Drama, Krieg und falsche ZähneUmstrittenes Schmacht- und Schlacht-Epos wird 85

Inzwischen ist „Vom Winde verweht“ umstritten, aber dennoch ein Meilenstein der Kinogeschichte. Vor 85 Jahren kam das Epos in die Kinos.

von Stefanie Monien  (smo)

Krinolinen, Kavaliere und Kanonendonner: Vor 85 Jahren, am 15. Dezember 1939, feierte ein Film Premiere, der an Drama auf und hinter der Leinwand, an Animositäten und ja, auch an Rassismus, schwer zu überbieten ist: „Vom Winde verweht“ nach dem pulitzerprämierten Roman von Margaret Mitchell (†1949).

Ein Schmacht- und Schlachtenepos, in dem die weißen Damen kapriziös die Röcke raffen, die Sklavenhalter edelmütig und die Gräuel des Sezessionskrieges wie ein aus dem Ruder gelaufenes Gartenfest daherkommen – und Schwarze stereotype Staffage sind.

„Vom Winde verweht“: Oscar-Regen und abscheulicher Rassismus

Für damalige Verhältnisse war „Vom Winde verweht“ ein Multimillionendollar-Projekt: Den für heutige Verhältnisse gar rührend wirkenden 3,85 Millionen Dollar Produktionskosten standen allerdings Einnahmen von (inflationsbereinigten) rund 5,36 Milliarden Dollar entgegen – und insgesamt zehn Oscars.

Unter anderem gewannen Vivien Leigh (†1967; „Scarlett“) als beste Hauptdarstellerin und Hattie McDaniel (†1952) für die beste Nebenrolle als Hausdame „Mammy“. Sie bekam den Preis als erste Afroamerikanerin, musste trotzdem das „nur Weißen vorbehaltene“ Hotel durch den Nebeneingang betreten, durfte nicht mit ihren Kollegen an einem Tisch sitzen.

Vor 85 Jahren überwog die Faszination für den in Technicolor strahlenden Blockbuster. Nichts deutete darauf hin, dass sich die Hauptdarsteller hassten: Vivien Leigh echauffierte sich über Clark Gables (†1960) Faulheit und falsche Zähne – der wiederum war genervt von ihrem Perfektionismus (und wohl auch von ihrem Zigarettenpensum von vier Schachteln am Tag).

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Das Drehbuch wurde dauernd umgeschrieben, Produzent David O'Selznick (†1965) entpuppte sich als irrer Kontrollfreak – am Ende erlitt der „finale“ Regisseur Victor Fleming (†1949) einen Nervenzusammenbruch. Und das ist dann ganz großes Kino – genau wie die anderen Schmachtfetzen in der Bildergalerie oben, bei denen heute noch so manche Träne kullert …