Julia Ormond war in den 1990er-Jahren ein großer Star. Dann wurde es still um die Darstellerin von Filmhits wie „Legenden der Leidenschaft“ und „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“. Am 4. Januar feiert die Britin ihren 60. Geburtstag - Anlass für die Frage: Was wurde eigentlich aus Julia Ormond?
„Legenden der Leidenschaft“Was wurde eigentlich aus Julia Ormond?
Nein, an den Superstar-Status etwa einer Julia Roberts oder Nicole Kidman reichte die Popularität Julia Ormonds selbst auf dem Höhepunkt ihrer Karriere in den 1990er-Jahren nicht heran. Zur A-Riege der Hollywood-Stars gehörte die Britin dennoch.
Julia Ormond war damals in Hollywood viel beschäftigt und angesagt - so sehr, dass der „Spiegel“ sich seinerzeit zu der Behauptung veranlasst sah, von ihr als dem „Sahnestück der Saison“ zu sprechen. Wohlgemerkt, „Saison“.
Julia Ormond feiert ihren 60. Geburtstag
Wie aber ging es mit der Karriere der Schauspielerin, die am 4. Januar ihren 60. Geburtstag feiert, nach ihrer Glanzzeit weiter?
Die Frage birgt bereits eine Antwort: Um Ormond wurde es allmählich ruhiger. Das war in den 90er-Jahren, wie gesagt, noch anders.
Vielversprechend fing ihre Karriere zu Beginn des Jahrzehnts an. Bald nach dem Abschluss ihres Schauspielstudiums an der Webber Douglas Academy of Dramatic Art in London bekam sie ihre ersten größeren Rollen.
1991 spielte sie in der Fernsehproduktion „Die junge Katharina“ die deutsche Prinzessin Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst-Dornburg, die später als Zarin Katharina II. über Russland herrschend sollte. Und in „Stalin“, ebenfalls ein TV-Biopic, spielte sie die Frau des sowjetischen Diktators Josef Stalin.
Julia Ormond: Aufstieg in den Hollywood-Olymp
Ihre erste Kinorolle erhielt sie in Peter Greenaways „Das Wunder von Macon“. Doch nicht das virtuose Drama über die Geburt eines Kindes in einer Zeit der Unfruchtbarkeit in Macon im 17. Jahrhundert bescherte Ormond den Durchbruch, sondern ihr zweiter Kinofilm, der zugleich ihr Hollywood-Debüt war.
In „Legenden der Leidenschaft“ stand sie als Susannah Fincannon zwischen drei Brüdern. Der Erste Weltkrieg heizt das Melodram weiter an: Nachdem der jüngste Bruder, Susannahs Verlobte, im Krieg gefallen ist, rivalisieren die beiden älteren um die Gunst der Frau.
Die Liebesromanze wurde von Edward Zwick inszeniert und war mit Brad Pitt und Anthony Hopkins starbesetzt. So ging es mit Ormonds Karriere zunächst weiter: Sie drehte Filme mit großen Regisseuren und spielte an der Seite bekannter Stars.
In „Sabrina“ (1995), Sydney Pollacks Remake von Billy Wilder gleichnamiger Komödie, war sie neben Harrison Ford zu sehen. Und in „Der 1. Ritter“ (1995) wurde sie von Sean Connery und Richard Gere flankiert. 1997 folgte das Prestigeprojekt „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“, ein Kriminalthriller von Bille August, in dem Ormond als Titelheldin im Todesfall eines Jungen ermittelt.
Karriereknick und die Folgen für Julia Ormond
Nach diesem Karriere-Höhepunkt kam bald der Wendepunkt. Zwar wirkte Ormond in den folgenden Jahren in einigen beachtlichen Filmen mit, wie in David Lynchs „Inland Empire“ oder Steven Soderberghs Che-Guevara-Biopic. „Che - Revolución“. An Erfolg und Durchschlagskraft ihrer ersten Arbeiten reichten die späteren jedoch nicht heran.
Ormond verlagerte den Schwerpunkt ihrer Kreativität aufs Fernsehen. 2012 war sie in mehreren Folgen der Erfolgsserie „Mad Men“ zu sehen. Es folgten unter anderem die Mysteryserie „Witches of East End“, der TV-Mehrteiler „Howards End“ und das „The Walking Dead“-Spin-off „The Walking Dead: World Beyond“.
Wie aber konnte eine so verheißungsvolle Karriere offensichtlich einknicken und sich davon nie mehr wirklich erholen? Ormond selbst sieht dafür den ehemaligen, inzwischen wegen Vergewaltigung verurteilten Filmproduzenten Harvey Weinstein verantwortlich.
Im Oktober 2023 reichte sie Klage gegen Weinstein ein (seht dazu das Video). Darin behauptete sie, er hätte sie 1995 bei einem geschäftlichen Treffen belästigt und zum Oralsex gezwungen. Der Vorfall habe ihr „katastrophalen“ Schaden zugefügt. Ihre Karriere sei danach völlig eingebrochen.
Eingebrochen, sie wurde nicht zerstört. Und das ist Ormonds großer Erfolg, sie konnte sich am Ende nicht nur gegenüber dem Gewalttäter Weinstein behaupten, sondern letztlich auch ihre Karriere fortsetzen. Auch dafür gebührt ihr Anerkennung. (tsch)