Wegen PutinDirigent lässt Frist verstreichen – Stadt München greift durch

ARCHIV - 15.05.2015, Bayern, München: Der russische Dirigent Waleri Gergijew, Chefdirigent der Münchner Philharmoniker, spricht auf einer Pressekonferenz der Philharmoniker im Gasteig.

Der russische Dirigent Waleri Gergijew (hier im Mai 2015) wollte sich nicht vom Angriffskrieg Russlands zu distanzieren. Die Stadt München zieht daher Konsequenzen.

Wer sich nicht von Putins Angriffskrieg auf die Ukraine distanziert, hat bei der Stadt München keinen Platz. Diese klare Botschaft senden die Verantwortlichen mit der Entlassung ihres bisherigen Chefdirigenten der Philharmoniker.

Keine klare Positionierung, aber klare Konsequenzen!

Die Stadt München entlässt den Chefdirigenten der Philharmoniker, Waleri Gergijew, wegen fehlender Distanzierung vom russischen Präsidenten Wladimir Putin und vom Einmarsch Russlands in die Ukraine.

„Es wird damit ab sofort keine weiteren Konzerte der Münchner Philharmoniker unter seiner Leitung geben“, erklärte der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) am Dienstag (1. März 2022). Auch andere künstlerische Institutionen wie das Festspielhaus Baden-Baden und die Bayerische Staatsoper zogen Konsequenzen.

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Wegen Putin: Stadt München entlässt den Chefdirigenten der Philharmoniker

Reiter hatte Gergijew, der seit 2015 Chefdirigent der Philharmoniker war, bereits am Freitag aufgefordert, sich klar von dem Angriffskrieg Russlands zu distanzieren. Er setzte ihm dafür eine Frist bis Montag, die Gergijew verstreichen ließ.

Gergijew habe sich trotz der Aufforderung, „sich eindeutig und unmissverständlich von dem brutalen Angriffskrieg zu distanzieren, den Putin gegen die Ukraine und nun insbesondere auch gegen unsere Partnerstadt Kiew führt“, nicht geäußert, erklärte Reiter. Er hätte erwartet, dass Gergijew „seine sehr positive Einschätzung“ des russischen Präsidenten Putin „überdenkt und revidiert“. Das sei nicht geschehen.

„In der aktuellen Situation wäre aber ein klares Signal für das Orchester, sein Publikum, die Öffentlichkeit und die Stadtpolitik unabdingbar gewesen, um weiter zusammenarbeiten zu können“, betonte Reiter. Deshalb bleibe als alleinige Option nur eine sofortige Trennung. Auch seine Münchner Künstleragentur vertritt ihn nicht länger.

Der in Moskau geborene Gergijew tritt in zahlreichen bekannten Konzerthäusern in aller Welt auf. Seit mehr als zwei Jahrzehnten leitet er auch das berühmte Mariinski-Theater in Sankt Petersburg.

Auch das Festspielhaus Baden-Baden stellte die Zusammenarbeit Gergijew ein. Den Ausschlag gegeben habe „die mangelnde Distanz von Herrn Gergijew zum aktuellen menschenverachtenden Vorgehen des russischen Präsidenten“. „Wir vertreten offensichtlich nicht mehr die gleichen Werte“, erklärte Intendant Benedikt Stampa am Montag. Gergijew war 24 Jahre lang regelmäßig Gast im Festspielhaus, das zu den größten Spielstätten der klassischen Musik in Europa zählt.

Ukraine-Krieg: Russische Operndiva Anna Netrebko zieht sich zurück

Die Bayerische Staatsoper beendete die Engagements sowohl mit Gergijew als auch mit der russischen Operndiva Anna Netrebko. Staatsintendant Serge Dorny begründete dies auf Twitter ebenfalls mit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und „einer fehlenden ausreichenden Distanzierung“ der beiden Musikstars.

Netrebko selbst erklärte, sie werde sich bis auf Weiteres aus dem Konzertleben zurückziehen. Damit fällt auch ein für Mittwoch (2. März 202) geplantes Konzert in der Hamburger Elbphilharmonie aus. „Es ist nicht die richtige Zeit für mich, aufzutreten und zu musizieren“, erklärte der Opernstar demnach. Das Hamburger Konzert wurde auf September verschoben.

Auch in anderen Ländern reagierten zahlreiche Kulturinstitutionen vor allem auf Gergijews Putin-Nähe. So enthob das Schweizer Verbier Festival Gergijew von seiner Position als Musikdirektor, weil dieser seit langem als Unterstützer von Putin bekannt sei. Zugleich sagte das Lucerne Festival für August geplante Konzerte Gergijews mit dem Mariinski-Orchester ab. (afp, sku)