Thementage, Dokumentationen, Spielfilm-Erstaufführungen - als wäre die ARTE-Bescherung nicht schon groß genug, lenkt der Kulturkanal ARTE nun anlässlich der 1.000. Sendung seiner „Reportagen aus der ganzen Welt“ das Augenmerk auf diese wichtige Reihe am Samstagnachmittag.
Zum tausendsten Mal nahe an den Menschen20 Jahre „Reportagen aus der ganzen Welt“

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2017 wurde die ARTE-Reportage „Die Kinder von Aleppo“ für einen Dokumentarfilm-Oscar nominiert. In der Jubiläumsreihe anlässlich der Ausgabe der 1.000. „ARTE Reportage“ am Samstag, 15. März, hat sich der Reporter Marcel Mettelsiefen noch einmal nach den inzwischen nach Deutschland geflüchteten Kindern von damals umgesehen und gefragt, was aus ihnen geworden ist. (Bild: ARTE / Marcel Mettelsiefen)
Bei all den tollen Kultursendungen, Spielfilmpremieren und Dokumentationen im ARTE-Programm ist eine wichtige Sendereihe am Samstagnachmittag (17.25 Uhr) leicht zu übersehen. Damit sich das künftig ändern möge, sendet ARTE aus Anlass der 1000. „Reportage aus der ganzen Welt“ in vier Sondersendungen das Beste aus 20 Jahren. Insgesamt berichteten seit 2004 60 Reporterinnen und Reporter, die sich stets durch ihre so zurückhaltende wie Personen-nahe Berichterstattung aus aller Welt auszeichneten.
1.000 Magazinfolgen und 2.000 Reportagen werden es am 15. März 2025 sein: die Auswahl fiel da sicher nicht ganz leicht. Die fundierten Reportagen, ohne das sonst häufig übliche Kommentatorengespreize vor der Kamera, kommen von allen Kontinenten, von Asien bis Südamerika, von Grönland bis Afrika. „ARTE Reportage hat die großen Umwälzungen zu Beginn des neuen Jahrhunderts dokumentiert: die Rückkehr der Kriege, die Tragödie der Migration“, verkündet der Sender stolz, „aber auch die Resilienz, die Lösungen, um sich anzupassen, um Widerstand zu leisten, für die Träume von einer anderen Welt“ seien nie zu kurz gekommen.
„Jubiläumsreihe“ beginnt mit Reportage aus Georgien

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Andrea Fies und William Irigoyen präsentieren das Internationale Reportagemagazin bei ARTE. Gesendet wird das Magazin seit 2004. (Bild: ARTE)
Die Ukraine, das Wüten von Putins Soldaten seit dem Februar 2022, ist immer wieder bedacht worden mit vielfältigen Reportagen. ARTE war mit Dokustorys dabei, als im Nordosten des Landes 2022 in zurückeroberten Gebieten Massengräber gefunden und die Leichen toter Soldaten und Zivilisten freigelegt wurden, als willkürlich genommene Folteropfer von ihrem Schicksal berichteten. Nie spekulativ und trotzdem nah am Geschehen.
Nach 20 Jahren sehen verschiedene Reporterinnen und Reporter nach, was aus den einst Porträtierten geworden ist. Dass die „Jubiläumsreihe“ nun mit einer Sendung der Reporterin Manon Loizeau über Georgien beginnt (Samstag, 8. März, 17.25 Uhr) liegt daran, dass die Reporterin in der allerersten Sendung der Reihe vor 20 Jahren aus einer Entbindungsstation im zerstörten Grosny (Tschetschenien) berichtete. In ihrem neuen Film „Georgien: der geplatzte Traum von Europa“ erklären die Einheimischen ihre neue Angst, es könne ihnen Gleiches wie den Menschen in der Ukraine widerfahren.
Am Samstag, 15. März, erinnert dann der 2017 für den Oscar nominierte deutsche Reporter und Dokumentarist Marcel Mettelsiefen noch einmal an die Kinder aus dem zerstörten Syrien, die er 2014 porträtierte. Was ist aus den „Kindern von der Front“, die er in Aleppo filmte, elf Jahre danach geworden? Wie stehen sie zur neuen Regierung nach dem Sturz des Diktators Baschar al-Assad?
In“Syrien / USA: Das Schicksal eines Heimatlosen“ richtet am 22. März Thomas Dandois den Blick noch einmal auf einen syrischen Flüchtling, der weit entfernt von seiner Heimat im Rio Grande, an der Grenze zwischen USA und Mexiko ertrank. Dandois gibt damit einem Menschen seine Identität zurück - jenseits aller Zahlen, hinter denen sich in Wahrheit vielfältige Schicksale verbergen. - Von widerstandsfähigen Frauen berichten schließlich am 29. März zwei Reportagen, in denen „der Traum von einer anderen Welt“ geschildert wird. Solène Chalvon-Fioriti bringt Hamida Aman, die Gründerin des Radios Begum in Afghanistan, mit ins Studio. Der inzwischen verbotene Sender strahlte einst Schulprogramme für afghanische Mädchen aus. Und in „Ukraine: Ein Engel aus Deutschland“ erzählt Uwe Lothar von einer mutigen Frau, die sich für die Menschen in der Ukraine einsetzte und unter Lebensgefahr ukrainische Soldaten versorgte.
Nichts soll gesendet und vergessen sein in einer besonders im TV (trotz aller Online-Dienste) schnelllebigen Zeit. Zu Krisenzeiten wie dieser tut die Rückkehr zu prekären Schauplätzen und die Besinnung auf konkrete Veränderungen besonders Not. - Online wird das Programm durch weitere Best-of-Sendungen und Werkstattberichte erweitert. Immerhin blickt die ARTE-Reportage bereits auf über acht Millionen Videoaufrufe zurück. Guter TV-Journalismus kommt an. Noch immer. (tsch)