Er ist gleichermaßen Schauspieler und Moderator: Wayne Carpendale hat mit EXPRESS.de über Klimademonstrierende, sein eigenes Umweltbewusstsein und seine Rolle als Vater gesprochen.
„Lass da richtig die Sau raus“Von wegen Schwiegermutter-Liebling: Wayne Carpendale kann auch anders
Er ist der Sohn eines berühmten Vaters – hat sich aber längst selbst einen festen Platz in der glitzernden Showwelt erworben: Schauspieler und Moderator Wayne Carpendale (46).
Doch sein bisheriges Charming-Boy-Image wird arg infrage gestellt – er wird zum pöbelnden Sportwagen-Fahrer im Einsatz gegen Klimakleberinnen und -kleber: „Aufgestaut“ (ZDF-Mediathek). Auch die Serienform ist neu – es ist eine kurze „Instant-Fiction-Serie“, eine, die aus aktuellen Gründen besonders schnell produziert wurde. Für EXPRESS.de hat sich Wayne Carpendale Zeit für ein langes Gespräch genommen.
Wayne Carpendale: Es geht oft viel zu sehr ums Ego
In „Aufgestaut“ geht es um Klimakleberinnen und -kleber sowie die Leute, die sich durch sie gestört fühlen. Haben Sie so etwas schon mal live erlebt?
Wayne Carpendale: Ja, ich lief durch München, als sich da plötzlich eine Gruppe von Menschen auf der Straße festklebte. Natürlich habe ich mir angeschaut, wie das dann so abläuft, was die da machen, wie die Polizei reagiert. Und auch die Reaktionen der anderen Passanten waren spannend – einige haben auf sie geschimpft, andere haben sie lauthals unterstützt.
Auf welcher Seite standen Sie innerlich?
Wayne Carpendale: Ich fand, dass alle irgendwie im Recht waren, aber alle irgendwie auch nicht. Das Schlimme ist ja, dass man – egal, auf welcher Seite man steht – immer gleich in irgendeine Ecke gestellt wird. Auf beiden Seiten geht es mir zu sehr ums Ego, zu wenig ums Klima. Egal, wen wir unterstützen, wir können nicht mehr miteinander reden und das ist bedrohlich. Wir brauchen endlich eine Diskussionskultur.
Wie denken Sie, wenn es zu Handgreiflichkeiten auf der Straße kommt?
Wayne Carpendale: Ich halte Protest für ein wichtiges Merkmal der Demokratie. Aber Straftaten sind für mich keine akzeptable Form des Protests – das gilt sowohl für die, die sich festkleben oder Eigentum zerstören, als auch für die, die versuchen, die Klebenden von der Straße wegzuprügeln.
In der Serie erleben wir Sie als smarten Typen im flotten Porsche. Der Porsche steht Ihnen gut. Fahren Sie selbst einen?
Wayne Carpendale: Ich habe seit 2006 kein eigenes Auto, was aber damals keine umweltbewusste Entscheidung war oder so. Vielmehr war es das Bewusstsein, dass ich für meinen persönlichen Alltag keines brauche. Weil wir sehr zentral wohnen, weil ich gerne zu Fuß gehe und viel Fahrrad fahre. Und notfalls nehme ich mir ein Taxi.
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Welche Rolle spielt der Umwelt-Gedanke in Ihrem Privatleben?
Wayne Carpendale: Da ist noch Platz nach oben. Wir haben zwar versucht, unser Haus nachhaltig zu bauen, trennen den Müll, tun dies und das, aber trotzdem viel zu wenig. Zum Glück passt unser Sohn Mads da schon sehr auf. Er schließt den Kühlschrank, wenn ich ihn zu lange offen lasse, dreht das Wasser ab, wenn die Dusche sinnlos läuft und geht auch manchmal ganz stolz mit seiner Müllzange raus und sammelt alles ein, was auf der Straße rumliegt.
Wayne Carpendale spielt gern mal die richtig unsympathischen Typen
Als Mann im Porsche sind Sie in einer ungewohnten Rolle zu erleben – nicht als Charming Boy, sondern als pöbelnder Mann im Stau. Macht es Spaß, auch mal miese Typen zu spielen?
Wayne Carpendale: Ja, solche Typen spiele ich total gerne. Da kann ich als Schauspieler so richtig die Sau rauslassen. Und meine Karriere-Sprünge habe ich meist nicht als liebenswerter Charming-Boy gemacht, sondern oft durch Rollen, die man so von mir nicht erwartet hat.
Wie meinen Sie das?
Wayne Carpendale: Die Hauptrolle im „Landarzt“ habe ich damals zum Beispiel bekommen, nachdem ich in einer Folge einen hochunsympathischen Betrüger gespielt hatte. Das blieb den Produzenten der Serie im Kopf und so wurde ich ein Jahr später zum Landarzt Dr. Jan Bergmann.
Sie sind nicht nur als Schauspieler, sondern auch als Moderator großer TV-Formate sehr erfolgreich. Als Schauspieler sind Sie ans Drehbuch gebunden, als Moderator ist Ihre Spontanität gefragt. Wo fühlen Sie sich wohler?
Wayne Carpendale: Als Moderator bin ich schon von der vertraglichen Definition her allein für mein Tun verantwortlich, und weil ich gern Verantwortung übernehme, mag ich die Moderation schon sehr. Als Schauspieler bin ich weisungsgebunden, habe aber mehr und mehr Gestaltungsspielraum. Wenn man 23 Jahre dabei ist, dann hört man einem bei der Drehbuch-Besprechung ein bisschen besser zu als ganz am Anfang der Karriere.
„Bin fitter denn je“: Wayne Carpendale spricht übers Alter
Wenn Sie wollten, könnten Sie in diesem Jahr ein Jubiläum feiern, dass es nur einmal im Leben gibt: Sie sind genau die Hälfte Ihres Lebens auf den Bildschirmen zu erleben. Gab es in dieser Zeit mal Produktionen, auf die Sie heute nicht so stolz sind?
Wayne Carpendale: Ich habe bei weitem mehr Projekte abgesagt als zugesagt. Und ich bereue kein einziges Nein und kein Ja.
Lange Zeit der sogenannte Schwiegermutter-Liebling. Langsam sehen die Rollen anders aus – ist Alter für Sie deswegen ein Problem?
Wayne Carpendale: „Anders“ haben Sie aber schön gesagt (lacht). Wenn ich beim Friseur sitze, der mich siezt und mir sagt, dass meine grauen Haare mir gut stehen, merke ich schon mal, dass ich nicht mehr 20 bin. Ansonsten finde ich, dass 46 noch lange kein Alter ist. Mit jedem Tag macht mir das alles sogar mehr Spaß, weil ich mehr und mehr Freiheiten habe, selbst zu gestalten. Und körperlich bin ich zum Glück fitter denn je, weil ich an sechs Tagen die Woche Sport treibe.
Zum Schluss noch eine private Frage: Ihr Sohn Mads hat Promi-Eltern und einen Promi-Großvater. Haben Sie vor, Ihren Sohn auch mal ins Promi-Rennen zu schicken?
Wayne Carpendale: Das muss ich relativieren: Mein Dad hat mich nicht ins Rennen geschickt und meine Mutter hat erst mal eine Runde geheult, als ich ihr gesagt habe, ich werde Schauspieler. Prominent zu sein, sollte niemals die Berufung sein. Ich würde meinem Sohn immer raten, seiner Leidenschaft zu folgen. Und wenn diese Leidenschaft ihn nebenbei berühmt macht, dann ist das halt so. Davon abgesehen sehe ich meine Rolle als Vater auch nicht darin, meinem Sohn irgendwann mal zu sagen, was er beruflich machen soll.
Sondern?
Wayne Carpendale: Wir alle haben keine Ahnung, welche Herausforderungen unsere Kids in zwei Jahrzehnten meistern müssen. Die meisten Berufe, die es dann geben wird, werden erst noch erfunden. Papa sein heißt also für mich, meinen Sohn darauf vorzubereiten, im Leben auf alles reagieren zu können, ihm die Freiheit zu geben, mutige Entscheidungen zu treffen und ihn darin zu unterstützen, sich immer treu zu bleiben. Wenn ihm das gelingt, dann kommt alles andere von selbst.
Wayne Carpendale: BWLer, Schauspieler, Vollblut-Papa
Wayne Howard Carpendale (geboren am 23. März 1977 in Frechen) besuchte von 1992 bis 1995 ein Internat in Buckingham/England, machte die englische Hochschulreife. Es folgte ein Studium der Betriebswirtschaftslehre in Vallendar, sein Vordiplom machte er an der Uni Münster. 1999 nahm er Schauspielunterricht in New York. Von 2000 bis 2001 war er in „Unter uns“ zu sehen, von 2005 bis 2007 in „Sturm der Liebe“ und 2006 bei „Unser Charly“. Von 2009 bis 2013 war er „Der Landarzt“.
Bis heute wirkt er in vielen großen TV-Filmen und Serien mit. Er moderierte 2006 „Dancing on Ice“ (RTL), seit 2014 „Deal or no Deal“ und aktuell „Herz an Bord“ (Vox). Wayne ist seit November 2007 mit Moderatorin Annemarie Carpendale (45) liiert und seit September 2013 verheiratet. Die beiden haben Sohn Mads (5). Die Familie lebt in München.