frau zu leben - und das schon sehr lange. Rita soll Manitas nun dabei helfen, als Emilia Pérez ein neues Leben aufzubauen.
Der vielfach preisgekrönte französische Regisseur Jacques Audiard (“Ein Prophet“, „Dämonen und Wunder“) inszeniert seinen zehnten Spielfilm - passend zur unkonventionellen Erzählung - als eigenwilligen Mix aus Musical und Thriller. In Cannes wurde er für seine Regiearbeit mit dem Preis der Jury ausgezeichnet, zudem gewann „Emilia Pérez“ den Darstellerpreis für das beste weibliche Schauspielensemble (zu dem unter anderem auch Selena Gomez gehört). Zuletzt wurde der Film außerdem als französischer Kandidat für den Auslandsoscar 2025 ausgewählt.
Vaiana 2
Kein Schnee, kein Weihnachtszauber und kein Klingelingeling, stattdessen paradiesische Palmenstrände und ganz viel strahlend blaues Meer: Mit „Vaiana“ wählte Disney 2016 eine eher ungewöhnliche Produktion als großen Kinofilm für die Weihnachtszeit. Es erwies sich aber doch als gute Entscheidung. Das Animationsabenteuer um eine junge polynesische Inselbewohnerin und einen Halbgott spielte knapp 700 Millionen Dollar ein und wurde überdies für zahlreiche Filmreise (unter anderem zwei Oscars) nominiert. Ziemlich genau acht Jahre später, wieder zu Weihnachten, wird die Geschichte mit „Vaiana 2“ weitererzählt.
Acht Jahre zwischen dem ersten und dem zweiten Film - eine relativ lange Zeit. Vielleicht lag es daran, dass man sich bei Disney lange uneinig darüber war, in welcher Form es weitergehen sollte. Ursprünglich war eine Serie (für Disney+) angedacht, stattdessen wurde die Erzählung nun doch wieder in einen 100-minütigen Spielfilm gegossen. Regie führte Storyboard-Künstler David Derrick Jr., der auch am Drehbuch mitschrieb und in der Vergangenheit schon bei mehreren erfolgreichen Animationsfilmen mitwirkte (“Drachenzähmen leicht gemacht“, „Encanto“). „Vaiana 2“ ist sein erster „eigener“ Kinofilm.
Die Handlung des „Vaiana“-Sequels spielt drei Jahre nach den Ereignissen des ersten Films. Vaiana, die irgendwann den Platz des Stammeshäuptlings einnehmen soll, hat sich vom unerschrockenen kleinen Mädchen zu einer echten Abenteurerin gewandelt. Eines Tages kehrt sie mit einer mysteriösen Tonscherbe nach Hause zurück und erfährt: Das Fundstück zeigt eine „uralte Insel, die von einem machthungrigen Gott verflucht wurde“. Begleitet von einer bunten Seefahrer-Truppe und Halbgott Maui will Vaiana die besagte Insel finden, den Fluch brechen und so die Völker Ozeaniens wieder vereinen. Übrigens: Dwayne Johnson, der in der englischen Originalfassung wieder Maui seine Stimme leiht, soll die Rolle auch in einer für 2025 geplanten Realverfilmung übernehmen. (tsch)