In der deutschen Smart-Home-Dystopie „Cassandra“ lässt Netflix 70er-Retro-Chic mit dem erschreckenden Potenzial moderner Technik kollidieren. Die Doku „Die Derbys“ in der ARD Mediathek besucht konfliktreiche Fußballbegegnungen in drei Ländern. Welche Streaming-Highlights die kommende Woche noch bereithält, verrät die Übersicht.
Wenn der Haushaltsroboter zum Feind wirdDas sind die Streaming-Tipps der Woche
Die Entwicklung von Robotik und Künstlicher Intelligenz gab Anlass für so manche Dystopien: Man denke etwa an den Oscar-nominierten Action-Thriller „The Creator“ mit John David Washington aus dem Jahr 2023 oder an den Sci-Fi-Film „I, Robot“ mit Will Smith aus dem Jahr 2004, ebenfalls für den Oscar nominiert. In der deutschen Filmbranche hat sich nun der Regisseur und Drehbuchautor Benjamin Gutsche des Themas angenommen. Seine Mini-Serie „Cassandra“ erscheint Anfang Februar bei Netflix. Was die Streamer in den nächsten Tagen noch zu bieten haben, erfahren Sie in der Übersicht.
„Cassandra“ - Netflix
„Willkommen in meinem Haus“: Eigentlich hätten David (Michael Klammer) und Sam (Mina Tander) schon direkt zu Beginn der neuen Netflix-Serie „Cassandra“ (ab 6. Februar) das Ungemach erahnen können. Nach einem Schicksalsschlag innerhalb der Familie erhofft sich das Paar mit seinen Kindern Finn (Joshua Kantara) und Juno (Mary Amber Oseremen Tölle) einen Neuanfang in einem ruhig gelegenen Häuschen am Waldrand - sogar mit Pool, Partyraum und reichlich Platz.
Deutlich charakteristischer als das scheinbare Idyll sind dann aber die großen Bildschirme in jedem Zimmer, die sich nach Betätigung eines Hebels im Keller als Bestandteile eines antiquiert wirkenden, aber bestens funktionierenden Smart Homes aus den 1970er-Jahren entpuppen. Dazu gehört auch der dunkelrote Roboter mit viereckigem Kopf, leicht verzerrter Visage und allerlei praktischer Fähigkeiten für den Haushalt: Titel-“Heldin“ Cassandra (Lavinia Wilson).
Zunächst erkundet die Familie begeistert die neuen Möglichkeiten des Smart Homes. Einzig Sam scheint skeptisch gegenüber der intelligenten Haushaltshilfe zu sein. Und tatsächlich: Cassandra führt einen zunehmend kompromisslosen Feldzug gegen die zweifache Mutter, maximal manipulativ und hinter dem Rücken der restlichen Familienmitglieder. Wenn 70er-Jahre-Nostalgie auf hochmoderne Technik trifft: „Cassandra“ verbindet klug die schräge Optik der 70-er mit dem erschreckenden (Überwachungs-)Potenzial eines Smart Homes. Ohne Zweifel der Star der Serie ist Lavinia Wilson.
„Die Derbys - Legendäre Fußball-Duelle“ - ARD Mediathek
Menschen, die von Fußball keine Ahnung haben, würden den Begriff Derby vielleicht eher beim Pferderennen verorten. Tatsächlich bezeichnet man damit aber meistens die Begegnung zwischen zwei konkurrierenden Fußballvereinen, die sich in räumlich großer Nähe zueinander befinden. Die dreiteilige Dokumentation „Die Derbys - Die legendären Fußball-Duelle der Welt“ (ARD Mediathek, ab 1. Februar) blickt auf drei der berühmtesten: Glasgow Rangers gegen Celtic Glasgow in Schottland, das Hamburger Stadtduell HSV gegen St. Pauli sowie Boca Juniors gegen River Plate in Buenos Aires.
Der Begriff Derby geht wohl auf ein mittelalterliches Sportereignis zurück. Es fand jedes Jahr in Ashbourne, einer Stadt in der englischen Grafschaft Derbyshire, statt. Dabei duellierten sich ab dem 12. Jahrhundert die Einwohner in einem Rugby-ähnlichen Spiel. Im Falle der Fußballduelle, die in der Filmreihe vorgestellt werden, liegen die Ursprünge der Rivalität durchaus in gesellschaftlichen Unterschieden begründet.
In drei Filmen erforschen die Autoren Ben Wozny, Willem Konrad und Ole Zeisler nicht nur Stimmung und Geschichte rund um die Derbys, sondern auch Gründe für die Konkurrenz oder gar den Hass zwischen zwei Vereinen. Wie kommt es, dass man sich zum einen oder eben zum anderen Club hingezogen fühlt? Wie kam es, dass sich ein Fußballverein ein konträres Image zu dem des anderen erwarb? Warum hat die Vereinsliebe mithin religiöse Züge? Und lassen sich die Motive von einst heute überhaupt noch aufrechterhalten?
„Curfew“ - Paramount+
Eine alternative Realität in naher Zukunft: Im Zuge von „The Women's Safety Act“ (auf Deutsch: „Das Gesetz zur Sicherheit der Frau“) wurde in Großbritannien eine nächtliche Ausgangssperre für alle Männer erlassen. Zwischen 19 Uhr und 7 Uhr müssen alle Männer elektronische Fußfesseln tragen, die ihre Bewegungen genau überwachen. Die Medien berichten von einer weltweit einmaligen Maßnahmen. Viele Frauen feiern das unbeschwerte Nachtleben, bis das Unfassbare geschieht: Eine junge Frau wird auf brutale Weise ermordet. Die Polizistin Pamela Green (Sarah Parish) ist sich sicher: „Dieses Ausmaß an Gewalt - nur ein Mann kann so etwas getan haben.“ Doch es gibt einen Haken: Der Mord geschah bei Nacht.
Während Pamela Green fest entschlossen ist, den Schuldigen zu finden, formiert sich in der sechsteiligen britischen Serie „Curfew“ (ab 4. Februar, bei Paramount+) landesweiter Widerstand: Gegen ihre Ermittlungen und das Curfew-Projekt als Ganzes - mit unerwarteten, gefährlichen Folgen.
„Apple Cider Vinegar“ - Netflix
Inspiriert von einer wahren Geschichte begibt sich die True-Crime-Serie „Appel Cider Vinegar“ (ab 6. Februar, Netflix) zurück in eine Zeit, in der soziale Medien wie Instagram noch in den Kinderschuhen steckten: Belle Gibson (Kaitlyn Dever) ist Anfang 20, als sie die erschütternde Diagnose eines Hirntumors bekommt. Durch ein Online-Forum wird sie auf Milla (Alycia Debnam-Carey) aufmerksam: Auch sie ist an Krebs erkrankt und möchte mit einem gesunden Lebensstil dagegen kämpfen. Angestachelt von Millas Erfolg plant Belle, den gleichen Weg einzuschlagen. Sie entwickelt eine Wellness-App, schreibt ein Kochbuch und kann sich bald über viele Follower und finanzielle Einnahmen in sechsstelliger Höhe freuen. Doch es gibt einen Haken: Während etliche Krebskranke aus Belles Geschichte Hoffnung schöpfen, ist die junge Frau in Wahrheit kerngesund ...
„Apple Cider Vinegar“ wurde von dem Sachbuch „The Woman Who Fooled the World“ der Journalisten Beau Donelly and Nick Toscano inspiriert. Die echte Belle Gibson gab den Betrug 2015 in einem Interview zu. Für die falsche Behauptung, dass sie einen Großteil ihrer Einnahmen als Spende an wohltätige Organisationen weitergegeben habe, wurde sie 2017 zu einer Geldstrafe in Höhe von umgerechnet rund 275.000 Euro verurteilt. (tsch)