„Klare und beunruhigende Worte“ vernahm ZDF-Moderatorin Eva-Maria Lemke am Dienstag im ZDF-“Morgenmagazin“. Die zugeschaltete Ex-NATO-Strategin Stefanie Babst warnte die Europäer davor, „sich noch irgendwie an die USA zu klammern“. Donald Trump habe längst begonnen, die NATO „zu zerstören“.
Im ZDF-momaModeratorin fragt nach Bündnistreue der USA, da wird Ex-NATO-Strategin deutlich: „Hat sich erledigt“
Acht Jahre lang leitete sie den strategischen Planungsstab der NATO in Brüssel. Eine kritische Situation, wie sie sich aktuell für das Verteidigungsbündnis darstellt, hätte sich Stefanie Babst wohl bis vor Kurzem nicht ausmalen können.
Zugeschaltet im ZDF-„Morgenmagazin“ wurde die Politologin und Russland-Expertin zunächst mit der Anordnung Donald Trumps konfrontiert, die US-Militärhilfen für die Ukraine auszusetzen.
Ex-NATO-Strategin: „Das halte ich für eine Frage, die sich erledigt hat“
„Können die Europäer das kurzfristig ausgleichen?“, wollte Moderatorin Eva-Maria Lemke wissen.
„Das werden sie müssen. Sie haben keine andere Wahl“, lautete die eindeutige Antwort der ehemaligen NATO-Chefstrategin. Präsident Trump habe die Seiten gewechselt und versuche nun, den Ukrainern und ihren europäischen Partnern einen „Deal“ aufzudrängen. „Das kann de facto keine Option für uns sein, weil dieser Deal nichts anderes wäre als die Kapitulation der Ukraine“, argumentierte Babst.
Ein Frieden sei noch immer weit entfernt, sagte die Expertin, „weil die russische Seite überhaupt kein Interesse an Friedensverhandlungen hat. Jeden einzelnen Tag greift sie Ukraine an, sie weigert sich, mit Präsident Selenskyj zu sprechen, sie weigert sich, mit Europa zu sprechen.“
Selbst ein Rücktritt Selenskyjs nach dem Eklat im Weißen Haus würde „im Endergebnis bedeuten, dass die Ukraine ins Chaos stürzt und sich der russischen Aggression komplett unterwerfen würde“. Das jedoch könne nicht im Interesse Europas sein: „Wir müssen ganz eindeutig dagegenhalten und die Ukraine nach Kräften militärisch unterstützen.“

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Oberst André Wüstner sprach mit ZDF-Moderatorin Dunja Hayali über die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands. (Bild: ZDF)
Deutlich wurde die Expertin auch auf eine Nachfrage zur Bündnistreue der Vereinigten Staaten: „Können wir uns der Unterstützung der USA wirklich noch sicher sein?“ - „Das halte ich für eine Frage, die sich erledigt hat“, erwiderte Stefanie Babst. „Wir haben einen amerikanischen Präsidenten, der eins zu eins das Kreml-Narrativ bedient, der nicht nur mit Worten die Seiten gewechselt hat, sondern auch ganz konkret mit Taten.“ Dabei spielte sie darauf an, dass die USA jüngst die offensiven und defensiven Cyber-Aktivitäten gegen Russland ausgesetzt haben.
Es sei falsch, „sich noch irgendwie an die USA zu klammern“
Hoffnungen, noch Einfluss auf die Politik Donald Trumps nehmen zu können, sollten sich die Europäer nicht machen, mahnte die Politologin: „De facto haben die Amerikaner leider bereits begonnen, das transatlantische Bündnis so massiv zu zerstören (...), dass wir als Europäer uns von der Prämisse verabschieden müssen, wir könnten in irgendeiner Form diese Administration noch bei der Stange halten oder in ihrem Kurs beeinflussen. Das halte ich für irreführend.“
Stattdessen solle man sich mit Demokratien wie Japan, Südkorea und Kanada „viel enger verbinden, um auf breiter Front dem Aggressor Russland, aber leider auch dem Disruptor Trump etwas entgegenzusetzen“. Falsch sei es, „sich noch irgendwie an die USA zu klammern“.
Ähnlich argumentierte am Dienstag (4. März 2025) im ZDF-„Morgenmagazin“ Oberst André Wüstner. Der Vorsitzende des Deutschen Bundeswehrverbandes erklärte: „Wer verteidigungsfähig ist, schreckt ab und garantiert damit Frieden in Freiheit. Wer das nicht ist, wer nicht verteidigungsfähig ist, lädt ein. Und wir dürfen uns nicht nur auf die Ukraine konzentrieren, sondern auf das Gebaren Russlands in Gänze.“
Er gehe von einem deutlich höheren Bedarf als den diskutierten 400 Milliarden Euro Sondervermögen für die Bundeswehr aus, „weil wir von mindestens einer Dekade an Bedrohungen ausgehen“. (tsch)