Es fing an als grandios witzige Übernahme von „Wer stiehlt mir die Show“ durch Ausnahme-Komiker Teddy Teclebrhan. Doch dann häuften sich die Pleiten und Pannen. Immer stärker mischte sich der Regisseur der ProSieben-Sendung ein und kritisierte das Chaos auf offener Bühne. Da platzte Teddy der Kragen.
„Du hältst die Fresse“Als seine Show-Premiere im Chaos versinkt, herrscht Teddy Teclebrhan die Regie an

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Aufeizend lässig: Teddy Teclebrhan (rechts) hatte in der Moderatoren-Rolle sichtlich Freude daran, Joko Winterscheidt schwitzen zu lassen. Doch dann kippte die Stimmung.
Pyro-Festspiele, Glitzerregen-Fontänen, satt groovende Beats und eine Choreo der Extraklasse: In der Vorwoche hatte Teddy Teclebrhan bei „Wer stiehlt mir die Show?“Joko Winterscheidt bezwungen und damit die Moderation gewonnen. Eine Woche später, bei seiner Premiere als ProSieben-Host, zog der Anarcho-Komiker aus dem Schwäbischen alle Register.
Mitgebracht hatte er zu seiner Feuertaufe nicht nur eine angebliche Tante, die in der ersten Reihe saß und sich mit Teddy in ihrer Muttersprache verständigte (bis sie gegen Ende der Sendung – welch Gag! – doch souverän ins Deutsche wechselte).
Weitere Verstärkung besorgte der 41-jährige Deutsch-Eritreer selbst – in Form von herrlich depperten Doppelgänger-Rollen, die er selbst für die Show eingespielt hatte.
WSMDS: Nach jeder Gewinnstufe gibt’s Maultaschen
Darunter befand sich ein aufreizend phlegmatischer, schwer schwäbelnder Schnauzbart-Träger, der immer wieder im Aufnahme-Technikraum gezeigt wurde. Dort sorgte er mit seinen unkonventionellen Anweisungen für reichlich Verwirrung.
Durch die Sendung selbst geisterte zudem ein forscher „Percy“, der verdächtig nach Teddy Teclebrhan mit einer strähnigen schwarzen Perücke aussah. Und zu allem Überfluss war da auch noch ein älterer Herr in einer US-Sportjacke, der ebenfalls mehr Unordnung als Ruhe in den Abläufen verbreitete.

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Rea Garvey tat sich und der Sendung den Gefallen, gute Laune zu verbreiten. Nicht immer fiel das leicht.
So weit, so erwartbar – und auch durchaus komisch. Originell waren die Maultaschen im Suppenteller, die anstelle der Spielmünzen für Siege in den einzelnen Spielrunden gereicht wurden.
Es wirkte so, als ob vor allem Teddy Teclebrhan selbst mächtig Spaß an seinem Auftritt – und seiner ersten Moderationstätigkeit – hatte. „Ich kann euch versprechen, es wird großartig“, sagte er gleich zu Beginn zu den ihn bejubelnden Kandidaten Rea Garvey, Heike Makatsch, Wildcard-Teilnehmer Niklas sowie natürlich Joko Winterscheidt, der diesmal die Quiz-Schulbank drücken musste.
„Du hast mich in der ersten Staffel auseinandergenommen“, sagte Teddy zu Joko. Jetzt wollte er den Widersacher leiden sehen. Und selbst auf cool machen. „Was für ein lockeres Gefühl, durch die Sendungen zu schlendern - und du hast keinen Stress“, freute sich Teddy.

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„Und ich gebe mir immer voll Mühe“, sagte Joko Winterscheidt, „dass die Sätze Sinn machen.“
Doch genau darin lag dann auch das Problem seines Anarcho-Ansatzes. Den Kein-Stress-Aspekt strapazierte er zunehmend stärker – letztlich dann über Gebühr. So nahm dann die noch immer beste Unterhaltungssendung im deutschen Fernsehen eine ungute Entwicklung: „Wer stiehlt Teddy Teclebrhan die Show?“ lief ernsthaft Gefahr, den originellen Geist des Quiz zu ruinieren – weil der Moderator überfordert wirkte und so manches gut vorbereitete Spiel-Vergnügen versemmelte.
Das sich zunehmend verstärkende Unwohlsein, das von den Kandidaten auch aufs Publikum (im Studio wie zu Hause) übersprang, hatte vor allem zwei Ursachen: Teddys allgemeine Unkonzentriertheit – und die zunehmend enervierende Unfähigkeit, einfache Moderationstexte fehlerfrei vorzutragen. Anfänglich wirkte es noch witzig, wenn Teddy damit kokettierte, die für ihn vorbereiteten Erklär- und Überleitungstexte nicht schnell genug vom Teleprompter ablesen zu können.
Zwischenzeitlich lieh ihm sogar Joko Winterscheidt seine Brille, um Teddy ein wenig auf Trab zu bringen. Ärgerlich wurde es allerdings dann, wenn er die Spielideen nicht korrekt ankündigen konnte – und so viel vom eigentümlichen Zauber der Show verloren zu gehen drohte.
Als das Chaos seinen Lauf nahm, meldete sich die Regie bei Teddy, um ihn zu korrigieren, falsche Ansagen richtigzustellen und ihn vor dem Abschweifen zu bewahren. „Wenn ich Aussetzer habe, spricht mir jemand ins Ohr“, erklärte der Moderationsnovize. Dann kam auch noch der Studio-Lautsprecher dazu – mehrfach.
Dumm nur: So richtig kam die Hilfe bei Teddy nicht an. Die Stimme aus dem Regie-Raum klang zunehmend genervt. „Ich bin nur verwundert“, sagte sie. „Nach der langen Probe, die wir zuvor gemacht haben, hast du alles vergessen.“ Da grinste der Moderator nur und meinte frech: „Das stimmt.“
Da wirkte auch Joko Winterscheidt irritiert. Nach einer besonders konfusen Teddy-Ansage beschwerte er sich: „Und ich gebe mir immer voll Mühe, dass die Sätze Sinn machen.“ Das sollte witzig klingen. Aber ein Kern echter Empörung mag dabei gewesen sein.
Weniger diplomatisch formulierte Kandidat Niklas sein Befremden: „Ich verstehe, warum es heute nur sieben Spiele sind“, sagt er, als Teddy mal wieder herumtrödelte. Der Moderator – nun in der Percy-Rolle – reagierte mit gespielter Schärfe. „Zieh mal dem Niklas zwei Punkte ab!“, forderte er die Regie zu einer Bestrafung auf. Doch die sagte nur: „Das können wir nicht machen.“
Kurze Zeit später war die Eskalation perfekt. Wieder geriet Teddy/Percy ins Labern – und die Show zog sich dahin. Da klinkte sich erneut die Off-Stimme des Regisseurs ein: „Percy, wir müssen weitermachen“, mahnte sie. Und wie reagierte der Komiker? Diesmal gar nicht mehr so souverän. „Du hältst die Fresse!“
Letztlich wirkte es dann fast erleichternd, dass die Sendung, deren Verlauf sich schleppte, dann doch noch zu einem in gewisser Weise versöhnlichen Ende kam. Dann nämlich, als Teddy in der Finalrunde erneut Joko Winterscheidt gegenüberstand – diesmal allerdings mit vertauschten Rollen. Joko eroberte sich die Moderation zurück. Für die nächste Sendung sind die Karten wieder frisch gemischt. Puh! (tsch)