Im ZDF versuchte man sich zur US-Wahl an Heiterkeit - Lego-Freiheitsstatue und Star-Gäste inklusive. Gute Stimmung wollte mit Blick auf die vorläufigen Wahlergebnisse dennoch nicht so recht aufkommen. Vor allem der frühere „heute journal“-Moderator Claus Kleber wählte drastische Worte.
ZDF-Mann wird in denkwürdiger Wahl-Nacht drastisch„Man kann sich als Demokrat nur erschießen“
Eine Show-Band, Live-Publikum, eine Freiheitsstatue aus Legosteinen sowie eine Moderatorin, die immer wieder über die Namen ihrer Gäste stolperte oder von den falschen Spickzetteln ablas: Das, was das ZDF seinem Publikum zur US-Wahl auftischte, war beinahe so bizarr wie der amerikanische Wahlkampf der vergangenen Wochen.
Dass in der gefühlt unendlich langen „Nacht der Entscheidung“ dennoch keine ausgelassene Stimmung aufkam, könnte daran liegen, dass sich keiner der Gäste in Berlin seine Kleidung vom Leibe riss, wie es der Wrestler Hulk Hogan bei der Wahlveranstaltung von Donald Trump getan hatte. Und an einen rappenden Barack Obama der Demokraten kamen selbst die Slapstick-Erklärvideos nicht heran, mit denen Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim und ihr Team so unerklärbare Dinge wie das amerikanische Wahlsystem verständlich machen wollten.
Vielleicht lag es aber auch daran, dass in Deutschland eben doch eher Inhalte zählen als das Spektakel.
„Es ist wie ein Autounfall, der ganz langsam in Slow Motion abläuft“
Recht amerikanisch mutete derweil der ohrenbetäubende, rot blinkende Buzzer im ZDF-Studio an. Mit dem brachte Stefan Leifert seine Moderatoren-Kollegin Shakuntala Banerjee immer wieder aus der Fassung und die Diskussion zu einem jähen Ende, um das Wahlergebnis aus einem Bundesstaat zu verkünden. „Und meine Frage ist wieder weg“, jammerte Shakuntala Banerjee in gespielter Verzweiflung. Dabei hatte Schauspielerin, Moderatorin und Komikerin Katjana Gerz doch gerade stolz ein Foto präsentiert, das die Deutsch-Amerikanerin beim Faxen ihres Briefwahlzettels nach Kalifornien zeigte.
Weg war nun nicht nur die Frage, sondern vor allem die gute Laune angesichts des sich gegen drei Uhr morgens abzeichnenden Zwischenstands: Viele gelbe und damit unentschiedene Flecken, aber noch mehr rote, also republikanische Felder zeigte die Landkarte der USA zu diesem Zeitpunkt. „Es ist wie ein Autounfall, der ganz langsam in Slow Motion abläuft“, beschrieb Gerz ihr Gefühl. Noch sei sie optimistisch, dass es sich in die richtige Richtung entwickelte. „Aber wenn ich die Zahlen sehe, bin ich traurig.“
„Egal, ob Inhalt - Hauptsache, es knallt!“
„Wenn man jetzt die Karte sieht, kann man sich als Demokrat nur erschießen“, lautete der trockene Kommentar des ehemaligen „heute journal“-Moderators Claus Kleber. Gänzlich gab er sich dem Pessimismus jedoch noch nicht hin: 2020 hätte es zu dieser Zeit ähnlich ausgesehen, bevor sich das Bild gedreht hätte. Später waren die Reste seiner Zuversicht schon spürbar verflogen: „Es ist ein schlimmer Morgen für Millionen Amerikaner. Nicht wie für uns, die das beobachten.“
So wartet die ganze Welt weiterhin auf die Auszählungen. Noch ist nicht entschieden, wer das Rennen macht - und auch dann bleibt weiterhin die Frage offen, ob das Ergebnis auch anerkannt wird. Bis dahin wird einfach weiter Show gemacht. Oder, wie es Wahlkampf-Experte Julius van de Laar zusammenfasste: „Egal, ob Inhalt - Hauptsache, es knallt!“
ARD-Mann Zamperoni verwechselt Donald Duck und Donald Trump
Nicht ganz rund lief es derweil auch bei den ARD-Kollegen. Ausgerechnet Ingo Zamperoni, der mit dem „Tagesthemen“-Team in Washington D.C. weilt, verwechselte die Disney-Welt mit dem realen, kaum zu glaubenden Wahnsinn: „Frau Fix, wir haben's gerade gehört, Donald Duck ... Trump ... würde eine Wahlniederlage vermutlich nicht akzeptieren, aber was passiert dann, was wird dann befürchtet?“
Die von Zamperoni angesprochene Politikwissenschaftlerin Liana Fix antwortete, als hätte sie den kuriosen Versprecher gar nicht wahrgenommen. Vielleicht stand ihr an diesem denkwürdigen „Election Day“ auch einfach nicht der Sinn nach Humor. (tsch)