Auseinander GelebtSeit 10 Jahren muss ich meine Sexualität unterdrücken

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Frustriert: Soll ich mich von ihm trennen?
Liebe Beatrice.
Ich fühle mich seit geraumer Zeit sehr unwohl und bin sehr unglücklich. Ich bin seit über 10 Jahren mit meinem Mann zusammen und wir haben 2 Kinder. Das Hauptproblem liegt darin, dass ich meine eigene Sexualität ständig unterdrücken muss. Am Anfang meiner Beziehung hat mich mein Mann auf Annäherungsversuche meinerseits ziemlich schroff abgewiesen und mir dann deutlich gesagt, dass er es total abturnend findet, wenn ihm eine Frau ganz klar und deutlich zu verstehen gibt, dass sie geil ist bzw. Lust auf Sex hat.
Ich war damals ziemlich erschrocken und habe mich im Laufe der Jahre rein sexuell gesehen total verändert. Sogar beim Sex mit meinem Mann habe ich mich nicht getraut mich selber anzufassen, oder selber Initiative zu ergreifen, oder meinen Spaß am Sex offen zu zeigen. Dabei war ich bei anderen Männern oft diejenige, die die Führung übernommen hat und ihre Ideen einbrachte.
Die letzten Jahre war ich mit Kindern und Hausbau/Umzug Einrichtung beschäftigt. Klar hatten wir Sex, so einmal die Woche und meistens immer das gleiche Standardprogramm. Immer wieder habe ich zwischendurch mal versucht, von mir aus auf meinen Mann zuzugehen. Ich habe mir schöne Wäsche angezogen, ich habe erotische Fotos von mir gemacht, ich habe ihm Mails geschrieben, in denen ich ihm gesagt habe, dass ich es auch gerne mal anders hätte.
Ich habe kleine Zutaten besorgt (z.B. Massageöl, Noppenkondome). NICHTS, der Sex hat sich nicht geändert und ich werde mit meiner Lust weiter abgewiesen.
Am schlimmsten ist es für mich seit ca. einem Jahr, seitdem ich weiß, dass mein Mann sich diverse Pornofilme aus dem Internet auf einen USB-Stick speichert und sich regelmäßig selbstbefriedigt.
Mittlerweile haben wir nur noch alle 2 Wochen Sex und es ist langweilig wie immer. Ich verschließe mich zur Zeit ganz und eine Trennung wird für mich immer aktueller. Dann frage ich mich wieder, ob ich vielleicht nicht normal bin, weil ich daraus so ein Problem mache. Ich bekomme die Bilder von seinem USB-Stick nicht aus dem Kopf, Filme mit leichtem SM-Charakter, Gruppensex und vieles mehr. Die Frauen natürlich immer blutjung. Die Tatsache, dass er Pornos schaut und sich einen runter holt, wäre für mich nicht schlimm, aber unser eigenes Sexleben bleibt immer mehr auf der Strecke. Er redet mit mir nicht. Wenn ich ihn frage, ob er glücklich ist, was er anders haben möchte, ob wir uns zusammen mal Anregungen im Netz anschauen sollen, dann kommt da NIX!
Ich will und kann so nicht mehr mit ihm zusammen leben. Es fängt an mich anzuekeln, wenn er mich anfasst. Immer wenn ich Abends versuche mit ihm zu sprechen und ihm von meiner Wut, Traurigkeit erzähle, tut er am nächsten Tag so, als ob nichts gewesen wäre.
Ich weiß echt nicht mehr, was ich machen soll.
Verzweifelte Grüße, Lady Chatterley (33)
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Liebe Lady Chatterley,
Du fragst dich "immer wieder, ob ich vielleicht nicht normal bin, weil ich daraus so ein Problem mache". Ich denke, du bist in allem "normal", es ist eher dein Mann, der nicht ganz rund läuft. Und ich verstehe deinen Ärger und deinen Frust sehr gut!
Die meisten Männer würden sich sehr freuen über eine sexuell aktive, lustvolle und experimentierfreudige Partnerin, und diese Eigenschaften sind ja auch wirklich wünschenswert. Dagegen der Deine scheint in Sachen Sex total überholte Maßstäbe zu haben und verklemmt zu sein... und was ich echt schlimm finde, ist nicht nur, dass er dich damals hingestellt hat, als wärst du ein geiles Flittchen, sondern auch dass er kein Stück auf dich eingeht und dass deine eigene wunderbare Sexualität jetzt verkrüppelt und verkommen ist. Und nun musst du noch mit ansehen, wie er sich an fremden geilen Bildern austobt, statt endlich eurer gemeinsamen Sexualität mehr Spielraum zu geben! Klar bist du geschockt, frustriert, verwirrt und wütend.
Allerdings frage ich mich auch ernsthaft: Warum hast du so einen verklemmten, lustfeindlichen Mann geheiratet??? Wie mir scheint, ist er ja nicht nur das, sondern er geht in vielem nicht auf dich ein und neigt dazu, unsensibel zu sein, oder?
Nun kann es auch sein, dass er in seiner Kindheit sexuell negativ geprägt wurde. So etwas könnte man versuchen, in einer Paartherapie zu lösen. Aber die Frage ist auch, ob da von seiner und deiner Seite noch genug Liebe da ist?
Wenn du versuchen willst, deine Ehe zu retten und dieses lahme Sexleben endlich auf Vordermann zu bringen, musst du dich auf eine lange und intensive Arbeit (auch mit finanziellem Einsatz) gefasst machen. Falls du dazu bereit bist, dann fordere deinen Mann auf, mit dir oder auch allein so eine Therapie zu machen - drohe notfalls mit Trennung und mach sie auch wahr, wenn die Drohung nicht ausreicht. Tja und wenn er trotzdem nichts ändern will - dann kannst du dich guten Gewissens trennen.
Liebe Grüße, Beatrice